Hagen. Basketball-Zweitregionalligist SV Haspe 70 verpflichtet US-Amerikaner Brandon Roberts. Durch eine Doku erreichte dieser hohen Bekanntheitsgrad.

Dieses Missverständnis war Brandon Roberts etwas unangenehm. Der US-amerikanische Basketballer war gerade in Deutschland angekommen, und erkundete seine neue sportliche Heimat, das provinzielle Neustadt am Rübenberge, mit einem Spaziergang durch die beschauliche City. Roberts hatte Lust auf ein paar Kugeln Eis, aber als er mit Kreditkarte zahlen wollte, schüttelte die Eisdielen-Verkäuferin mitleidig den Kopf. „Nur Bargeld“, bedauerte sie. Der US-Amerikaner lächelte darüber hinweg – er lernte Deutschland und seine Sitten ja gerade erst kennen.

NDR dreht Doku über Roberts’ erste Saison

Von September 2018 bis April 2019 begleitete der NDR Brandon Roberts in seiner ersten Saison als Profibasketballer. Die Dokumentation zeigt, wie der damals 24-Jährige mit den Neustadt Shooters Höhen und Tiefen durchlebte. Wie er mit dem ambitionierten Regionalliga-Nord-Team so gerade eben den Klassenerhalt schaffte. Wie er 20 Punkte im Schnitt auflegte, aber von der lokalen Presse als Egoist geächtet wurde. Wie er von 900 Euro Gehalt im Monat leben und seine in den USA gebliebene kleine Tochter unterhalten musste. Wie er mit Kreditkarte in der Eisdiele zahlen wollte.

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Überregionale Medien berichteten über Roberts, der in der Doku offen die große NBA als sein Ziel angab. „Von der NBA geträumt, Neustadt bekommen“, titelte Spiegel-Online eine Story über den ehrgeizigen US-Basketballer in der niedersächsischen Provinz.

Haspe 70 stellt sich neu auf

Das Kapitel „Neustadt“ hat Brandon Roberts längst abgehakt, seit zwei Wochen spaziert er durch die Straßen der Stadt Hagen. Der Aufbauspieler, der am Freitag seinen 26. Geburtstag feiert, ist der vierte Zugang des SV Haspe 70, dem Zweitregionalligisten, der sich nach dem Abstieg neu aufstellen und neu erfinden muss. Und dessen Trainer Michael Wasielewski hält große Stücke auf seinen Importspieler. „Brandon ist unser Wunschspieler. Er kann passen, aber auch selbst scoren, ist teamdienlich und hat einfach eine sehr motivierende, positive Persönlichkeit“, lobt der Coach den 1,78 Meter großen Point Guard aus Alabama.

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Roberts, der keinen Agenten an seiner Seite hat, war auf der Suche nach einem guten Regionalliga-Klub, und Wasielewski brauchte einen Kopf für sein Team, das nur noch einen Spieler aus der vergangenen Saison in seinen Reihen hat. Roberts ging in der Spielzeit 2019/20 gar nicht auf Korbjagd, er hatte „privat viel um die Ohren“ und jobbte zwischendurch, aber die Sehnsucht nach Basketball war wohl zu groß, erzählt Wasielewski.

Das sagt Brandon Roberts

„Mein persönliches Ziel ist es, der Mannschaft zu helfen, wieder in die 1. Regionalliga aufzusteigen“, verrät der neue Hasper Guard. Und: „Meine Rolle wird darin bestehen, die Mannschaft mit meinem Spiel und meiner motivierenden Einstellung auf dem Platz zu führen und stets mit gutem Beispiel voranzugehen.“ Das klingt vorbildlich. Und mit dieser Einstellung soll Roberts auch die U18-Mannschaft der Hasper coachen sowie Individualtrainings mit talentierten Spielern leiten.

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Ein Rückschritt sei das Engagement bei den 70ern keineswegs für Roberts, findet Michael Wasielewski, auch wenn der Amerikaner zuletzt in der 1. Regionalliga spielte und eigentlich viel höher hinaus wollte. „Als positives Beispiel fällt mir Courtney Belger ein, der es aus der 2. Regio in Ibbenbüren zum Stammspieler in der ProA geschafft hat“, traut Haspes Cheftrainer seinem neuen Point Guard viel zu. Eine Geschichte, die motiviert, und die Brandon Roberts’ Traum am Leben hält. Aber erstmal konzentriert er sich auf Haspe. „Ich glaube“, sagte Wasielewski abschließend, „uns ist ein echter Steal gelungen.“

So sieht der Kader der 70er aus

SV Haspe 70: Brandon Roberts, Philipp Urban, Jan-Patrick Strahl, Tim Gimbel, Tresor Nsiabandoki, Kristian Micanociv, Nicolai Glavovic, Jan Henrik Siewert, Marvin Waltenberg, Max Obrebski.

Ein externer Leistungsträger sowie ein Nachwuchsspieler sollen den SV-Kader bald komplettieren, so Trainer Michael Wasielewski.