Hagen. Ob Pessimist, Kreisliga-Hooligans, oder Emotionale. Am Feldrand findet man sie alle. Wir haben die Top-Zehn zusammengefasst.

Sie bringen Stimmung in jedes Spiel und machen den Unterschied zwischen einer lockeren Trainingseinheit und der harten Wettkampfrealität: die Zuschauer. Einnahmequelle für die Vereine emotionale Stütze für die Spieler. Doch wenn man ehrlich ist, gibt es Zuschauer, auf die man gerne verzichten würde. Wir haben die zehn nervigsten Paradebeispiele zusammen gestellt.

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Im (Alt-)Herren-Basketball sind sie gefürchtet: Die dritte Mannschaft des SV Haspe 70 alias „Loco Express“. Professionelle Fotoshootings sind Teil der Saisonvorbereitung.
Von Dominik Brendel undLinda Sonnenberg

1. Die Übermutti
Kaum laufen die Spieler auf das Feld wird sie hektisch. Kein Wunder. Fridolin-Amadeus wird selbstverständlich mal ein ganz Großer. Das weiß Jeder um sie herum. Ob er möchte oder nicht. Steht der Wunderknabe nicht in der Startelf kann der Trainer sich auf etwas gefasst machen. So geht es ja nicht. Grätscht der Junior einen Gegenspieler um, „soll der sich mal nicht so anstellen, die Pfeife.“ Wird das eigene Kind aber zu Fall gebracht gibt es kein Halten mehr. Rote Karte. Minimum. Am besten lebenslang sperren. Sollte aus dem Filius trotz aller Wünsche doch nicht der große Supertorjäger werden steht der Schuldige fest: der Trainer. Talente muss man fördern!

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2. Der Anti-Fußballer
„Nicht eine Sekunde selbst gekickt, aber bei jedem Fehler meckern. Die habe ich immer geliebt“, kennt auch Michael Erzen, Trainer der Westfalenliga-Fußballer des SV Hohenlimburg, diese ganz spezielle Sorte an Zuschauern. Während die eigene Karriere vorbei war, bevor sie überhaupt angefangen hat, ist der Anti-Fußballer um guten Rat bei Anderen nicht verlegen. Im Gegenteil: „Die hätte ich doch mit links in die Tasche gesteckt. Alles Unfähige“, lässt er keine Spielszene unkommentiert. Soll er beim Altherren-Kick selbst mal dazustoßen sind die Ausreden aber schon vorprogrammiert. Das Knie, die Frau, die Kinder. Irgendetwas ist immer.

3. Die Kreisliga-Hooligans
Man hört sie, bevor man sie sieht. Sie sind die Armee hinter den Spielern. Vielleicht eine kleine Armee, aber dafür eine lautstarke. Schleppen bei jedem Freundschaftsspiel das Bier und Trommeln mit an den Platz. Und die große Schwenkfahne in den Vereinsfarben, die allen anderen die Sicht nimmt. Wer sich darüber beschwert, der kriegt Ärger. Klar. Sie unterstützen schließlich nur IHREN Verein. Den Verein, den niemand so sehr liebt wie sie. Sagt zumindest die Trommel, auf die sie eindreschen. Sie sprechen persönlich von einem Sieg, wenn mehr als 40 Prozent von ihnen das Ende der Partie noch mitbekommen.

4. Der Pessimist
„Das wird heute nichts“, schallt es schon über die Anlage, als er noch gar nicht richtig drin ist. Der Pessimist hat kein gutes Gefühl. Nie. Als ihm bei der Anreise auch noch eine schwarze Katze begegnet ist war es direkt vorbei. Das kann ja nichts werden. Wiederholt seine Einstellung wie ein Mantra. Ist sich bei jeder Ecke und jedem Freistoß sicher: Das wird ein Tor für die Gegner. Kann die meiste Zeit nicht hinsehen. Selbst im Falle eines Sieges mahnt der Pessimist: „Wir sind noch nicht durch. Da kann noch einiges passieren.“ Weiß nicht, ob er bei einer Niederlage mit seiner Mannschaft trauern, oder selbstbewusst: „Ich hab` es ja gesagt“, in die Runde rufen soll.

