Hagen. 3. Handball-Bundesliga: Der TuS Volmetal stellt sich gegen die „Profi“-Entscheidung des DHB. Kapitän Frederik Kowalski erklärt wieso.

Die Handball-Drittligisten des TuS Volmetal wollen nicht nur Forderungen stellen. Deshalb lassen sie nun auch Taten sprechen und distanzieren sich öffentlich von der Entscheidung des Deutschen Handball-Bundes(DHB), die Liga im Profibereich einzugruppieren. Auch der Trainingsbetrieb in Dahl ruht erst einmal. Wir sprachen mit Kapitän Frederik Kowalski über die Stimmung in der Mannschaft, eine mögliche Saisonfortführung und seine Einschätzung der Lage.

Frederik Kowalski, berichten Sie uns doch bitte: Kam die Entscheidung sich gegen einen Trainingsbetrieb auszusprechen von der Mannschaft, oder war es ein Vorschlag des Vorstands?

Frederik Kowalski: Man kann sagen, dass es von beiden Seiten ausging. Schon bei der ersten Coronawelle Anfang des Jahres haben wir vom Vorstand volle Rückendeckung bekommen. Wenn sich jemand unwohl gefühlt hätte beim Training oder im Spiel, dann hätte er auch ohne Angabe von Gründen sagen können, dass er erstmal Abstand halten will. Wir sind da sehr offen und nehmen die Gefahr ernst. Jetzt war es so, dass wir als Team natürlich schon Bock hatten, wieder mit dem Training loszulegen. Wenn man allerdings die Inzidenzzahlen in Hagen sieht, dann fragt man sich schon, ob das wirklich sein muss.

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Also haben Sie als Team nicht lange diskutieren müssen?

Eine Diskussion war es eigentlich gar nicht. Es war nicht so, dass fünf dafür und fünf dagegen waren. Wir haben Spieler dabei, die vor wichtigen Prüfungen stehen. Wenn die zwei Wochen in Quarantäne müssen, können sie direkt ein halbes Jahr an ihre Ausbildung dran hängen. Das möchte ja auch niemand. Deshalb haben wir uns aber darüber ausgetauscht, wie wir es am besten handhaben wollen.

Und was ist dabei heraus gekommen?

Es stand zur Diskussion, ob wir in Kleingruppen oder zu zweit weiterhin die Halle nutzen wollen, um dort zu trainieren. Wir haben uns aber dagegen entschieden. Jeder ist nun zu Hause dafür verantwortlich.

Wie schwer ist Ihnen diese Entschluss gefallen?

Natürlich schon sehr schwer. Wir sind alle Sportler, die sich im Training, aber auch im Wettkampf messen wollen. Wir sagen nicht einfach leichtfertig, dass wir nicht mehr antreten wollen. Aber wir finden, dass wir in dieser Situation eine gesellschaftliche Verantwortung tragen. Überall machen die Läden und Geschäftsstellen zu, weil die Bevölkerung geschützt werden soll. Aber wir wollen jedes Wochenende auf dem Spielfeld mit unterschiedlichen Mannschaften auf engsten Kontakt gehen? Das passt doch nicht zusammen.

Also stimmen Sie auch nicht der Auffassung zu, dass es sich bei der 3. Handball-Bundesliga um einen Profibereich handelt?

Nein, auf keinen Fall. Es sind aus meiner Sicht definitiv mehr Mannschaften dabei, die sich nicht als Profis sehen und deren Vereine auch nicht die Struktur aufweisen, die dazu gehört, um diese Bezeichnung zu verdienen. Wir betreiben diesen Sport alle gerne und mit voller Leidenschaft. Aber es wäre uns nicht in den Sinn gekommen, dass wir Profis sind.

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Der TuS Volmetal hat eine Vorreiterrolle übernommen und sich als erstes Team der Liga klar gegen eine Weiterführung der Saison zu jetzigen Zeitpunkt positioniert. Gab es schon Reaktionen von anderen Mannschaften?

Man ist natürlich immer im Gespräch, da man auch privat viel Kontakt zu Handballern hat. Das war bisher alles sehr, sehr positiv. Aus der Liga direkt habe ich bis jetzt aber noch nichts gehört. Es scheint so, als würden viele Mannschaften erst einmal abwarten wollen. Aber das kann auch nicht die richtige Lösung sein. Denn wenn alle nur abwarten, dann werden eventuell die Mannschaften gehört, die am lautesten sind, und nicht die, die in der Mehrheit sind.

Glauben Sie denn, dass es anderen Mannschaften ähnlich geht?

Das denke ich schon. Denn wenn man ehrlich ist, wird kaum ein Verein in der Lage sein, die Auflagen zu erfüllen, die beispielsweise die erste und zweite Bundesliga erhalten hat. Ich denke da nur an die wöchentlichen Coronatests. Das ist nicht leistbar. Und auch Geisterspiele sind wieder so ein Thema, da fehlen ja dann auch deutlich mehr Einnahmen. Von dem immens hohen Risiko einer Ansteckung abgesehen. Am Beispiel TuS Ferndorf sieht man ja, dass es auch Zweitliga-Mannschaften immer wieder treffen kann. Das müssen wir nicht riskieren, nur um die Ambitionen einzelner Mannschaften in der Liga zu unterstützen. Da fehlt mir wirklich das Verständnis, wie man das in der aktuellen Lage, bei den jetzigen Inzidenzwerten noch irgendwie anders sehen kann.

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Was wäre aus Ihrer Sicht der beste Weg, um mit der Saison weiter zu verfahren?

Ich möchte noch mal betonen: Wir als TuS Volmetal haben ja überhaupt nicht gesagt, dass wir die Saison abbrechen wollen. Aber sie zum derzeitigen Zeitpunkt weiterzuführen, wäre fatal. Vielleicht wäre ein späterer Start, beispielsweise im Februar, realisierbar. Man könnte die Gruppen aufteilen oder nur die Hinserie spielen. Es gibt viele Möglichkeiten. Aber fest steht, dass wir hoffen, dass der DHB noch einmal zum Umdenken kommt.

Aktuell steht der TuS Volmetal auf dem letzen Tabellenplatz. Schauen Sie noch auf die Rangliste aktuell?

Nein, das ist mir tatsächlich ziemlich egal. Da gibt es deutlich Wichtigeres, als die Frage, auf welchem Platz wir im Moment sind.