Hagen. Höing-Klub brachte in der Vergangenheit namhafte Spieler hervor. Dahin will der Verein unter der Führung von Jugendleiter Domenico Marino zurück.

Es liegen – wieder einmal – turbulente Wochen hinter den Fußballern des SSV Hagen. Verantwortlich dafür ist aber nicht nur die Corona-Krise, sondern die sportlichen wie strukturellen Herausforderungen, vor denen der Traditionsklub steht. Weil der nicht mehr für möglich gehaltene Klassenerhalt der 1. Mannschaft in der Bezirksliga durch den Abbruch der Saison letztlich am grünen Tisch erfolgte und sich auch im Vorstand in diesen Tagen personell einiges tut, ist die Hoffnung auf eine neuerliche Trendwende groß.

Ins Hintertreffen gerät dabei eine positive Entwicklung beim Höing-Klub, die schon nachhaltige Wirkung entfaltet: Die Jugendabteilung der Adler will unter der Führung von Domenico Marino zurück zu alter Stärke und anknüpfen an jene Zeiten, in denen spätere Profifußballer am Höing das Kicken lernten. Hagen-11-Stürmer Gaetano Manno, Ex-BVB-Star Giovanni Federico, Nationalspieler Lukas Klostermann oder Freiburg-Keeper Niclas Thiede: Die SSV-Jugend hat einige bekannte Gesichter hervorgebracht und genoss einen ausgezeichneten Ruf auch über die Stadtgrenzen hinaus.

Auch interessant

Talente wandern ab

Heute werden die Top-Talente eher im Dortmunder Raum, bei der TSG Sprockhövel oder dem FC Iserlohn ausgebildet. „Das wollen wir wieder ändern“, sagt Jugendleiter Marino, der selbst sein ganzes Leben beim SSV verbracht hat.

In einem neuen Jugendkonzept bauen Marino und seine Mitstreiter vor allem auf Professionalität und Nachhaltigkeit: So investiert der Höing-Klub in lizenzierte Trainer, damit der Nachwuchs eine hochwertige Ausbildung genießt. „Der moderne Trainer von heute muss dabei nicht nur fachlich gut sein, sondern auch pädagogische Fähigkeiten besitzen und motivieren können“, sagt Marino. Gerade im neu definierten Leistungsbereich von der D- bis zur A-Jugend sei dies unerlässlich.

Auch interessant

Durchlässigkeit zu den Senioren

Die Vorgabe ist es, die jungen Fußballer gezielt zu entwickeln und bestmöglich auf den Seniorenbereich vorzubereiten. Mit dem neuen Trainer der 1. Mannschaft, Anziz Mbae, ist daher verabredet, eine größtmögliche Durchlässigkeit zwischen Junioren und Senioren zu gewährleisten: „Wir haben verabredet, dass jeden Donnerstag vier bis fünf Jugendspieler am Training der Ersten teilnehmen. Das hat ja letzte Saison schon sehr gut geklappt, wo die A-Jugendlichen sogar zum festen Bestandteil der Mannschaft im Ligabetrieb geworden sind“, blickt Marino zurück.

Auch interessant

Auch wenn nur vergleichsweise wenige Spieler den Sprung in ein Nachwuchsleistungszentrum eines Profiklubs schaffen, hat der SSV hohe Ansprüche an die Entwicklung der Jugend in allen Teilbereichen formuliert: Die A-Jugend, frisch in die Bezirksliga aufgestiegen, soll möglichst den direkten Durchmarsch in die Landesliga schaffen. „Da haben wir nämlich echt starke Jungs beisammen“, schwärmt Marino.

Auch die von Alex Berges trainierte B-Jugend soll in der kommenden Spielzeit der Sprung von der Kreis- in die Bezirksliga gelingen. Mittelfristig sollen auch die D- und C-Jugend (beide Kreisliga A) folgen. Bei den D-Junioren standen zuletzt acht Kreisauswahlspieler im Kader, einer davon verabschiedet sich nun zum VFL Bochum.

Mit Disziplin zum Erfolg

Ein weiterer Faktor, der den nachhaltigen sportlichen Erfolg stützen soll, ist die Disziplin: Die Strafen konnte die SSV-Jugend schon drastisch reduzieren, mit den Eltern ist man zudem in ständigem Dialog. „Sie werden von uns abgeholt und aktiv eingebunden. Die Disziplin gilt nämlich nicht nur auf, sondern auch neben dem Platz“, hat Marino klare Verhaltensregeln formuliert.

In der Praxis ist das bei 16 Jugendmannschaften mit rund 270 Spielern nicht immer einfach. Die Sozialkompetenz rückt daher als zentraler Aspekt in den Vordergrund. Die jüngeren feuern die älteren an und die älteren unterstützen die jüngeren. „Dabei entsteht Identifikation und die Jungs lernen Verantwortung zu übernehmen“, sieht der Jugendleiter schon klare Erfolge.

Ein Selbstläufer wird es nicht

Dass man indes allenfalls ein Zwischenziel erreicht hat, dessen ist sich auch das SSV-Urgestein bewusst: „Das ist ein Langfristprojekt. Ich hoffe, dass alle Beteiligten einen langen Atem haben. Das ist der klare Wunsch, auch wenn es nicht immer einfach ist.“ Die glorreiche Vergangenheit hilft dabei, dass die Attraktivität der SSV-Jugend nach außen weiterhin hoch ist. Ein Selbstläufer, um an die erfolgreichen alten Zeiten anzuknüpfen, wird daraus allerdings nicht: Außerhalb der Stadtgrenzen entwickelt sich die Konkurrenz stetig weiter. „Klubs wie Eintracht Dortmund, der Hombrucher SV oder die TSG Sprockhövel sind uns da aktuell weit voraus“, weiß Marino.

Auch innerhalb Hagens konkurrieren die Klubs mittlerweile um die besten Nachwuchskicker. „Da wird teilweise schon mit fragwürdigen Mitteln gekämpft.“ Glücklich darüber ist Marino, dass sein neues Konzept im gesamten Klub Anklang gefunden hat und flächendeckend unterstützt wird. „Bei dem eingeschlagenen Weg sind angefangen bei Präsident Bernd Schneider alle dabei. Die alten Zeiten wiederaufleben zu lassen, ist ein ambitioniertes Ziel. Das schaffen wir hier nur gemeinsam.“