Herdecke/Wetter. Das Hochwasser der Ruhr hat einige Sportvereine in Wetter und Herdecke massiv getroffen. Wie es in den Klubs am Fluss aussieht:

Am ersten Unwetter-Tag war nur der Sportbetrieb an der Ruhr lahm gelegt worden, dann aber erwischte das Tief „Bernd“ mit seinen Starkregenereignissen und dem Hochwasser von Flüssen und Bächen auch die Sportvereine an der Ruhr in Wetter und Herdecke massiv. Etwa den Herdecker Kanuclub oder den RC Mark Wetter, bei denen die Bootshäuser voll liefen. Oder den Herdecker Tennis-Club auf der anderen Ruhrseite, dessen Anlage mit Plätzen und Vereinsheim komplett geflutet wurde. Ein Überblick:

Unter Wasser liegen die Canadier beim Herdecker Kanuclub.
Unter Wasser liegen die Canadier beim Herdecker Kanuclub. © Herdecker Kanuclub

Beim an der Ruhr und dem Herdecker Bach gelegenen Herdecker Kanuclub (HKC) änderte sich die zunächst entspannte Lage am Mittwochabend schlagartig. „Man konnte dem steigenden Wasser zusehen, wie es zuerst auf das Gelände und in der Nacht auch in das Bootshaus zog“, berichtet Klubsprecher Thomas Spenner, „das ging so rasend schnell.“ Vereinsmitglieder räumten Wohnwagen und Boote zunächst auf den Parkplatz und ans Bootshaus, das reichte bald aber auch nicht mehr. Zwei Wohnwagen waren schon nicht mehr von der Wiese zu bekommen, für sie kam jede Hilfe zu spät. Und da der Herdecker Bach durch den Rückstau der anschwellenden Ruhr nicht mehr abfließen konnte, suchte er sich den Weg über das HKC-Gelände. Die Großkanadier kamen so ins Schwimmen, im Boothaus stand das Wasser in der Nacht 50 Zentimeter hoch, die Gegenstände dort lagerte man – wenn möglich – auf höhere Regale. „Wenigstens haben wir es noch geschafft, alles vom Strom zu nehmen“, sagt Spenner, der allerdings befürchtet: „Von dem Material wird wohl vieles Schrott sein.“

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Wie groß der Schaden ist, können die Kanuten aber erst ermessen, wenn das Wasser abgelaufen ist und man wieder ins Bootshaus kann. „Frühestens am Donnerstag werden wir dort aufmachen können und sehen, was passiert ist, wahrscheinlich wird es noch länger dauern. Wir kommen ja nicht auf unser Gelände“, sagt Spenner, der auch die Mitglieder zur Geduld mahnte: „Bitte betretet das Gelände nicht, solange das Wasser noch darüber strömt.“ Erst danach, der Verein werde es mitteilen, könne man „mit Pumpe, Flitscher, Eimer und Lappen“ kommen und bei den Aufräumarbeiten mithelfen. Das alte Bootshaus habe oft unter Wasser gestanden, betonte Spenner, das 1990 erbaute neue Gebäude bisher dagegen noch nie.

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Ruderclub kommt glimpflich davon

So hoch wie noch nie bisher steigt das Wasser beim Ruderclub Westfalen Herdecke.
So hoch wie noch nie bisher steigt das Wasser beim Ruderclub Westfalen Herdecke. © Steffen Gerber | Steffen Gerber

„So hoch hatten wir das Wasser hier noch nie“, sagte zwar auch Klubchef Thomas Bieber vom benachbarten Ruderclub „Westfalen“ Herdecke, man habe aber noch Glück gehabt: „Wir sind noch relativ glimpflich davon gekommen, haben keinen Schaden.“ Wohl auch, weil das Bootshaus des Vereins knapp über der Hochwasser-Linie liege. Bieber: „Aber auch bei uns ist das Wasser fast in den Saal hineingelaufen.“ Er geht davon aus, dass auch die Wohnbebauung im Mühlencenter die Lage verschlimmert haben könnte, weil die Ruhr in die bisherigen Wiesen dort nicht mehr ausufern könne.

