Hagen. Fitnessstudios sind trotz Rehasport fast leer. Verordnung erlaubt Angebote, doch die werden kaum genutzt. Physiotherapeut mit dringlichem Appell

Es sieht schon fast gespenstisch aus. Die Fitnessstudios liegen verlassen da, die Mitglieder müssen seit Anfang November wieder zuhause bleiben. Der zweite Lockdown macht auch vor den Sportstätten nicht Halt.

Auch interessant

Doch nun kamen die ersten Lockerungen von Seiten der Regierung: „Abweichend von Absatz 1 dürfen Sportangebote, an denen eine Teilnahme regelmäßig aufgrund einer ärztlichen Verordnung erfolgt angeboten und wahrgenommen werden, wenn nur Personen mit einer individuellen ärztlichen Anordnung teilnehmen“, heißt es in der Neuauflage der Coronaschutzverordnung. Doch was bedeutet das für die Fitnessstudios?

Nur noch zehn Kurse

Bei Bechelte Sports & Med läuft seit gut einer Woche ein Teil der Reha-Kurse des Vereins Vita Sana wieder an. Im normalen Betrieb vor Corona waren es 35 Kurse in der Woche, inzwischen ist man auf zehn Einheiten heruntergegangen. Und die Auslastung lässt zu wünschen übrig, wie Studioleiter Andreas Friske berichtet: „Die Kurse sind vielleicht zu 50 Prozent ausgelastet.“ Dabei dürften laut Verordnung bis zu 15 Teilnehmer dabei sein.

Auch interessant

Doch der Studioleiter kann sich erklären, woran die dürftige Teilnahme liegen könnte: „Bei den Reha-Sportlern handelt es sich oftmals auch um Menschen aus der Risikogruppe. Und es erschließt sich ihnen nicht, wieso sie sich draußen nicht mit zehn Leuten treffen dürfen, aber im Kursraum dann mit bis zu 15 Leuten zusammen kommen können.“

Nur wenig Zulauf

Aber auch generell würden die Angebote während des Lockdowns nur sporadisch genutzt werden. So bietet Bechelte Sports & Med unter anderem Online-Kurse an, auch im Rehasport-Bereich. „Da sind auch relativ wenig Teilnehmer dabei. Es ist aber auch schwierig, wenn der Kursleiter nur vom Monitor aus korrigieren kann. Da geht viel verloren, was den ganzen Rehasport eigentlich ausmacht“, findet Andreas Friske, der auch von ungewohnten Bildern berichtet: „Das Studio ist ja ansonsten noch geschlossen. Die Teilnehmer werden deshalb vor der Tür abgeholt, durch das leere Studio zum Kursraum geführt und danach wieder zurückgebracht. Das wirkt fast schon gespenstisch.“ Zumal Umkleiden und Duschen auch weiterhin geschlossen sind. „Das nimmt auch noch einmal viel weg.“

Die Teilnehmer, die sich trotzdem auf den Weg machen, seien froh, wieder ihre Angebote wahrnehmen zu können. „Es ist ja auch wichtig, dass man sich in dieser Zeit trotzdem fit hält“, betont Friske und ergänzt: „Wir würden uns wünschen, dass wir auch mit dem restlichen Studio wieder aufmachen dürften. Denn auch dort kann präventiv gearbeitet werden.“

Appell von Björn Grobe

Eine Forderung, die auch Björn Grobe deutlich unterstützt. Der Inhaber der gleichnamigen Praxis für Physiotherapie darf aktuell weiterhin Patienten empfangen. Sein Fitnessbereich muss allerdings geschlossen bleiben. „Das ist so, das müssen wir akzeptieren. Was ich allerdings nicht akzeptieren möchte, ist die Einstellung, die gerade in diesen Zeiten von vielen Leuten an den Tag gelegt wird.“

Er wirkt fast traurig bei diesen Worten. „Wir wollen vermitteln, das Sport einfach dazu gehört. In dieser Hinsicht versuchen wir wirklich aufzuklären, durch verschiedene Zoom-Calls und andere Angebote. Ich kann nicht damit umgehen, dass die Menschen nur noch schlecht gelaunt sind und nichts tun. Das ist keine Lösung, da müssen wir gegen arbeiten. Für die Gesundheit.“ Und das auch, wenn dieses Jahr der gute Neujahrsvorsatz wegfallen sollte: „Alle sind überlastet oder überfordert mit der Situation, aber das kann kein Argument sein. Mit Sport sichert man sich Lebensqualität.“

Auch interessant

Einzeltraining fruchtet nicht

Auch Nicole Kaul, Fitnesskauffrau und -trainerin in der Praxis Grobe würde sich wünschen, dass sich ein Bewusstsein hin zu mehr Sportaffinität entwickeln würde. Gemeinsam mit zwei Kolleginnen bietet sie im Eins-zu-Eins-Training Outdoor-Kurse für Mitglieder an. Kostenlos. „Das sind ja Angebote, die man sich sonst kaum leisten kann. Wir haben die Beiträge für unsere Mitglieder ausgesetzt und bieten es an“, erklärt Grobe.

Die Resonanz? Ernüchternd. „Es ist sehr schade, weil nur wenige auf unsere Angebote eingehen. Am Anfang wurde es noch gut angenommen, dann leider nicht mehr“, hadert Kaul und ergänzt: „Aber die Leute müssen verstehen, dass es nicht nur gilt, gesund zu werden, wenn man krank ist, sondern dass es auch darum geht, durch den Sport gesund zu bleiben.“ Sie hofft, dass diese Message bald bei den Menschen angekommen ist.