Hagen. Phoenix Hagen hat sein Hygienekonzept, welches 944 Zuschauer vorsieht, bei der Stadt eingereicht. Aber was geschieht, wenn nur 300 erlaubt sind?
Die ersten Trainingseinheiten sind absolviert, die medizinischen Check-Ups überstanden, und am Wochenende wird gegen Kontrahenten aus der ProA die Form getestet. Bei Phoenix Hagen geht alles seinen gewohnten Gang, damit der Start in die am 17. Oktober startende Basketball-Zweitliga-Saison nach langer Coronapause glückt. Die Augen des Vereinsmanagements um Geschäftsführer Patrick Seidel sind aber vor allem auf die Heimpremiere, die am 24. Oktober gegen die Tigers Tübingen steigen soll, gerichtet.
Phoenix-Chef Seidel kritisiert Ungleichheit
Nach aktuell geltender Coronaschutzverordnung des Landes NRW sind bei Sportveranstaltungen nur 300 Zuschauer zugelassen. Eine Beschränkung, die Phoenix Hagen, wie auch viele andere Profivereine, nicht einfach so hinnehmen will.
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Der Zweitligist hat bei der Stadt Hagen jetzt ein Hygienekonzept für die ersten sieben Heimspiele in der Krollmann Arena am Ischeland eingereicht – und das sieht vor, dass die Basketballer vor 944 Zuschauern spielen. „Für uns ist es äußerst schwierig gewesen, weil es tagtäglich aus verschiedenen Bundesländern neuen Input, neue Rahmenbedingungen gibt. Der eine Verein darf vor 1500 Zuschauern spielen, der andere muss Geisterspiele austragen“, hat Phoenix-Chef Seidel kein Verständnis für den „Zuschauer-Flickenteppich“ in Deutschland.
Phoenix Hagen blickt auf Montag
Am kommenden Montag, 14. September, aktualisiert das Land NRW die Coronaschutzverordnung. Und Seidel macht sich Hoffnungen, dass der Profisport von Lockerungen profitiert: „Momentan stehen wir vor der großen Ungerechtigkeit, dass zwischen normalen Veranstaltungen und Sportveranstaltungen unterschieden wird. Warum der Sport und die ganze Veranstaltungsbranche, an der viele Dienstleister dranhängen, gegenüber allen anderen Branchen so sehr vernachlässigt wird, ist mir unerklärlich“, kritisiert Seidel.
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Das Phoenix-Hygienekonzept landet am Donnerstag auf dem Tisch des Hagener Krisenstabes, dessen Vorsitz Oberbürgermeister Erik O. Schulz inne hat. Dieses beinhaltet die üblichen Regelungen: Einbahnstraßensystem, Catering nur am Platz, 1,5 Meter Mindestabstand zwischen Personen aus unterschiedlichen Haushalten. „Die Halle ist an vielen Stellen verbaut, aber sie hat einen großen Vorteil: Man kann jede Tribünenseite mit Ein- und Ausgang einzeln bespielen“, erklärt Seidel.
Verein hofft auf Signal ein der Stadt
Den Phoenix-Verantwortlichen ist dennoch bewusst, dass die Stadt nicht 1000 Zuschauer in die Krollmann Arena zulassen und somit die Coronaschutzverordnungen aushebeln kann. Aber Patrick Seidel wünscht sich von der Stadtverwaltung ein Signal in Richtung Landesregierung. „Ein ganz tolles Beispiel: Der Handball-Zweitligist TSV Bayer Dormagen hat von seinem Landrat bereits die Genehmigung bekommen, vor 1000 Zuschauern spielen zu können, sollte NRW die entsprechenden Lockerungen beschließen“, berichtet Seidel.
Die Stadt Hagen ist zurückhaltender, wie Karsten-Thilo Raab, Leiter des Servicezentrums Sport, erläutert: „Wir haben Verständnis für die Pläne von Phoenix Hagen, aber uns sind die Hände gebunden. Wir wissen ja nicht, ob das Land eine Lockerung beschließt und wie diese aussehen würde. Vielleicht werden 500 Zuschauer zugelassen, vielleicht 2000, das vermag ich nicht einzuschätzen.“ Die Stadt wolle zunächst die Entwicklung am 14. September abwarten. Raab: „Sollte es eine Lockerung geben, dann werden wir natürlich zeitnah reagieren.“
So läuft der Dauerkartenverkauf
Ungeachtet der Unwägbarkeiten ist der Dauerkartenverkauf von Phoenix am 1. September gestartet. Mit Erfolg. „In den ersten beiden Tagen haben wir rund 150 verkauft, inzwischen dürften wir die 300 geknackt haben“, sagt Patrick Seidel. Aber was ist, wenn das Land NRW keine Lockerung beschließt? Wie lange kann eine Phoenix-Saison mit nur 300 Zuschauern, zu denen übrigens auch alle Nicht-Spieler wie Akteure des Kampfgerichts zählen, gut gehen?
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Schon zu Beginn der Coronakrise hatte Seidel klar gemacht, dass Geisterspiele für Phoenix kein Thema sei. „Eine Partie vor 300 Zuschauern ist fast wie ein Geisterspiel, das wird auf Dauer nicht gut gehen. Wir könnten in diesem Fall nicht mal unsere Kosten decken, es wäre ein Minusgeschäft. Aber so geht es fast allen ProA-Vereinen“, sagt Patrick Seidel.
Phoenix ist Arbeit- und Auftraggeber
Es sei Zeit, so der Phoenix-Manager, dass die Politik den Sport auf ihrer Agenda höher ansetze und für (system-)relevant erkläre. Auch wenn Phoenix nur ein kleines Rädchen im großem Hamsterrad der Wirtschaft sei. „Wir hatten in der letzten Saison 16 Festangestellte, und an diesen Jobs hängen Familien“, betont Seidel. „Zudem sind wir wichtiger Auftraggeber für drei Dienstleister. Ich finde uns sehr systemrelevant.“
+++Info+++
Trotz der coronabedingten Wirtschaftskrise ist die Resonanz aus der Sponsorenlandschaft für Phoenix Hagen positiv, wie Patrick Seidel berichtet. Lediglich zwei namhafte Sponsoren hätten den Geldhahn zugedreht. Seidel: „Alle anderen haben entweder klar signalisiert, dass sie dabei bleiben wollen oder sie müssen noch entscheiden, in welchem Umfang sie uns sponsern.“