Hagen. Kuriose Autopannen, irre Derbys: In Kabinengeflüster erzählt der Breckerfelder Basketballer Fabian Bleck kuriose Geschichten aus seiner Laufbahn.
Kein anderer „Hagener Junge“ steht aktuell so viel auf dem BBL-Parkett wie er: Fabian Bleck hat sich in Deutschlands ranghöchster Basketball-Klasse einen Namen gemacht, ist beim Playoff-Team Crailsheim Merlins wichtige Stütze und Mannschaftskapitän. Seine Ausbildung genoss der 27-Jährige bei seinem Heimatverein, dem TuS Breckerfeld, später dann bei Phoenix Hagen und dessen Kooperationspartner Noma Iserlohn.
Die kuriosesten Geschichten, das erzählt der Flügelspieler im Gespräch mit der WP und seinen ehemaligen Mitspielern Yannick Opitz und Sören Fritze, erlebte er aber ganz woanders. Vorhang auf für die 10. Folge von Kabinengeflüster:
Das andere Blitzlicht
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Man muss es mal so sagen: Im deutschen Straßenverkehr fühlen sich US-Amerikaner so wohl wie Fische an Land. Besonders Basketballvereine können davon leidvolle Lieder singen. Und ganz besonders die Eisbären Bremerhaven. Als Fabian Bleck im hohen Norden spielte, hatte er einen Teamkameraden aus den Staaten, der sich von einem vermeintlichen Fan fast schon verfolgt fühlte. Jeden Tag machte dieser Fan ein Foto von ihm, wenn er auf dem Weg zum Training war. Immer an der gleichen Stelle. Mit hellem Blitz.
Irgendwann bat Bremerhavens Geschäftsführer den Spieler in sein Büro zum Gespräch. „Er fragte ihn, wie er es schafft, jeden Tag an derselben Stelle geblitzt zu werden“, lacht Bleck. Aber der US-Basketballer war fest überzeugt: Es war doch ein Fan, der ihn immer fotografierte. Nicht nur Bleck fiel vom Glauben ab, als er die Geschichte hörte. „Sowas habe ich noch nie erlebt. Da verliert man schon etwas den Glauben an die Menschheit.“
Ab durch die Schranke
Verkehrs- bzw. Hinweisschilder sind für einige US-Basketballer ebenfalls Bücher mit sieben Siegeln. „Ein paar Jungs aus unserem Team wollten in einem Club feiern und haben ihr Auto auf einem Parkplatz abgestellt“, erzählt Fabian Bleck. Seine Mitspieler machten bis 4 Uhr morgens Party, ehe sie die Disco verließen und nach Hause fahren wollten. Das Problem: Die Schranke war seit 22 Uhr unten und wurde erst um 7 Uhr wieder hochgelassen. Das hinderte die Truppe aber nicht daran, den Wagen vom Parkplatz zu bringen. „Sie sind mit Volltempo durch die Schanke gebrettert“, sagt Bleck. Und wie sollte es anders sein: Die Szenerie wurde gefilmt. Bremerhavens Geschäftsführer musste wieder zum Gespräch bitten. Seine Frage an die feierwütigen Jungs: Habt ihr eigentlich noch alle Tassen im Schrank? „Sie wollten es erst noch wie einen Unfall aussehen lassen, aber unser Geschäftsführer hatte das Überwachungsvideo. Das Auto hatte einen Riesenschaden und die Jungs mussten eine Strafe zahlen“, erzählt Fabian Bleck.
Wenn ein Wagen wegen des, sagen wir mal, untypischen Fahrstils liegen blieb, war die Reaktion der Athleten manchmal ebenfalls eigenartig. Ein Mitspieler Blecks, der mal in der NBA spielte, trieb es auf die Spitze. Der Basketballer wollte mit dem Auto nach Hamburg, um von dort aus mit dem Flieger nach München zu reisen. Doch der Firmen-Pkw blieb auf der Autobahn liegen. Ein Fall für den ADAC? Nein, der Spieler rief ein Taxi und ließ sich zum Flughafen bringen. Nach dem Wochenende meldete sich die Polizei bei den Eisbären. Da sei halt ein Firmenfahrzeug des Bundesligisten auf dem Standstreifen. „Es war dem Spieler einfach egal“, grinst Bleck und schüttelt den Kopf. Wem es allerdings nicht egal war: Dem Bremerhavener Manager. Er musste mal wieder zum Gespräch bitten.
Im Hotel eingeschlossen
Zwischen den Eisbären Bremerhaven und Phoenix Hagen gibt es einige Parallelen. Eine ist, dass in der BBL Abstiegsangst der stetige Begleiter war. 2017/18, als Phoenix nach der Insolvenz in der ProA an den Start ging, zitterten die Norddeutschen bis zum Ende. Während die Bremerhavener damals selbst ein Spiel hatten, kämpfte Aufsteiger Gotha zeitgleich um den Ligaverbleib. Es war klar: Verliert Gotha, ist der Bremerhavener Klassenerhalt gesichert. Ein Nervenkrimi. „Chris Harris war unser Co-Trainer und verfolgte das Gotha-Spiel auf seinem Handy im Liveticker, wir haben immer zu ihm rüber geschaut“, erinnert sich Bleck. Gotha verlor, die Eisbären blieben in der BBL. „Das war ein krasses Erlebnis“, denkt Bleck an die Anspannung zurück. Doch darauf das Jahr war es soweit: Bremerhaven spielte eine miese Saison und trat den Gang in Liga Nummer zwei an.