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5. Die Freundin
Seit gefühlten Ewigkeiten schweben sie auf Wolke sieben. Genau genommen seit drei Wochen, zwei Tagen und elf Stunden. Und deshalb ist sie da. Um die große Liebe zu unterstützen. Während man ihr am liebsten die Partnerkette vom Hals reißen möchte, hat sie nur Augen für ihren Liebling. Es sei denn das Handy klingelt. Oder die Nägel müssen gepfeilt werden. Während das Herzblatt auf dem Feld versucht einen geraden Schritt nach dem anderen hinzubekommen, erzählt sie von den Zukunftsplänen. Wird das Häschen gefoult gibt es von der der Barbie aber erstmal wüste Beschimpfungen zu hören. Könnte sich bestens mit der Übermutti verstehen. Einziges Problem: der Konkurrenzkampf.

6. Der Emotionale
Als sein Team abgestiegen ist, hat er bitterlich geweint. Beim Wiederaufstieg zerriss er vor Glück das Trikot und verdrückte Freudentränen. Für den Emotionalen ist es mehr als nur ein Spiel, mehr als nur eine Mannschaft. Es ist der Inbegriff von Familie. Da wird gezittert und gebangt. Ist zuhause der Introvertierte, beim Fußball brechen dann aber doch alle Dämme. Falls Scherben wirklich Glück bringen ist die demolierte Inneneinrichtung wenigstens dafür gut gewesen. Hat das entscheidende Tor im Aufstiegsspiel verpasst - die verdammte nervöse Blase.

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7. Das Lexikon
„Der Stürmer hatte schon zwei Kreuzbandrisse. Den ersten am 12. September 2007, den zweiten am 4. April 2014. Das war ein Spiel damals. Wir sind mit folgender Aufstellung in das Spiel gegangen...“ Er weiß alles. Das Lexikon kennt nicht nur den Stammbaum jedes Spielers. Auch die letzten zehn Spiele der Gegner, Rekorde, Schwächen, Scheidungen. Alles ist gespeichert. Nicht, dass irgendjemand danach fragen würde. Das Lexikon stellt sein Wissen ganz unentgeltlich zur Verfügung. Zwischendurch kann man durchaus auch einfach mal weggehen, wenn man wieder kommt redet er immer noch. Für Gegneranalysen der geeignetste Mann. Musste die eigene Karriere früh beenden und hat sich dann Zahlen und Fakten gewidmet. Sehr zum Leidwesen aller anderen Beteiligten.

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8. Der Schreihals
Was er schreit ist egal. Hauptsache es ist laut. Ob es die Unterhaltung mit der lieben Gattin, dem Bierverkäufer oder den Spielern in 300 Meter Entfernung ist. Die Lautstärke ist die gleiche. Hätte grundsätzlich jedes Tor selbst rein gemacht, jeden Elfmeter gehalten und sowieso ist er eigentlich der Profi. Ruhepuls liegt etwa bei 180. Sonntags ist es nach dem Aufstehen schon vorbei, da geht die Nervosität los. Kommt meistens mit heiserer Stimme am Montag zur Arbeit. Aber das ist es wert. Nur er peitscht seine Mannschaft zum Sieg.

9. Der Besserwisser
„TRAINER! Wechsel! Nimm den raus! Viererkette, wir brauchen eine Viererkette! SOFORT!“ Nicht, dass irgendein Trainer jeweils auf das gehört hätte, was der Besserwisser von sich gibt. Aber die lautstarke Variante des Lexikons schreit es trotzdem quer über den Platz. Der gemeine Besserwisser möchte seinem Umfeld damit signalisieren: „Hey, ihr Ungebildeten. Ich habe Ahnung.“ Hat vor zehn Jahren die Minikicker trainiert und weiß nun alles. Könnte natürlich selbst im Seniorenbereich aktiv werden. Findet aber jedes Jahr doch wieder eine neue Ausrede. Am Rand steht es sich einfach viel besser. Und so hat er alles im Blick und kann gute Ratschläge geben.

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10. Der Unbekannte
Er bezahlt den Eintritt passend, trinkt nur bei allergrößter Hitze ein Wasser und hält sich im Hintergrund. Redet mit niemandem, rollt maximal mit den Augen, wenn es dann doch mal jemand wagt, ihn anzusprechen. Ist bei Wind und Wetter, Abstiegskampf oder Freundschaftsspiel immer mit dabei. Verlässt mit dem Schlusspfiff sofort die Anlage. Keiner kennt ihn. Eventuell verwandt mit einem Spieler. Lässt es sich aber nicht anmerken. Das stille Pendant zur Übermutti.