Hagen. Im Doppelinterview sprechen die Verantwortlichen des TuS Volmetal und Eintracht Hagen über die momentane Lage und die neue Staffeleinteilung.

Die Staffeleinteilung ist erfolgt und der Oktober als Starttermin auserkoren. Langsam könnte nach den turbulenten Zeiten so etwas wie Normalität bei den Handballern in der 3. Bundesliga einkehren. Doch schon kommen von Hannover-Burgwedel die ersten Hiobs-Botschaften. Dem Team um Spielertrainer Marius Kastening fehlt es an Geld, Schatzmeister Karsten Höhns nimmt erstmals das Wort Insolvenz in den Mund. Ein Einzelfall? Oder stehen der Liga nach der Corona-Zeit noch einige Überraschungen bevor? Wir treffen Michael Stock, Sportdirektor vom VfL Eintracht Hagen, Eintracht-Coach Stefan Neff und Thomas Lichtenberg, Pressesprecher vom TuS Volmetal, in der VfL-Geschäftsstelle zum Interview und sprechen mit ihnen über die Situation in der Liga, Favoriten und warum beide Teams trotz Konkurrenz eigentlich voneinander profitieren.

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Die Staffeleinteilung ist inzwischen bekannt gegeben worden. War sie eine große Überraschung oder hätten Sie sich andere Gegner gewünscht?

Thomas Lichtenberg: Es gibt einige neue Gesichter in unserer Liga, alleine schon weil vier Aufsteiger mit im Boot sind. Zudem sind es 18 Mannschaften, wodurch es zu Doppelspieltagen kommen wird. Ich bin gespannt, wie unsere Mannschaft mit dieser Belastung umgehen wird. Vielleicht ist es auch mal ganz schön, wenn man neue Gegner dabei hat und nicht immer nur die gleichen Gesichter.

Michael Stock: Wir haben schon im Vorfeld gesagt: Wir nehmen es wie es kommt. Ich glaube auch, dass es in diesem Jahr besonders schwer war, die Einteilung vorzunehmen und ich beneide niemanden um diese Aufgabe.

Es könnte sein, dass Hannover Burgwedel den Start schon nicht mehr erlebt.

Stock: Trotzdem sehe ich unsere Gruppe nicht als die schwächere an, wie es von einigen Vereinen schon kund getan wurde. Wir haben sehr viele Zweitvertretungen mit dabei, die immer ein Überraschungspaket sind. Und in der vergangenen Saison ist Spitzenreiter Wilhelmshaven beispielsweise im Volmetal böse gestolpert, womit vorher keiner gerechnet hätte. Es ist alles offen und viele Teams für eine Überraschung gut.

Wie schwer hat die Coronakrise die Vereine denn rückblickend bisher getroffen?

Lichtenberg: Da muss man sich ja nur die Vereine mit großen Hallen, wie zum Beispiel Aurich, anschauen. Was die an Ausfällen haben und auch während der Saison noch einfahren werden, wenn keine volle Auslastung gewährt werden kann, will man sich wahrscheinlich besser gar nicht vorstellen.

Wie sieht es denn bei Volmetal und Eintracht aus, auf wie viele Zuschauer bereitet man sich aktuell vor?

Lichtenberg: Wir haben 190 Dauerkarten verkauft. Unser Ziel ist es, diese auch in der Halle unter zu bekommen. Aber wer weiß, wie sich die Auflagen bis Oktober wieder ändern. Vieles läuft bei uns aber auch über den Verkauf von Getränken in und Würstchen vor der Halle. Da wird man schon die Einbußen merken.

Stock: Ähnlich ist es auch bei uns. Aktuell muss man jedes Mal schauen, wie sich die Gegebenheiten ändern, weil niemand weiß, wie sich die Lage bis Oktober entwickelt. Wir haben mit der Krollmann-Arena den Vorteil, viel Fläche zu haben, so dass Abstandsregelungen eingehalten werden können. Wie es aber beispielsweise mit dem VIP-Bereich aussieht, können wir aktuell noch gar nicht sagen.

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Und bei Testspielen?

Stock: Da haben wir uns auch etwas überlegt. Wir sind aktuell in Gesprächen, dass wir unsere Testspiele streamen können. Es sieht gut aus, dass das klappen wird.

Wie läuft das Training inzwischen ab? Ist man dort wieder in den Alltag zurückgekehrt?

Stefan Neff:Wir hatten ja das große Glück, dass wir schon sehr früh wieder in die Halle konnten, um dort in Kleingruppen zu trainieren. Aber wenn man ehrlich ist, war das auch nicht mehr als „Fitnesserhaltung“. Inzwischen sind wir vom Kleingruppentraining wieder in den Kontaktsport eingestiegen. Zuerst natürlich vorsichtiger nach der langen Pause, aber inzwischen sind wir wieder voll dabei, auch mit allen Neuzugängen.

Lichtenberg: Anders als Eintracht haben wir uns am Anfang bewusst dagegen entschieden, die Sonderregelung der Stadt in Anspruch zu nehmen und haben das Training erst einmal pausieren lassen. Inzwischen sind wir aber wieder im handballspezifischen Training angelangt. Es wurde an die Spieler appelliert, dass sie sich doch bitte an die Hygienemaßnahmen halten sollen.

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Und nun geht es mit Vollgas in Richtung Saisonbeginn?

Lichtenberg: Wenn ich ehrlich bin, habe ich mir vor drei Wochen noch gar keine Gedanken gemacht, dass wir jetzt einen feststehenden Termin für den Spielbetrieb haben.

Gibt es aus Ihrer Sicht einen klaren Favoriten in der Liga?

Lichtenberg: Ich lehne mich jetzt mal ganz weit aus dem Fenster und sage: den VfL Eintracht Hagen (lacht). Nein im Ernst, Eintracht ist ein super Team und wird oben mitmischen. Aber wie schon erwähnt, ist die Liga in diesem Jahr wie eine Wundertüte mit vielen unbekannten Gesichtern, die man erst einmal einordnen muss.

Neff: Wir wollen oben angreifen. Aber es wird sehr schwer. Insgesamt steigen nur zwei von 72 Mannschaften auf. Das ist absoluter Wahnsinn. Aufstiege sind sowieso schwer planbar und unter diesen Bedingungen umso mehr. Aber wir sehen uns gut aufgestellt. Umgekehrt bin ich mir auch ziemlich sicher, dass sich Volmetal wieder in der Liga halten wird. In Hagen profitieren alle davon, zwei so starke Teams zu haben. Das ist wichtiger als die Konkurrenz.

Lichtenberg: Wenn man ehrlich ist, dann lachen wir uns doch jedes Jahr kaputt, dass wir dritte Liga spielen. Es ist einfach nur schön mit anzusehen, wie wir aus unseren kleinen Mitteln immer wieder das beste herausholen. Letztes Jahr gab es einen großen Umbruch, der ist dieses Mal ausgeblieben. Das macht Hoffnung.