Hagen. Solange Fitnessstudios geschlossen sind, stehen Home-Workouts hoch im Kurs. Bei Halverscheids greift man dafür zu Küchenutensilien. Video im Text
Ein großer Ausfallschritt und dabei die Bratpfanne langsam mit der Hand nach oben strecken.
Merlin Lohmann
,
Kursleiter im
Halverscheids Fitness- und Gesundheitszentrum
,
ist sich bewusst, wie skurril das Kochutensil ihn bei seinen Übungen aussehen lässt. Ein Lachen kann er sich darum auch das eine oder andere Mal nicht verkneifen. Der Hintergrund ist allerdings ein ernster: Fitnessstudios sind geschlossen, Sporthallen gesperrt und das Vereinsleben kommt im Amateurbereich ebenfalls zum Erliegen. Sich während des Lockdowns fit zu halten, kann zur Herausforderung werden. Besonders, wenn man über kein Sportequipment für Home-Workouts verfügt.
„Die Nachfrage unserer Mitglieder ist immens groß“, bestätigt Studioleiter
Filip Halverscheid
. Darum bietet er gemeinsam mit seinem Team Online-Workouts an. Und die Trainer werden dabei kreativ, wie Merlin Lohmann zeigt: „Während des ersten Lockdowns war Toilettenpapier ein großes Thema, da haben wir natürlich auch ein passendes Workout dazu gemacht.“ Und das kommt gut an. Neun Trainer sind im Halverscheids Fitness- und Gesundheitszentrum angestellt und versuchen aktuell, das gesamte Angebot vor die Kamera zu bringen. „Wir gehen auch online live, damit die Mitglieder einen festen Termin haben. Aber die Workouts werden auch gespeichert. Eine Teilnehmerin schrieb mir, dass sie gerade zwar eine Pfanne zur Hand hätte, aber im Bus sitzt. Da wollte sie nicht für Aufsehen sorgen“, schmunzelt Merlin Lohmann und ergänzt: „Die Dame hat die Einheit dann aber später noch nachgeholt. Es kommt wirklich gut an.“
Jede Woche neue Pläne
Bis zu 25 Mitglieder nehmen an den einzelnen Einheiten teil. Jeden Freitag erscheint der Trainingsplan für die nächste Woche. „Wir schauen dann, was besonders gut angenommen wurde und welche Wünsche vielleicht auch noch an uns herantragen werden“, so Lohmann. Mit den festen Terminen soll den Mitgliedern ein wenig Routine gegeben werden: „Sich alleine zuhause aufzuraffen kann sehr schwer sein. Da ist es gut, wenn man vorgegebene Zeiten hat“, kennt Merlin Lohmann den inneren Schweinehund seiner Mitglieder. Und auch die persönliche Ansprache soll helfen: „Wir kennen alle unsere Mitglieder mit Gesicht und Namen. Diese Bindung wollen wir nicht verlieren und setzten daher auch auf die Interaktion“, betont Lohmann.
Zeit für kleinere Arbeiten
Die Zeit, in der keine Mitglieder ins Studio dürfen, nutzt das Team für kleinere Umbau- und Renovierungsarbeiten. „Für große Investitionen ist kein Geld da“, blickt Filip Halverscheid auf schwere Monate zurück. Einen positiven Aspekt kann er aber doch noch aus dem erneuten Lockdown mitnehmen: „Online waren wir vorher so gut wie gar nicht präsent und nun bieten wir Live-Workouts an und können die Videos auch abspeichern. Da haben wir uns schon deutlich weiterentwickelt.“ Dennoch hofft er auf eine schnelle Wiedereröffnung: „Es ist ja fast ein gesamtes Jahr, welches uns verloren geht. Es kommen nur Ab-, keine Anmeldungen rein.“
Dabei sei der November eigentlich einer der stärksten Monate für die Fitnessstudios. „Wir hoffen, dass es so schnell wie möglich weitergeht. Aber wirklich dran glauben, dass wir in diesem Jahr noch mal öffnen können, tun wir eigentlich nicht“, ist Filip Halverscheid resigniert. So lange die Studios geschlossen bleiben, müssen sich die Mitglieder mit den etwas anderen Workouts begnügen. Und die Ideen scheinen Merlin Lohmann und seinen Kollegen noch nicht auszugehen: „Wir sind weiterhin kreativ und wollen möglichst viele Leute motivieren.“ Bleibt abzuwarten, zu welchen Gerätschaften als nächstes gegriffen wird.