Wetter. Im März erlitt Daniel Barteldrees einen Schlaganfall. Wie sein Sport ihm wieder auf die Beine verhalf - und an die Zweitligaspitze.

Er konnte nichts mehr sehen, nicht sprechen, fünf Wochen lang nicht laufen. Kurz vor dem ersten Lockdown im letzten März ereilte Daniel Barteldrees ein Schlaganfall im Kleinhirn. „Gottseidank bin ich wach geworden“, sagt der 41-jährige Wetteraner heute und weiß: „Jeder fünfte Fall geht tödlich aus, jeder Zweite bleibt schwerstbehindert.“ Dass er wieder auf die Beine gekommen ist, dabei hat ihm sein Sport schon in der Rehabilitation sehr geholfen. Barteldrees spielt Dart beim TuS Wengern, sein Comeback im Herbst gab er in der 2. Liga.

Seit 1997 beim TuS Wengern

Bei seinem richtigen Namen nennt Daniel Barteldrees in dem Verein, dem er seit mehr als zwei Jahrzehnten angehört, niemand. Für alle ist der Kanal- und Rohrreiniger aus Wetter nur „Figur“, sicherheitshalber hat er den Spitznamen, der auch die Trikot-Rückseite ziert, auf seiner Facebook-Seite angehängt. Der indes nichts mit der Körperform zu tun hat, sondern mit den Filmen der Comicfigur „Werner“ in den Neunzigern. „Da heißt es in einer Szene ,In die Figur schütten‘“, erklärt Daniel Barteldrees, „den Film habe ich mit einem Teamkollegen am Abend vor einem Turnier gesehen, am nächsten Tag hatte ich dann direkt den Spitznamen weg.“ Und er hat sich damit in der heimischen Dartszene einen Namen gemacht. „Seit 1997 spiele ich für den TuS Wengern, seit 1998 durchgängig in der ersten Mannschaft“, denkt Barteldrees zurück: „Ich habe hier alles erlebt, vom Bundesliga-Aufstieg 2002 bis zum Abstieg zurück in die untersten Klassen.“ Und TuS-Abteilungsleiter Tom Sagrillo betont: „Figur hat eine Menge dazu beigetragen, dass wir jetzt da stehen, wo wir stehen.“

Zum Glück wach geworden

Ende Februar befand sich die Mannschaft auf Platz eins in der Regionalliga West NRW, als Barteldrees und die Wengeraner Dartspieler so abrupt gestoppt wurden. Die Mannschaft durch die Corona-Pandemie und den Saisonabbruch, vor allem aber ihr erfahrenster Spieler kurz darauf durch eine lebensbedrohliche gesundheitliche Krise. „Es fing an mit Schmerzen im Nacken, wie bei einem Krampf, und mit drei eingeschlafenen Fingern“, erinnert sich Barteldrees. Im neurologischen Zentrum Gevelsberg wurde er in die Röhre zur Computertomographie geschoben, zunächst wurde ein Bandscheibenvorfall vermutet. Doch bevor die nächste Untersuchung anstand, verschlimmerte sich die Situation für Barteldrees dramatisch. „Es war Montag, der 9. März“, weiß er noch genau, „morgens um halb fünf wurde ich wach, mir war sehr schwindelig, ich konnte nichts sehen. Und als ich aufstehen wollte, lag ich gleich wieder auf dem Boden und konnte nur zum Telefon robben, brauchte für ein paar Meter eine halbe Stunde.“ Der 41-jährige rief den Notdienst an, der direkt Verstärkung orderte. „Sie brauchten fünf Mann, um mich in den Krankenwagen zu tragen“, sagt er.

Schlaganfall im Kleinhirn diagnostiziert

Im Gemeinschafts-Krankenhaus in Herdecke-Ende wurde bei dem Wetteraner ein Schlaganfall im Kleinhirn diagnostiziert. Für seinen Zustand wählt der Dartspieler einen sehr bildhaften Vergleich. „Waren sie schon mal so besoffen, das sie nicht mehr laufen konnten? Das stellen sie sich jetzt zehnmal schlimmer vor“, sagt Barteldrees: „Ein Physiotherapeut hat mir später gesagt: Das ist wie ein Riesen-Sicherungskasten, darin hat es gebrannt.“

Zwei Wochen musste Barteldrees in Ende bleiben, ehe er zur sieben Wochen dauernden Rehabilitation nach Hagen-Ambrock verlegt wurde. „Ich bin direkt in den ersten Lockdown geraten, nach einer Woche konnte mich niemand mehr besuchen“, denkt er zurück, „und fünf Wochen habe ich im Rollstuhl gesessen, konnte nicht laufen. Aber ich habe die Hoffnung nicht aufgegeben.“ Auch weil sein Sport ihm in der folgenden Physio- und Ergotherapie sehr geholfen habe. „Ein Pfleger hat mitbekommen, dass ich Dart spiele und mir eine Scheibe organisiert“, sagt er, „das Pfeilewerfen war gut für die Hand-Augen-Koordination, Gleichgewichtssinn und die Sensibilität in den Fingern wurden gestärkt.“

In 2. Liga noch ungeschlagen

So fing Daniel Barteldrees nach der Entlassung am 12. Mai auch direkt daheim wieder mit leichtem Darttraining an. „Man braucht ja nur eine Wand und nach hinten drei Meter Platz“, sagt er, allmählich stieg er dann auch wieder ins Training beim TuS Wengern ein. Dort hatte er angesichts des Saisonabbruchs lange Zeit nicht viel verpasst, ausnahmsweise ein „Vorteil“ durch Corona: „So hatte ich keinen Druck, schnell wieder fit werden zu müssen, um der Mannschaft zu helfen.“ Durch einen Sieg im Relegationsspiel schafften die Wengeraner allerdings den Aufstieg in die 2. Liga NRW, dort stieß dann „Figur“ wieder zum Team. Und spielte zunächst dreimal im Doppel gemeinsam mit Spitzenspieler Andreas Flamme, im letzten Spiel beim 13:7-Sieg gegen den DC Mühlenkrug gab er auch sein Einzel-Comeback. Erfolgreich, wie Barteldrees anmerkt: „Ich bin der einzige in der Mannschaft, der noch ungeschlagen ist.“

Dabei haben auch die Kollegen geliefert, der Aufsteiger führt die neue Liga an. Ob und wann aber weitergespielt werden kann, ist angesichts des neuerlichen Lockdowns offen. Und ob die Saison, in der Wengern den dritten Aufstieg in Folge schaffen könnte, überhaupt gewertet wird. „Wenn es so kommt, wären wir vorbereitet“, glaubt Daniel Barteldrees, der aber betont: „Der Erfolg ist nicht das Wichtigste, der Spaß steht im Vordergrund.“ Und seine weitere Genesung. „Ich habe noch einige Einschränkungen, es ist für mich noch ein weiter Weg“, weiß Daniel Barteldrees nach seinem Schlaganfall. Dass ihm dabei sein geliebter Sport hilft, davon ist nicht nur er überzeugt: „Alle Therapeuten haben mir gesagt, Dart tut gut.“

Zur Person

Daniel Barteldrees wurde am 21. Dezember 1979 in Münster geboren, wuchs in Hagen-Eilpe auf. Als er zwölf Jahre alt war, zog die Familie nach Alt-Wetter. Seit 1997 ist er Mitglied des TuS Wengern. Sein Bruder Thorsten Barteldrees ist Hallensprecher bei Handball-Drittligist VfL Eintracht Hagen und Vorsitzender des RV Tücking.

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