„Land unter“ meldete auch der Segelverein Herdecke schon am Mittwoch, den ganzen Tag bis in den späten Abend sicherten dort Mitglieder die Boote und Stege. Bisher sei man dort nicht noch gravierender betroffen, sagte Sprecher Matthias Boldt, schränkte aber auch ein: „Wenn der Pegel der Ruhr nicht noch mehr steigt.“

Gleich mit seinen beiden Vereinen getroffen war Philipp Krokowski. Zunächst war der Mit-Organisator des Herdecker Citylaufs vom TSV Herdecke 1863 nach einem Hilferuf am Bleichstein gefragt. Da dort der Sportplatz, dessen Drainage schon lange nicht mehr richtig funktioniere, vollgelaufen war, lief das Wasser am Abend auch in Keller, Garage und Sporthalle des TSV-Vereinsheims. „Mit der Hilfe von 30 Vereinsmitgliedern konnten wir alles trocken legen“, sagt Krokowski.

Wohl kein Tennis mehr möglich

Beim Herdecker Tennisclub sind die Plätze überflutet, das Wasser steht zum Teil 1,60 Meter hoch.
Beim Herdecker Tennisclub sind die Plätze überflutet, das Wasser steht zum Teil 1,60 Meter hoch. © Herdecker Tennisclub | Herdecker Tennisclub

Das konnte beim Herdecker Tennisclub auf der anderen Seite der Ruhr, bei dem Krokowski Sportwart ist und im Anschluss vorbeischaute, nicht gelingen. „Die Anlage ist komplett geflutet, eine Katastrophe“, sagt er. Am Donnerstagmorgen standen die Tennisplätze des HKC 1,60 Meter unter Wasser, der Keller des Vereinsheims am Vorhaller Weg war vollgelaufen, in der ersten Etage stand das Wasser einen Meter. Auch hier können die Vereinsverantwortlichen die Schäden erst ermessen, wenn sie ins Klubheim hinein kommen. Krokowski: „Und ich weiß nicht, ob die Plätze in diesem Jahr überhaupt noch bespielbar sind.“

Auch das Gelände des am Vorhaller Weg benachbarten KV Wasserwanderer Hagen ist überflutet, wie der Verein meldete. Der Vereinsbetrieb ist eingestellt, die Zufahrtswege sind gesperrt, für Nicht-Mitglieder ist der Zugang untersagt.

Kritisch war die Lage auch in Wetter am Obergraben. „Durch den gestrigen Starkregen gab es eine mittelgroße Überschwemmung auf dem Außengelände unserer beider Rudervereine“, erklärte die SG Demag Wetter. Durch das aufstauende Regenwasser, das nicht schnell genug in den Boden versickern konnte, sei die Bootshalle des Nachbarvereins RC Mark Wetter bis in die unteren Sanitärräume vollgelaufen. Durch gemeinsames Anpacken und die Bereitstellung einer größeren Tauchpumpe mit Schlauch durch die DLRG Wetter habe man nach einigen Stunden Herr der Lage werden können. „Den RC Mark hat es getroffen, wir haben die Pumpen noch rechtzeitig auf Dauerbetrieb stellen können“, sagt Klaus Ullrichskötter von den Demag-Ruderern. Man sei am Gelände gewesen, weil man die Boote für eine Wanderfahrt auf dem Möhnesee am Wochenende auf einen Anhänger geladen habe. „Der Anhänger ist beladen. Wir hoffen noch, dass wir am Freitag starten können“, sagt er.

Warnung vor weiterem Anstieg

„Bis auf das Wasser am Hang sind wir noch nicht betroffen“, berichtete der am Harkortsee gelegene Kanuclub Wetter am Donnerstag morgen. Man hoffe angesichts der „schrecklichen Bilder von befreundeten Vereinen“, dass die Schäden dort nicht überhand nehmen.

Allerdings drohte den Sportvereinen an der Ruhr in Wetter und Herdecke weiteres Ungemach. Am Donnerstag Nachmittag wurde per Warnmeldung angekündigt, dass man das Stauwehr in Wickede-Echthausen, das zu brechen drohe, öffnen müsse. Und durch die so frei gesetzten Wassermassen sein ein weiterer Anstieg der Ruhr möglich.