Bleck wechselte zu einem anderen kleinen BBL-Verein: zu den Crailsheim Merlins, mit denen er jetzt in seiner zweiten Saison ist. Aber mit dem Abstieg haben die Baden-Württemberger nichts zu tun. Bleck hatte als Starter großen Anteil daran, dass es Crailsheim 2020 bis in die Playoffs geschafft hat. Und wer weiß, was mit den eigenen Fans drin gewesen wäre. Doch Corona ließ nur Geisterspiele zu. In einer einmaligen Aktion hat Deutschlands Basketball-Eliteklasse eine „Bubble“ in einem Münchner Hotel kreiert. Kontakt zur Außenwelt gab es nur via Skype oder Telefon. Für Bleck eine kuriose Erfahrung. „Wir waren zwei Wochen dort eingeschlossen. Wenn du nicht trainiert oder gespielt hast, saßt du unten in der Lobby mit den Spielern anderer Teams.“ Auch mit den Schiedsrichtern konnte man sich zusammensetzen und etwas trinken. Je nach Stimmungslage haben die Spieler auch das mal getan. „Insgesamt war es schon ein extremes, aber ganz witziges Ereignis“, findet Bleck.
Küsschen von Grothe
Mit einem Lächeln erinnert sich der 2,01 Meter große Forward an seine Zeit bei den Iserlohn Kangaroos zurück. Von 2010 bis 2014 spielte Bleck mit Doppellizenz für Phoenix Hagen und die Waldstädter. 2014 war man ärgster Konkurrent der BG Hagen. Eines der denkwürdigsten Derbys zwischen den Lokalrivalen fand vor fast genau sieben Jahren statt. 800 Zuschauer klatschten und grölten, die Eilper Otto-Densch-Halle platzte aus ihren Nähten. „Alles, was im Hagener Basketball Rang und Namen hatte, war da“, erinnert sich Bleck. Der Breckerfelder machte ein überragendes Spiel. Auf der Gegenseite: Sein guter Freund Sören Fritze, der für die BG als Aufbauspieler wirbelte, aber nicht die besten Erinnerungen an das Duell hatte. Vor allem nicht an Iserlohns Büffel-ähnlichem US-Center Chris Ellis, der vor Energie nur so strotzte. „Der war ein richtiges Monster“, erinnert sich Bleck. „Als ich einen Dreier warf, hat der den Ball einfach an der Hälfte der Flugkurve runtergeholt. Mich hat der bestimmt alleine viermal im ersten Viertel geblockt“, erinnert sich Fritze und lacht.
Aber Ellis war auch ein Rüpel auf dem Basketballfeld. Als er BG-Center Theo Ioannidis im dritten Viertel mit seinem Ellbogen erwischte, flog der Amerikaner wegen Unsportlichkeit vom Feld. In der ersten Halbzeit verloren die Iserlohner auch noch Kris Schwarz, der sich das Knie verdrehte. Vieles sprach für die BG Hagen, doch die Iserlohner um ihren Coach Matthias Grothe brannten jetzt ein Feuerwerk ab.
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Fabian Bleck drehte auf und traf aus allen Lagen. BG-Fans haben auch nach sieben Jahren nicht vergessen, dass Kangaroos-Spieler Joshua Dahmen ihnen seinen Mittelfinger entgegenstreckte. Trotz der unschönen Szene war Iserlohn der verdiente Sieger (88:58), der sich von seinen Fans feiern ließ, denn ein großer Schritt Richtung Meisterschaft wurde getan. Ein paar Mal geriet die Otto-Densch-Halle nach dem Spiel noch ins Wanken, als Ellis und Grothe bei der Humba mit ihren Oberkörpern aneinander prallten. Der Coach war stolz auf sein Team, das weiß Bleck noch. „Matthias hat mir ja schon viele unangenehme Klatscher in den Nacken verpasst“, grinst Fabian Bleck, „aber nach diesem Spiel gab er mir ein Küsschen auf die Stirn.“
+++ Info +++
In der Serie „Kabinengeflüster“ sprechen aktuelle und ehemalige Größen des Hagener Basketballs über prägnante, kuriose und witzige Momente ihrer Laufbahnen. Gast der nächsten Folge ist Chase Griffin (16. März).
Die Serie hat unsere Zeitung in Zusammenarbeit mit den Basketballern Yannick Opitz und Sören Fritze, die bei Erstregionalligist BG Hagen aktiv sind, ins Leben gerufen.