Hagen. Beim Fan-Talk geben die Verantwortlichen von Basketball-Zweitligist Phoenix Hagen Einblicke in die Kaderplanungen. Auch die neue Arena ist Thema.
Als diese Frage kommt, muss Patrick Seidel erstmal tief einatmen und seine Gedanken sortieren. Zuvor hatte der Geschäftsführer von Phoenix Hagen beim digitalen Fan-Talk am Montagabend schon erklärt, dass der Basketball-Zweitligist in Sachen Kaderplanung für die nächste ProA-Saison noch nicht weit sei, schließlich befinde man sich ja noch in der Spielzeit 2020/21. Seidel entgegnete der Neugier mit Diplomatie; man spreche derzeit mit allen Basketballern, die das gelb-blaue Trikot tragen, über deren Zukunft. Aber Johannes Hülstrung, Moderator des Fan-Talks, formuliert die Frage noch mal um. „Wird es in diesem Jahr mehr Veränderung geben als zuvor?“, will er wissen, und Patrick Seidel sagt nach gut drei Sekunden Grübelei: „Ich würde behaupten: Ja.“
Drei Spieler stehen ganz oben auf der Liste
Durchblicken ließen der Phoenix-Chef und der Aufsichtsratsvorsitzende Wolfgang Röspel, dass man besonders gerne mit Marcel Keßen, Karrington Ward und Kyron Cartwright verlängern würde. Die Volmestädter haben vier der letzten fünf Spiele gewonnen, und alle drei genannten Spieler hätten großen Anteil am Aufschwung der vergangenen Wochen. Mit einem Gerüst aus Cartwright, Ward, Keßen und Teamkapitän Dominik Spohr – dem einzigen Profi, der noch einen Vertrag für die nächste Spielzeit hat – „wäre mir vor der nächsten Saison nicht bange“, meinte Röspel. Zugleich ließ sich aus dem Gesagten und Nichtgesagten deuten, dass ein weiteres Engagement von Joel Aminu und Jannik Lodders, der gerade den Basketball seines Lebens spielt, nicht wahrscheinlich ist.
Es wird aber noch einige Wochen dauern, bis Phoenix Hagen Personalentscheidungen verkünden kann. Auch die über eine eventuelle Verlängerung mit Cheftrainer Chris Harris. Seidel betonte, dass die Abgabe der Lizenzierungsunterlagen zum 15. April, fünf Tage nach Saisonende, Priorität habe. „Es wird in diesem Jahr länger dauern, bis der Kader für die nächste Saison steht“, verkündete Seidel.
Phoenix Hagen bleibt auf Sparkurs
Die Unwägbarkeiten seien wegen der Corona-Krise weiterhin enorm. Dass man in diesem September endlich wieder vor Zuschauern spielen kann, da zeigten die Verantwortlichen Zuversicht. Aber vor wie vielen? 500? 1000? Oder doch wieder 0? Die Angaben über Ticketeinnahmen werden auch im Haushaltsplan 2021/22 erstmal nur vage Werte sein, und so bleibt Phoenix Hagen auf Sparkurs.
Wie einschneidend die Abstriche beim Spielerbudget in der vergangenen Saison waren, erklärte Chris Harris. Es sei ein Schock gewesen, mit 180.000 Euro weniger Etat für den Kader auskommen zu müssen. „Wir waren sowieso schon auf Sparflamme. Mit Spielern wie Pechacek oder Octeus konnten wir gar nicht erst in ein Gespräch gehen“, bekannte Harris. „Als ich vor zehn Jahren hier beim BBV Hagen in der Regionalliga gespielt habe, da waren die Gehälter ähnlich.“ Soll heißen: Monatsgehälter im sehr niedrigen, vierstelligen Bereich.
Das Thema „Neue Mehrzweckarena“
Auch das Thema „Neue Mehrzweckarena am Ischeland“ brachten Fans auf den Diskussionstisch. „Klar ist, wir wollen und brauchen die Halle“, sagte Seidel. „Wir sehen darin die Perspektive, wieder in die BBL zu kommen.“ Allerdings sei nach wie vor ungewiss, ob er als Phoenix-Geschäftsführer einen langfristigen Mietvertrag für die von Privatinvestor Detlef Spruth geplante Arena, die Ende 2023 auf dem„Käfig“ stehen soll, unterzeichnen kann.
Mindestens 100.000 Euro müsste Phoenix pro Saison mehr an Miete berappen als jetzt für die städtische Krollmann Arena. Wolfgang Röspel beklagte derweil, dass die Stadt Hagen dem Basketball-Klub in puncto neue Halle nicht unter die Arme greife: „Wir brauchen öffentliche Unterstützung. Die Wertschätzung der Kommune gegenüber Basketball und Phoenix Hagen ist nicht so doll.“
Am Mittwochabend auswärts in Bremerhaven
Bei einem der heißesten Teams der ProA müssen die Basketballer von Phoenix Hagen am Mittwoch antreten. Die Eisbären Bremerhaven stehen auf dem vierten Tabellenplatz und haben fünf Spiele in Serie gewonnen. Die nächsten Punkte wollen die Norddeutschen ab 19.30 Uhr gegen die Westfalen klar machen.
Aber auch die Gäste haben einen bemerkenswerten Lauf. Phoenix gewann vier der letzten fünf Spiele, und in Rostock war man nah an der Sensation dran. „Ans Hinspiel gegen Bremerhaven haben wir gute Erinnerungen“, grinst Hagens Trainer Chris Harris. Zach Haney, der Phoenix inzwischen verlassen hat, traf vor Jahresfrist einen Korbleger in letzter Sekunde zum 93:91. Danach rannte der Center mit erhobenem Zeigefinger in die Katakomben der Krollmann Arena und ein jubelnder Tross Spieler ihm hinterher.
Keßen ist heiß auf Rückkehr
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Eine Rückkehr ist die Nachholpartie des 10. Spieltags zum einen für Harris, der fünf Jahre lang im hohen Norden Co-Trainer und zwischendurch auch mal Chefcoach war. Noch frischere Erinnerungen an Bremerhaven hat aber Marcel Keßen, der bei den Eisbären nicht glücklich wurde und im Januar um einen Wechsel nach Hagen bat. Bei Phoenix blüht Keßen auf, erzielt 14,3 Punkte pro Spiel. „Ich bin mega heiß auf das Spiel. Ich habe etwas zu beweisen und will unbedingt den Sieg holen“, sagte Keßen in einem Interview mit unserer Redaktion vor einigen Wochen.
Die Einsätze von Kyron Cartwright (Daumen) und Paul Giese (Hüfte) sind fraglich. Fehlen wird weiterhin Dominik Spohr.