Hagen. Paul Giese will sich nach einer guten Saison bei BG Hagen nun bei Phoenix beweisen. Doch in dem 22-jährigen Berliner steckt noch mehr.
Aktuell sehnen sich die Basketballer von Phoenix Hagen nach einem normalen Trainings- und Spielbetrieb. Aufgrund eines Coronafalls befindet sich die gesamte Mannschaft in häuslicher Quarantäne und kann frühestens auf das Spiel am 9. November hoffen.
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Auch Paul Giese hätte sich gern im Heimduell gegen die Tigers Tübingen präsentiert, aber immerhin durfte er sich über die ersten knapp sechs Minuten Spielzeit in der Pro-A-Liga freuen. Beim Auftaktduell in Leverkusen wurde er eingewechselt. „Ich hoffe, dass das der Auftakt zu weiteren Spielzeiten im Team war und ich bald in der Liga ankomme,“ wünscht sich der 22-jährige Guard für die Saison. „Es geht halt alles so viel schneller als noch in der 1. Regionalliga bei der BG Hagen“ , hat Giese schnell erkannt, welche Hürde er da nehmen muss, „gerade in der Offense musst Du die Ruhe bewahren und die Chancen lesen, die Dir die gegnerische Defense bietet.“
Variabel in der Defense einsetzbar
Sowohl BG-Coach Kosta Filippou als auch Phoenix-Cheftrainer Chris Harris schätzen besonders die Defense-Qualitäten des Paul Giese, der zudem variabel einsetzbar ist und extrem mannschaftsdienlich agiert. Während Giese in der vergangenen Saison in den Kadern beider Teams stand, konzentriert er sich jetzt nur noch auf Phoenix. „Es macht mir schon Spaß, die gegnerischen Guards zu nerven und den einen oder anderen Steal zu holen“, grinst er schelmisch, „an meinem Wurf muss ich allerdings noch arbeiten.“
Angefangen hat seine Basketball-Karriere quasi in der Hofeinfahrt der Großeltern in Berlin. Dort spielte er als Achtjähriger mit seinem großen Bruder Alex, der es selbst bis in die Pro-B-Liga schaffte. Auch Paul Gieses Mutter war aktive Basketballerin und so war ein kurzzeitiges Interesse am Fußball bald schon kein Thema mehr. „Vielleicht wollte meine Mutter, die sich so viele Spiele wie möglich von Alex und mir ansieht, einfach nicht beim Fußball draußen im Regen stehen“, schmunzelt Paul bei dem Gedanken, wie sie doch mehr zu Basketball riet. Der erste Verein von Paul Giese war Königswusterhausen. Dort lernte er eine Trainerin kennen, die früher in Bochum gespielt hatte und auch Kontakte zu Omar Rahim von den EN Baskets Schwelm pflegte. Über diesen Kontakt kam für den damals 19-Jährigen der Umzug von Berlin nach Schwelm zustande.
„Ich bin nicht der Typ für Heimweh“
„Das war natürlich schon eine neue Situation“, erinnert sich Giese, „aber erstens bin ich nicht so der Typ für Heimweh und außerdem fand ich die Menschen in NRW einfach so erschreckend freundlich, dass mir die Eingewöhnung keine Schwierigkeiten machte.“ Wer sich mit dem überaus sympathischen und eloquenten 22-Jährigen unterhält, versteht, warum er sofort Anschluss findet.
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Parallel zur Basketball-Karriere absolvierte Paul Giese eine Ausbildung zum Immobilienkaufmann, die er in Berlin begann und in Hagen fortsetzte.„Irgendwie habe ich dann aber gemerkt, dass der Bürojob nicht mein Ding ist und habe die Ausbildung abgebrochen.“ Durch den Wechsel zur BG Hagen im Sommer letzten Jahres geriet er auch mehr in den Fokus von Phoenix Hagen und war häufig beim Training des Pro-A-Ligisten dabei. Jetzt lernte er auch Joel Aminu kennen, der wie er einen Vater aus Nigeria hat. Zur beiderseitigen Erleichterung stellten sie fest, dass ihre Väter in Nigeria zum gleichen Stamm zählten und daher viele Gemeinsamkeiten hatten, wie zum Beispiel die Sprache. „Ich war vor drei Jahren erstmals in Nigeria“, berichtet Paul Giese, „und habe mich da gleich wohl gefühlt. Ich möchte noch viel mehr von dem Land erfahren, seine Kultur näher kennen lernen“, sind weitere Reisen nach Afrika schon im Visier.
Eigene Modemarke
Afrikanische Einflüsse hat auch die neue Leidenschaft des Paul Giese, die er mit einem Berliner Kumpel teilt. Sie wollen gemeinsam ein fashion brand (Modemarke) aufbauen und sie etwa ab Mitte November auf Instagram präsentieren. Der Kumpel hat südafrikanische Wurzeln und sie wollen entsprechende afrikanische Stoffe auf T-Shirts aufnähen und so einen Mix der europäisch-afrikanischen Kulturen schaffen. „Leider können wir uns wegen der geografischen Distanz zu Berlin nicht sehen und müssen so viel skypen“, so Paul Giese, der schon länger nicht mehr in Berlin war. Das liegt auch daran, dass er zur Zeit ein Bundesfreiwilligenjahr absolviert und zwar bei der Organisation „frame-soziale Dienste“. Hier betreut und begleitet er Jugendliche, die in einer WG leben und wie er sagt „ganz andere Probleme haben, als ich je hatte. Das hat mir die Wertschätzung der eigenen Position in Familie und Gesellschaft noch mal deutlich werden lassen.“
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Paul Giese, ein junger Basketballer also mit vielen Facetten und Perspektiven. Dass im Moment durch die Corona- Pandemie alles etwas problematisch anmutet, nimmt er professionell gelassen: „Wir müssen uns bewusst machen, dass es nicht in unserer Hand liegt, was da passiert“, und mit dieser Einstellung und der Zuversicht blickt er auch auf die kommenden ProA-Spiele.