Hagen. Im Corona-Lockdown kommt ein vergessenes Sportgerät wieder zum Einsatz: der Hula-Hoop-Reifen. Doch was sagt ein Experte zum Trend?

Einen sportlichen Gewinner gibt es während der Corona-Pandemie definitiv, wie Erhebungen des Statistischen Bundesamtes nun zeigen: Um eine Alternative zu geschlossenen Fitnessstudios und fehlendem Vereinssport zu haben, greifen immer mehr Menschen auf Fitnessgeräte für die eigenen vier Wände zurück. Und bei diesen kletterten die Preise im Dezember 2020 gegenüber dem Vorjahresmonat um knapp über 13 Prozent in die Höhe – trotz der zum 1. Juli 2020 gesunkenen Mehrwertsteuer.

Dass das Interesse sich zuhause fit zu halten gestiegen ist, beweisen die zum Teil leergekauften Regale der Sportfachgeschäfte. Das zeigt ein Blick auf die Homepage der Hagener Decathlon-Filiale, wo Hanteln und Zubehör nicht nur ganz oben in der Suchleiste erscheinen, sondern schon einige Gewichte ausverkauft sind.

Übungen mit dem Reifen

Der Lockdown bringt schon vergessene Sportarten wieder zum Vorschein. Hula-Hoop-Reifen kennen die meisten vermutlich aus ihrer Kindheit. Doch der Reifen erlebt nun seinen zweiten Frühling. Die sozialen Medien sind voll mit Videos von kreisenden Workouts. Und dabei geht es nicht nur darum, den Reifen möglichst lange oben zu halten. Fortgeschrittene nehmen noch allerlei Übungen mit hinzu. Dadurch, dass der gesamte Körper auf Spannung gehalten werden muss, soll der Trend vor allem die Körpermitte trainieren und für einen strafferen Bauch und gestärkte Bein-, Gesäß- und Rückenmuskulatur sorgen.

In Hagen ist der Trend ebenfalls angekommen, wie Abdelaziz Rachidi, seit 2016 Filialleiter der Decathlon-Filiale in Hagen, bestätigt. „Das Trend-Sportgerät ist der Gym Hoop 500." Durch das Hula-Hoop-Workout könnten Abnehmwillige ihren ungeliebten Bauchspeck wegbekommen, so der Decathlon-Chef.

Fitnesstrainer versteht den Hype nicht

Für Filip Halverscheid vom Fitnessstudios Halverscheids ist der Hula-Hoop-Trend nicht unbedingt nachvollziehbar: „Vielleicht ist es Schwarzmalerei von mir, aber es erweckt ein wenig den Anschein, als wären alle Hanteln ausverkauft gewesen, dann wurde noch ein Reifen in der Ecke gefunden und mit einer hübschen Fitnesstrainerin vermarktet.“ Das sehe zwar gut aus, wirklich brauchen tut man den Reifen aus seiner Sicht allerdings nicht.

Doch was hält der Hagener von dem allgemeinen Ansturm auf Fitnessgeräte zurzeit? Gibt es „Must-Haves“, die jeder zuhause haben sollte? „Grundsätzlich denke ich, dass es vor allem darum geht, sich zu bewegen. Wer noch nie mit Hanteln gearbeitet hat oder unsicher ist, der sollte besser nicht alleine zuhause trainieren.“ Denn dann sei das Verletzungsrisiko zu groß, so Halverscheid, der allerdings Alternativen kennt: „Man kann mit leichten Sachen trainieren, wie Dosen, Konserven oder einfach einer Toilettenpapierrolle.“ Denn entscheidend sei nicht das Gewicht, sondern viel mehr die Ausführung. „Im Zweifel brauche man gar nichts Zusätzliches. Das eigene Körpergewicht ist vollkommen ausreichend. Und Hampelmänner und Liegestütze bringen einige schon an ihre Grenzen“, weiß Halverscheid.

Bewegung als A und O

Zudem sei Bewegung das A und O. „Wirklich zu trainieren ist zuhause schwer. Die, die aktiv sind, waren es meist auch schon vorher. Da kann das Fitnesslevel im besten Fall gehalten werden.“ Da die Belastungen nicht so hoch seien, wie beispielsweise beim Training im Fitnessstudio, spricht sich Halverscheid für tägliches Training aus: „Die Belastung ist in den meisten Fällen moderat und dann kann man auch täglich was machen. Hauptsache man bleibt in Bewegung.“ Und das gelte nicht nur für Erwachsene: „Besonders Kinder kommen aktuell zu kurz, da müssen die Eltern viel mehr eingreifen und zum Beispiel spazieren gehen oder zuhause Sport machen. Wenn dafür die neuen Fitnesstrends taugen, dann ist das schon mal ein Anfang.“​