Niedernhausen/Hagen. Hagener Dartspieler René Eidams findet bei der Super League mit 60 Kilogramm weniger zu alter Stärke zurück. Und schielt wieder in Richtung WM.

Wieder zurück in der Spur ist der bekannteste und erfolgreichste Hagener Dartspieler René Eidams. Nach einer Formkrise im letzten Jahr, wo Eidams bei der deutschen Super League in seiner Gruppe den vorletzten Platz belegte, präsentierte sich der Hagener, der für Aufsehen sorgte, als er bei der Weltmeisterschaft 2015 Superstar Michael van Gerwen am Rande einer Niederlage hatte, in diesem Jahr stark.

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Unter Quarantänebedingungen in einem Hotel konnte ein Kräftemessen der 24 besten deutschen Darter von der PDC Europe ausgetragen werden. ‚,The Cube‘‘ (dt. der Würfel) spielte sich souverän in die Endrunde, nachdem ihm nur ein Sieg zum Gewinn von einer der vier Vorrundengruppen fehlte. 16 Teilnehmer schafften es in die Hauptrunde. Auch dort flogen die Pfeile des 32-Jährigen oftmals dort hin, wo sie hin sollten. Denkbar knapp verpasste Eidams das Viertelfinale, nur ein Leg mehr hätte ihm in seinem letzen Spiel beim 1:6 gegen Gruppensieger Lukas Wenig gereicht. Ob seine verbesserte körperliche Verfassung dabei eine Rolle gespielt hat und wie er selbst die letzte Zeit gesehen hat - darüber sprach der Dartshop-Inhaber im Interview.

René Eidams, Ihr Spitzname ‚,The Cube‘‘, den Sie sich vor vielen Jahren aufgrund Ihres Körperbaus angeeignet haben, ist nicht mehr Programm. Wie haben Sie es geschafft, sich in eine so gute körperliche Verfassung zu bringen? Ist das ausschlaggebend dafür gewesen, wieder zu einem stärkeren Spiel zu finden?

Im wahrsten Sinne gut in Form: Dartspieler René Eidams achtet nicht nur streng auf seine Ernährung, sondern kommt auch wieder zum regelmäßigen Training.
Im wahrsten Sinne gut in Form: Dartspieler René Eidams achtet nicht nur streng auf seine Ernährung, sondern kommt auch wieder zum regelmäßigen Training. © WP | Privat

René Eidams Ich habe 60 Kilo abgenommen, dafür aber auch 15 Monate auf einiges verzichtet. Zum Beispiel habe ich keinen Alkohol mehr getrunken, die Ernährung umgestellt und nach dem Motto ‚,Friss die Hälfte‘‘ gegessen. Das Ganze hat aber nicht dazu beigetragen, dass ich wieder zu meiner alten Stärke gefunden habe. Das kommt tatsächlich durch viel Training in letzter Zeit. Ich habe mein Business ein bisschen umgestellt, indem ich einen Mitarbeiter in meinem Darts-Shop eingestellt habe. Wir wuppen das ganz gut zusammen, so dass ich wieder mehr Zeit habe für das Eigentliche, das Darts-Spielen, was meiner Leistung guttut. Mein Spitzname bleibt aber selbstverständlich auch weiterhin bestehen, daran ändert sich nichts.

Welche Ziele hatten Sie sich für Ihre Teilnahme bei der Super League gesetzt?

Mein Ziel war es nicht aus der Liga abzusteigen, weil ich wusste, dass die Liga reformiert wird und auch die deutschen Tour-Karten-Besitzer dabei sein werden, was das Niveau ordentlich anhebt. Letztes Jahr gab es wegen Corona keine Absteiger, aber dieses Jahr konnten wieder welche absteigen. Dementsprechend war mein großes Ziel in der Liga zu bleiben. Denn ein Abstieg wäre für mich, gerade nach der ganzen investierten Trainingszeit, natürlich ein großer Rückschlag gewesen.

Hat sich dieses Ziel im Verlauf des Turniers geändert?

Nein, geändert hat sich das Ziel nicht. Mein Motto war klar: Bleib in der Liga, spiel gute Darts, belohne dich für das harte Training und zeig einfach, dass du Darts spielen kannst.

Wann haben Sie gemerkt, dass Sie in der Lage sind, wieder an Ihre alten Leistungen anknüpfen zu können?

Das erste Mal festgestellt, dass ich noch Darts spielen und zu alter Stärke zurückfinden kann, war eigentlich beim Turnier der „Q-School“ (dort können sich Amateure für die Profiturniere qualifizieren, d. Red.) Anfang des Jahres. Dann war es bei der Super League so weit, dass ich gemerkt habe: Okay, da geht wieder was, das Training hat sich dann doch gelohnt. Denn im Verlauf der letzten Monate war es schon mal so, dass ich gedacht habe: Das Ganze bringt irgendwie nichts, die Leistungen sind nicht spürbar besser geworden.

Mit nur einem siegreichen Durchgang, dem sogenannten Leg, mehr wären Sie im Viertelfinale gewesen und hätten sogar noch Chancen auf den Titel und die damit verbundene Teilnahme bei der Darts-WM im Dezember gehabt. Wussten Sie vor dem letzten Spiel, dass Sie mindestens zwei Legs brauchen?

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Ein Kollege hat mir das kurz vorher noch geschrieben, was ich leider auch noch gelesen habe, bevor ich mein Handy in den Flugmodus geschaltet habe, aber so ist das halt. Das sorgt dann schon für Druck. Aber ehrlicherweise bin ich da gar nicht so traurig drüber, mein Ziel ist erreicht gewesen, dementsprechend bin ich mit der Sache sehr positiv umgegangen und habe mich nicht lange damit beschäftigt. Mein Gegner Lukas ist ein sehr guter Spieler, was er auch im Verlauf des Turniers gezeigt hat. Er ist quasi auch ein Spieler von mir, da er bei Cube-Darts unter Vertrag steht, wir sind Kumpels und da war von vornherein klar, dass wir einen fairen Wettkampf haben und er mich nicht ein paar Legs gewinnen lässt, das kam gar nicht in Frage. Dementsprechend hat er voll durchgezogen und mich mit seiner Qualität überrumpelt.

Wie bewerten Sie rückblickend Ihre Leistung in der Super League? Und haben Sie schon weitere Turniere geplant?

Meine Leistung war, glaube ich, ganz okay, ich bin noch nicht bei 100 Prozent, dazu ist es dann einfach noch zu wenig Training und auch zu wenig Wettkampf. Mein Training ist intensiviert, das behalte ich so bei, auch wenn ich kein Event beziehungsweise Ziel habe, worauf ich mich vorbereiten kann. Aber auch das wird irgendwann wieder kommen. Ich hoffe das Beste, dass sich die Corona-Pandemie ein wenig lockert und wir demnächst wieder ordentliche Turniere spielen können und ich dann vielleicht wieder zur alten Stärke zurückkomme. Da ist noch Luft nach oben, ich bin motiviert und habe wieder richtig Bock bekommen.

Greifen Sie jetzt wieder voll an? Was sind Ihre nächsten Ziele, sobald wieder richtig gespielt werden kann?

Meine Ziele sind das Training weiter zu intensivieren, aufrechtzuerhalten und mich zu verbessern. Dann ist es natürlich ein Ziel von mir, mich wieder für die Weltmeisterschaft zu qualifizieren. Zudem möchte ich generell wieder auf den großen Bühnen zu performen. Da habe ich Bock drauf.