Kirchheim. Phoenix Hagen kassiert in der 2. Basketball-Bundesliga ProA die nächste Auswärtspleite. Kirchheim Knights sind den Westfalen am Korb überlegen.

In fremden Hallen scheint sich Basketball-Zweitligist Phoenix Hagen bislang nicht wohlzufühlen. Auch im vierten Auswärtsspiel der ProA-Saison 2020/21 bei den Kirchheim Knights unterlag die Mannschaft von Trainer Chris Harris. Beim 89:79 (42:40)-Sieg der Ritter führten die Gäste zwar im dritten Viertel schon mit acht Punkten, kamen im letzten Spielabschnitt aber ziemlich unter die Räder. Größtes Manko am Dienstagabend: Ohne Center Javon Baumann unterlagen die Hagener im Reboundduell mit 29:42. „Das war der Knackpunkt, Kirchheim war uns unterm Korb deutlich überlegen. Aktuell sind wir in der ProA die einzige Mannschaft mit nur einem Center“, merkte Chris Harris an.

Kapitaler Fehlstart in Kirchheim

Die ersten Punkte des Spiels gehörten zwar Phoenix-Guard Joel Aminu, der nach 15 Sekunden einen Korbleger traf, doch danach setzte Kirchheim zum 14:0-Lauf an. Vier Dreier schenkten die Gastgeber den Volmestädtern ein, die reihenweise Würfe daneben setzten und mehrmals den Ball verloren. „Das war definitiv ein Fehlstart. Woran genau es gelegen hat, werden wir noch analysieren müssen“, meinte Harris.

Die Serie unterbrach erst der eingewechselte Daniel Zdravevski per Dunking in der 6. Minute (14:4), auf der anderen Seite blockte der Phoenix-Youngster einen Wurfversuch von Andreas Kronhardt. Phoenix schien nun endlich im Spiel angekommen zu sein, auch wenn die Knights den Rebound dominierten. Durch einen Korbleger von Cam Delaney war Hagen wieder in Schlagdistanz (20:14), ehe zu Beginn des zweiten Spielabschnitts alles dann ganz schnell ging – also ganz nach dem Geschmack der Gäste.

Aminu holt mit Dreier Führung zurück

Dominik Spohr, Kyron Cartwright und Jermaine Bishop trafen von jenseits der 6,75-m-Linie, während Kirchheim überhastet abschloss und aus der Überlegenheit unterm Korb kein Kapital schlagen konnte. Cartwright stellte den 27:27-Ausgleich her (14.), kurz danach holte Aminu per Dreier die Führung zurück (27:30). Bis zur Halbzeit sammelten sich der Ex-Hagener Kyle Leufroy und seine Mitspieler zwar wieder, führten aber trotz Größenvorteilen nur mit zwei Pünktchen gegen wurfstarke Hagener.

Phoenix drückte auch nach der Halbzeitpause ordentlich aufs Tempo, warf mit viel Selbstvertrauen und zwang Kirchheim zu Fehlern im Angriff. Bishop dribbelte seinen Gegner schwindelig und traf aus der Halbdistanz, im nächsten Angriff bewies der athletische US-Guard wieder seinen schönen Distanzwurf und netzte zum 48:55 ein (25.) – Knights-Coach Igor Perovic bat seine Mannschaft zur Auszeit.

Sein Team spielte zu statisch, zu ideenlos. Zdravevski stellte mit einem verwandelten Dreier aus gut acht Metern die höchste Gäste-Führung her (50:58/27.), das Momentum blieb lange in Händen des abgezockten Phoenix-Teams. „Wir hatten viel Energie, waren auch gut im Rebound“, lobte Chris Harris die starke Phase.

Kirchheim arbeitet sich zurück ins Spiel

Aber Kirchheim gab nicht auf. Im Gegenteil. Die Hausherren ackerten sich zu Beginn des Schlussviertels zurück ins Spiel, trafen nach dem nun zehnten Offensivrebound zum 59:62 (31.), ehe Nico Brauner den 62:62-Ausgleich von der Dreierlinie herstellte – Harris hatte genug gesehen und nahm eine Auszeit, die allerdings nur kurz Wirkung hatte.

Auch die Knights trafen am Dienstagabend sehr sicher von der Dreierlinie, und so schenkten zweimal Kevin Wohlrath und einmal Brauner Phoenix drei schnelle Distanzwürfe zum 71:66 (34.) ein. Wieder Auszeit Hagen. „Igor Perovic hat in dieser Phase mutig gewechselt, Brauner und Wohlrath sind Rollenspieler, die aber mit viel Courage wichtige Würfe getroffen haben“, zollte Harris Respekt. „Das hat uns das Genick gebrochen.“

Mahoney stopft spektakulär zur Vorentscheidung

Die Gäste schienen am Ende ihrer Kräfte gewesen zu sein. Kirchheims emsige Verteidigung ließ Phoenix Hagen nicht mehr ins Rollen kommen, während die Knights selbst konsequent den Weg zum Korb suchten. Fast acht (!) Minuten lang gelang den Volmestädtern kein Korb aus dem Feld, und spätestens als Kraftpaket Maxwell Mahoney einen spektakulären Tip-in-Dunking zum 81:71 bei noch zwei Minuten Restspielzeit in den Korb stopfte, war Phoenix geschlagen.

Da nutzten auch vier schnelle Korbleger der Hagener US-Guards nichts – Kirchheim spielte die letzten Szenen klug herunter. Unüblich für die Hagener, die mit drei Siegen aus neun Spielen auf Tabellenrang 12 bleiben: Lediglich 53 Prozent ihrer Freiwürfe landeten im Korb.

Am Samstag gegen Topteam Jena

Schon am Samstag steht das nächste Spiel an für Phoenix: Um 19 Uhr ist Sprungball in der Krollmann Arena gegen Science City Jena. Für Harris und sein Team ist es die fünfte Partie in 14 Tagen. „Das wird hart, Jena ist ein absolutes Topteam“, weiß Harris. „Aber wir müssen Wege finden, wie wir trotz unserer Nachteile am Korb bestehen können.“

+++ Statistik +++

Phoenix: Aminu (17, 3/7 Dreier, 7 Rebounds), Spohr (11, 3/8 Dreier), Lodders (3, 1/4 Dreier, 4 Assists), Zdravevski (9), Haney (1, 5 Rebounds, 4 Ballverluste), Loch, Giese (1), Cartwright (11, 2/2 Dreier, 4 Assists, 3 Steals ), Delaney (9, 1/3 Dreier, 4 Ballverluste), Bishop (17, 2/8 Dreier, 5 Rebounds).

Kirchheim: Williams (10, 2/4 Dreier), Brauner (9, 2/2 Dreier), Leufroy (13, 1/6 Dreier, 4 Assists, 4 Ballverluste), Bulajic, Koch (9, 3/5 Dreier), Keita, Nicklaus, Pape (6, 6 Reb.), Wohlrath (14, 4/6 Dreier), Kronhardt (9, 10 Reb., 4 Assists), Mahoney (12, 9 Reb.), Miksic (7, 1/4 Dreier).