Wetter. Vom Bezirksligist zum Spitzenreiter in der 2. Dart-Liga NRW: Diese Entwicklung beim TuS Wengern ist atemberaubend.

Diese Entwicklung ist atemberaubend: Aufstieg in die Regionalliga, dort Spitzenplatz statt Abstiegskampf, durch Corona gestoppt, dann doch Aufstieg in die 2. Liga. Und auch hier, nämlich in der 2. Dartliga NRW, führt das Team des TuS Wengern nach vier Spieltagen ohne Niederlage die Tabelle an. Nur zwei Spielklassen ist man am Wengeraner Stollenweg noch von der Bundesliga entfernt, geht dieser Aufschwung immer weiter? „Wo die Reise noch hingeht, lassen wir völlig offen und machen uns keinen Stress“, sagt Abteilungsleiter Tom Sagrillo: „Was passiert, passiert.“

Auch interessant

Der Blick zurück macht die Entwicklung deutlich: In der Saison 2018/19 war die erste Mannschaft des TuS Wengern furios in die Regionalliga aufgestiegen, dort wollte man sich nur gut etablieren. Nach kurzer Zeit zeigte sich aber, dass für das Team um Uwe Piorek mehr drin sein könnte, ab dem zwölften Spieltag führte man die Tabelle an. „Wir waren Tabellenführer, als uns die Corona-Pandemie einen Strich durch die Rechnung gemacht hat“, denkt Sagrillo zurück. Denn der Nordrhein-Westfälische Dartverband (NWDV) brach die laufende Saison ab und setzte alle Ligen auf den neunten Spieltag zurück. Ausgerechnet da aber war der TuS Wengern „nur“ Zweiter hinten den „Sons of Dart“ aus Gelsenkirchen, es wurde nichts aus dem erhofften Direktaufstieg in die 2. Dartliga. Und auch eine Aufstiegs-Relegation der Tabellenzweiten setzte der NWDV aus, man schien sich mit dem Verbleib in der Regionalliga arrangieren zu müssen.

11:9-Sieg im Entscheidungsspiel

Mit diesem Team stieg der TuS Wengern 2019 in die Regionalliga aus. Von links: Team Captain Tom Sagrillo, Claus Weiwer, Stefan Riese, Markus Linn, Thomas Müller, Leon Riese, Jan-Niklas Tuschinski, Anderas Flamme, Kiki Sagrillo, Christian Müller, Chrissy Pohl, Enric Tange, Luis Breuer und Daniel Barteldrees.
Mit diesem Team stieg der TuS Wengern 2019 in die Regionalliga aus. Von links: Team Captain Tom Sagrillo, Claus Weiwer, Stefan Riese, Markus Linn, Thomas Müller, Leon Riese, Jan-Niklas Tuschinski, Anderas Flamme, Kiki Sagrillo, Christian Müller, Chrissy Pohl, Enric Tange, Luis Breuer und Daniel Barteldrees. © Verein | TuS Wengern

Als indes ein Verein sein Team für die 2. Liga zurückzog, erhielten die Wengeraner im Sommer eine erneute Chance. Sie wurden zu einem Entscheidungsspiel gegen den RDC East Enders aus Ratingen eingeladen. Nach einem kurzen Intensivtraining fuhr man Entscheidungsspiel, das lange auf Augenhöhe verlief. Doch im entscheidenden Moment schlug der TuS Wengern zu und sicherte sich mit einem 11:9-Sieg den zweiten Aufstieg in Folge. Plötzlich war man doch in der 2. Liga, wollte sich dort nach Möglichkeit von den Abstiegsplätzen fernhalten.

Und schaffte bisher weit mehr als das. Zum Auftakt in der Darthalle am Stollenweg, eine professionelle und in ganz NRW bekannte Spielstätte, musste man sich gegen den DSV Blind gewinnt II aus Dortmund noch mit einem 10:10-Remis begnügen, dann aber bezwang man die Crazy Steelers aus Erkrath (17:3), den DSC Goch II (15:5) und die Mülheimer des DC Mühlenkrug (13:7) deutlich. Und führt nach vier von 18 Spieltagen die Liga an.

Auch interessant

Eine Zwischenbilanz, die auch Teamcaptain („TC“) Sagrillo überrascht. „Das Niveau in der 2. Liga ist schon sehr hoch, an kaum einem Spieltag gibt es weniger als zehn Bestleistungen“, sagt er: „Es gehört schon ein bisschen Glück dazu, die Paarungen haben gepasst.“ Acht Darter stellt jedes Team zu Einzelduellen auf, nach vier Doppeln folgen acht weitere Einzel. Zuletzt gegen Mühlenkrug trat Sagrillo aus Personalmangel selbst an, doch er räumt auch ein: „Sonst bin ich dafür zuständig, die anderen Leute in den Hintern zu treten, dass es im Team funktioniert.“

Auch interessant

Und das klappe ganz gut, fügt Sagrillo mit Blick auf die Tabelle hinzu. Der TuS Wengern sei nicht von den Assen wie Top-Spieler Uwe Piorek oder Andreas Flamme, der schon bei der Qualifikation zur PDC European Tour gespielt hat und im Team die beste Bilanz aufweist, abhängig. „Die ganze Mannschaft ist da und kann Leute auffangen, wenn sie mal einen schlechten Tag haben“, sagt Sagrillo. So habe sich etwa Routinier Daniel Barteldrees , der nach einem Schlaganfall wieder ganz von vorne anfangen musste, sich „nach vielen Monaten hartem Training“ im Team zurückgemeldet. Und hat nach seinem Comeback direkt sein erstes Einzel gewonnen.

Auch interessant

Zwei junge Talente im Team

Ganz besonders profitiert der TuS Wengern aber von seiner guten Nachwuchsarbeit. Zwar wurde man kurz vor Saisonbeginn vom Abgang von Top-Talent Luis Breuer in die 1. Liga zum Dart-Team Köln überrascht, doch Ersatz rückt mit Tim Weber (16) und Julian Huinink (15) schon nach. Beide Talente kamen aus der dritten TuS-Mannschaft, sind schon zu festen Größen im Zweitliga-Team geworden. „Sie sind eingeschlagen wie eine Bombe“, freut sich Sagrillo und betont stolz, er könne sich keine besseren Jugendspieler für die erste Mannschaft vorstellen: „Beide spielen stark gegen Dartspieler, die das schon seit 30 Jahren machen.“

Ob dieses Team auf Dauer oben bleibt und um den dritten Aufstieg mitspielen kann, beurteilen die Wengeraner vorsichtig. „Wir möchten einfach nur Spaß beim Darten haben und kämpfen immer bis zum letzten Dart“, sagt „TC“ Sagrillo: „Die Welt bricht für uns nicht zusammen, wenn wir verlieren.“ Allerdings weiß er auch: „Der Meister unserer Klasse geht in die 1. Dartliga NRW. Und darüber kommt nur noch die Bundesliga.“

Spieltage fünf und sechs abgesetzt

Der Gesamtvorstand des Nordrhein-Westfälischen Dartverbandes (NWDV) hat beschlossen, die Spieltage fünf und sechs aufgrund der Coronazahlen auszusetzen. In der 2. Liga NRW betrifft das die Partien des TuS Wengern bei Doppel 1 Dinslaken am 24. Oktober und gegen die TG Witten am 31. Oktober.