Wetter. Mehr als viereinhalb Monate wartete Benjamin Knoche auf sein Trainerdebüt beim SC Wengern. Der Ex-Profi will länger bleiben.

Erstes Training mit dem neuen Team, dann das erste Spiel. Bei Fußball-Trainern, vor allem wenn sie mitten in der Saison bei einem Klub einsteigen, liegen dazwischen in der Regel meist nur wenige Tage. Bei Benjamin Knoche und dem SC Wengern dagegen dauerte es satte 19 Wochen, nun gab der „neue“ Coach des A-Kreisligisten – kurz vor der Corona-Zwangspause im März engagiert - im Testspiel gegen den Hiddinghauser FC endlich sein Debüt auf der Trainerbank. Dafür will der ehemalige Profi, der bei Borussia Dortmund ein Bundesligaspiel bestritten hat, am Brasberg länger bleiben.

Zur Person

Benjamin Knoche wechselte nach der Jugend bei Hasper SV und SuS Volmarstein als 14-Jähriger zu Borussia Dortmund, wurde mit der A-Jugend zweimal deutscher Meister und bestritt 1997 ein Bundesligaspiel. Danach war er bei Sportfreunden Siegen, BVB II, Borussia Mönchengladbach II, TuS Ennepetal und FSV Vohwinkel als Spieler aktiv. Als Trainer betreute er die SpVg. Hagen 1911 (2014-17) und den SV Herbede (2017-19).

„Das ist schon ein bisschen kurios“, räumt Benjamin Knoche ein, wenn er an seinen Start beim SC Wengern zurückdenkt. Als Nachfolger von Wolfgang Hamann war der 42-Jährige beim abstiegsgefährdeten A-Kreisligisten Anfang März verpflichtet worden, den „Nothelfer“ musste er aber gar nicht mehr geben. „Wir hatten zwei Trainingseinheiten, gegen Silschede sollte ich dann mein Debüt geben“, sagt er, „dann kam der Cut und wir wurden ausgebremst durch Corona.“ Nach der 0:1-Heimniederlage gegen den FSV Gevelsberg mit Interimscoach Guiseppe Giacco am 8. März vor Knoches Einstieg sollte es für die Wengeraner viereinhalb Monate keine Partie geben. Aber eben auch keinen anhaltenden Abstiegskampf, auf Rang 13 nach der Quotienten-Regelung beendete man die abgebrochene Fußball-Saison 2019/2020.

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So ist der Vorbereitungsstart zur Spielzeit 2020/21 für Benjamin Knoche auch ein Neubeginn, nach Trainerstationen in Landes- und Bezirksliga bei der SpVg. Hagen 11 und dem SV Herbede der erste bei einem Kreisligisten. Für Knoche, der sich nach seinem bis April 2019 in Herbede andauernden Engagement eine Trainer-Auszeit gegönnt hatte, eine bewusste Umorientierung. „Zwei Jahre hier, drei Jahre da, dazu hatte ich keine Lust mehr“, sagt er, „ich möchte bei einem Verein länger etwas entwickeln.“ Nach der Anfrage durch Klubvize Uwe Klöwer vom SC Wengern - vom Brasberg wohnt Knoche in Wetter nur zehn Minuten entfernt - habe er „Blut geleckt“. Der 2018 gegründete SC Wengern sei zwar ein junger Verein, als TuS Wengern habe man aber lange Fußball-Tradition, es gebe viele engagierte Mitstreiter.

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Ziel: Alle Jugendklassen besetzen

„Ich will mich mehr in den Verein einbringen, nicht nur zwei, drei Jahre der Trainer der ersten Mannschaft sein“, sagt Knoche, gerade in der Jugendarbeit wolle er sich engagieren und Bindeglied zum Senioren-Bereich sein. Dieser boomt aktuell mit etwa 75 Spielern in mittlerweile drei Mannschaften zwar, beim Nachwuchs dagegen fehlen mehrere Jahrgänge. Bei B- und C-Jugend geht der SC Wengern deshalb zur neuen Saison eine Spielgemeinschaft mit dem Nachbarn zur JSG Bommern/Wengern ein. „Lass uns versuchen, in fünf Jahren alle Jugendklassen besetzt zu haben, damit auch die erste Mannschaft davon profitieren kann“, habe er bei seinem Einstieg gesagt, „das muss doch das Ziel sein, um den Verein am Leben zu erhalten.“

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Drei Neuzugänge früher bei Elfern

Aktuell stößt mangels A-Jugend kein eigener Nachwuchs in sein Kreisliga-Team, für die neue Saison hat man deshalb acht externe Neuzugänge geholt. „Ich wollte frisches Blut reinbringen“, sagt der neue Coach, „habe dabei darauf geachtet, dass keiner zu alt ist.“ Mit Maik Choinowski (Polonia Hagen), Cagakan Demirtas und Engin Kirkgöz (beide Hasper SV) sind drei Neuzugänge darunter, die Knoche schon bei Hagen 11 unter seinen Fittichen hatte. Filip Goles (SV Herbede U19), Peter Ignatowicz (Polonia Hagen), Mentor Mustafa (TSG Herdecke), Pit Kraatz und Pascale Linardi (ohne Verein) komplettieren den 24er-Kader. Mit Dennis Niggeloh, der zu Blau-Weiß Haspe wechselte, verlässt nur ein Akteur des letztjährigen Teams den Verein, Niklas Ciglevic, Hendrik Kobinger, Waldemar Schlundt und Fabian Schroth spielen nun in der Reserve.

Ein Wechsel in diesem Ausmaß soll aber die Ausnahme beim SC Wengern bleiben. „Der Klassiker in der Kreisliga – zehn Abgänge, zehn Zugänge -, davon halte ich nichts“, sagt Knoche, der nun langfristig ein Team aufbauen will. Und nach den ersten Testspiel-Eindrücken von der 0:1-Niederlage gegen den Hiddinghauser FV, bei dem noch acht Urlauber um Torjäger Tim Malik fehlten, zumindest mit dem Fitness-Zustand seiner Mannschaft schon zufrieden war. „Vom Fußballerischen her müssen sich die Jungs erst daran gewöhnen, was ich vorhabe“, sagt er, „aber das war mir vorher klar.“

Bis zum Saisonstart im September bleibt bei aktuell drei Trainingseinheiten wöchentlich und noch fünf Testspielen dem SC Wengern reichlich Zeit, sich an den Stil des neuen Trainers zu gewöhnen. Ein Saisonziel zu definieren, fällt Knoche dabei schwer. „Ich kenne die Liga noch überhaupt nicht“, räumt er ein. Wenn man die knappen Ergebnisse sehe, scheine sie ausgeglichener zu sein als die Hagener Kreisliga A, allerdings gebe es keinen ausgewiesenen Aufstiegskandidaten. So ist er auf die Expertise im Klub angewiesen. „Alle im Verein sagen, wir haben eine gute Mannschaft, die im oberen Tabellendrittel landen kann“, sagt Knoche: „Also wollen wir auch im oberen Drittel landen, das ist doch ein Ansporn.“

Die Testspiele

Am nächsten Samstag um 17 Uhr erwartet der SC Wengern Knoches Ex-Klub SV Herbede - ebenfalls ein A-Kreisligist - auf dem Brasberg-Kunstrasen. Daneben stehen noch Partien gegen den SV Bommern am Tag darauf (15 Uhr), bei Liga-Rivale TuS Esborn (8. August, 15 Uhr), gegen den SV Bommern II (15. August, 15 Uhr) und gegen SpVg. Hagen 11 III (23. August, 15 Uhr) an.