Hagen. Basketball-Zweitligist Phoenix Hagen verstärkt sich mit Center Marcel Keßen. Vertrag mit US-Amerikaner Demajeo Wiggins ist hingegen geplatzt.

Der vergangene Samstag war bei Basketball-Zweitligist mit viel Kopfschmerzen verbunden. Gegen Heidelberg unterlag das Team von Trainer Chris Harrisnach schwacher Offensivleistung, Kapitän Dominik Spohr zog sich eine Oberschenkel-Verletzung zu und dann erreichte den Volmestädter ProA-Klub noch eine unangenehme Meldung des Robert-Koch-Instituts, die man bereits befürchtet hatte: US-amerikanische Bürger müssen nach ihrer Einreise in Deutschland erstmal zehn Tage in Quarantäne. Der Vertrag mit Demajeo Wiggins, der am Sonntag in Düsseldorf landen sollte, stand auf der Kippe.

Vertrag mit Demajeo Wiggins wieder aufgehoben

Hinterließ einen starken Eindruck vor vier Wochen in Hagen: Center Marcel Keßen
Hinterließ einen starken Eindruck vor vier Wochen in Hagen: Center Marcel Keßen © Unbekannt | Michael Kleinrensing

Erst Ende nächster Woche hätte Wiggins bei Phoenix einsteigen können, aber der strauchelnde Tabellen-13. braucht nach dem Ausfall von Center Javon Baumann schnelle Hilfe. Hilfe, die in den beiden kommenden Partien gegen Ehingen (Mittwoch, 19.30 Uhr und Sonntag, 16.30 Uhr; sportdeutschland.tv) benötigt wird. Mit Wiggins und dessen Agenten einigte sich Phoenix-Geschäftsführer Patrick Seidel darauf, den Vertrag wieder aufzuheben. Noch lange saßen Seidel und Harris am Samstagabend in der Halle und grübelten, welcher Spieler den dünnen Kader aufwerten kann – und kamen dabei auf einen Hagener Jungen: Marcel Keßen, 24 Jahre alt, steht eigentlich bei ProA-Konkurrent Eisbären Bremerhaven unter Vertrag, kam bei seinem neuen Arbeitgeber aber nicht wirklich zum Zuge. „Marcel hat natürlich den Vorteil, dass er einen deutschen Pass hat, sofort einsetzbar und leistungsbereit ist und die Liga kennt“, sagt Patrick Seidel.

Am Montagabend stand schließlich fest: Marcel Keßen kehrt zurück in seine Heimat. „Es waren sehr anstrengende 48 Stunden, ich habe vielleicht drei Stunden geschlafen“, bekennt der Phoenix-Geschäftsführer, „aber es hat sich letztlich gelohnt.“

Marcel Keßen durchlief Oldenburger Schule

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Der Hohenlimburger wechselte erst vor dieser Saison zu den Eisbären, zuvor stand er fast vier Jahre im Kader von Erstligist EWE Baskets Oldenburg und dessen Farmteam Baskets Akademie Weser-Ems (ProB), wo der 2,07 Meter große Center starke Leistungen ablieferte. Zuvor spielte Keßen bereits für Phoenix Hagen bzw. die Phoenix Juniors – bis der damalige Bundesligist pleite ging. Einen guten Auftritt hat der 24-Jährige vor gut vier Wochen in Hagen abgeliefert, als er beim 93:91-Sieg von Phoenix 16 Punkte in 18 Minuten erzielte. Zuletzt spielte Keßen in Bremerhavens großer Rotation aber eine eher untergeordnete Rolle, und das machte ihn unzufrieden.

„Alex Nolte und ich kennen Marcel seit über zehn Jahren, der Kontakt war immer da“, sagt Trainer Harris, der die Qualitäten des kräftigen „Big Man“ lobt: „Er hat Geschicklichkeit am Korb, einen guten Wurf und einen hohen Basketball-IQ. In Oldenburg hat er ein Top-Programm durchlaufen, und wir glauben, dass wir ihm hier eine gute Perspektive bieten können.“ Um mehr Spielzeit zu bekommen und seinem Heimatklub in der sportlichen Krise zu helfen, nimmt Marcel Keßen auch weniger Gehalt in Kauf, wie Phoenix-Chef Seidel erzählt: „Das spricht für ihn und dafür, wie sehr er uns helfen möchte. Die Verpflichtung von Marcel ist eine glückliche Fügung.“

Wichtige Spiele gegen Team Ehingen Urspring

Auch dadurch bliebe man jetzt handlungsfähig, noch einen weiteren Spieler zu verpflichten, der Phoenix Hagen nach einem bislang rabenschwarzen Januar aus dem Tabellenkeller helfen kann. Die Liste an Profis, die für den ProA-Klub in Frage kommen, ist klein, und einen Spieler aus den USA einfliegen zu lassen, ist aktuell kein Thema, könnte es aber bald wieder sein. „Wir warten noch auf eine Rückmeldung des Hagener Gesundheitsamts bezüglich Quarantäne-Maßnahmen. Bislang sind die Aussagen etwas schwammig“, sagt Seidel. Möglich sei es aber auch, einen Amerikaner zu verpflichten, der bereits in Europa unter Vertrag steht, sich aber in einer ähnlichen Situation befindet wie Marcel Keßen. „Wir werden noch mit Spieleragenten sprechen. Aber erst einmal steht das Ehingen-Spiel am Mittwoch im Fokus. Bis dahin werden wir nicht noch einen neuen Spieler im Kader haben“, sagt Seidel.

Noch ist unklar, ob der Hagener Mannschaftskapitän Spohr gegen Team Ehingen Urspring spielen kann. „Er hat eine Zerrung im Oberschenkel. Es ist schwer zu beurteilen, wie lange er ausfällt. Es könnten ein paar Tage, aber auch ein paar Wochen sein“, mutmaßt Chris Harris. So oder so: Gegen den Tabellenletzten, der am Samstag bei seinem zweiten Saisonsieg in Karlsruhe Selbstvertrauen getankt hat, wird Phoenix-Neuzugang Marcel Keßen schon gefordert.