Hagen. Der ehemalige Phoenix-Basketballer und Hagener Per Günther überzeugt nicht nur auf dem Feld. Auch abseits sorgt der 32-Jährige für Aufsehen.

In Hagen ist er kein Unbekannter, aber in der vergangenen Woche hat sich Per Günther, Profibasketballer in Diensten von Ratiopharm Ulm auch international einen Namen gemacht. Der 32-jährige ehemalige Nationalspieler hat sich auf dem Kurznachrichtendienst Twitter gegen die Basketball-Bundesliga (BBL) und deren Chef Stefan Holz gestellt und ein deutliches Zeichen gegen Rassismus gesetzt.

Auch interessant

Holz hatte den Profispielern im Vorfeld des Final-Turniers in München Proteste zum Fall des schwarzen US-Amerikaner George Floyd, dessen Tod weltweit für Unruhen sorgte, untersagt. „Grundsätzlich ist es so, dass politische Äußerungen im Ligabetrieb verbal oder nonverbal nicht gestattet sind“, sagte BBL-Geschäftsführer Holz auf die Frage, ob Spieler mit Slogans auf Shirts oder Ausrüstungsgegenständen gegen Rassismus protestieren dürfen. Ähnliche Aktionen hatte es zuletzt im Profi-Fußball gegeben. „Für uns gilt wie im Fußball: Wir treiben Sport, und es gibt keine politischen Äußerungen in jedwede Richtung, da öffnen wir nicht die Tür“, betonte Ligachef Holz. Er sagte aber auch: „Gleichwohl hätten wir Verständnis, wenn das Thema gerade die Spieler aus den USA beschäftigt.“

Klares Zeichen gegen Rassismus

Eine Einstellung, die in der Liga auf Unverständnis und Groll stieß. Per Günther ging als einer der Ersten auf Konfrontationskurs mit der Liga. Er twittere: „Liebe BBL-Spieler. Wenn ihr euch äußern und im bevorstehenden Turnier gegen Rassismus Stellung beziehen wollt – bitte zögert nicht, dies zu tun. Die ersten 10.000 Euro an Bußgeldern gehen auf mich!“ Lob und Anerkennung gab es für dieses Statement, das über 1200-mal geteilt wurde und auch international für Aufsehen sorgte.

Deutliche Worte vom Hagener Basketballer Per Günther auf seinem Twitter-Account.
Deutliche Worte vom Hagener Basketballer Per Günther auf seinem Twitter-Account. © WP

Und auch jetzt sind die weltweiten Demonstrationen noch ein allgegenwärtiges Thema bei den Spielern. „Man kriegt es natürlich mit, besonders über die sozialen Medien. Wir können im Moment ja nicht so viel raus, aber ich habe sowieso auch zuvor schon meistens den Weg über das Internet gewählt. Man merkt es den Jungs an, dass das Thema gegenwärtig ist. Gerade jenen, die aus den USA kommen, oder dort Familie haben, geht das ganze Thema nah. Sie können aktuell nichts tun und nicht bei ihren Familien sein oder diesen helfen. Das ist belastend.“ Und auch die Bilder der Proteste kommen an. „Allerdings hat man nach den gewalttätigen und grausamen Bildern nun allmählich das Gefühl, dass es sich in friedliche Proteste umwandelt. Die Schärfe hat sich gelegt.“

Auch sportlich setzte Per Günther mit seinem Team Ratiopharm Ulm im Auftaktspiel des Turniers ein Zeichen. Gegen den Titelfavoriten Bayern München setzte das Team von Kapitän Günther und Trainer Jaka Lakovic sich überraschend mit 95:85 (41:40) durch. Dabei war und ist es eine Spielzeit unter besonderen Umständen. Die abgebrochene Saison wird als Turnierform im Münchener Audi Dome zu Ende gebracht. Durch die Corona-Pandemie müssen viele Hygienemaßnahmen eingehalten werden, wie der 32-Jährige Günther berichtet: „Alle Mannschaften sind gemeinsam in einem Hotel in München untergebracht. Wir dürfen uns zwischendurch mal die Beine vertreten, aber auch das nur in Dreiergruppen. Ansonsten verlassen wir das Hotel nur für das Training und die Spiele.“ Bevor die Spieler in München ankamen wurde zudem ein Coronatest durchgeführt, der vor Ort wiederholt wurde: „Die Hygienemaßnahmen sind streng abgesteckt, aber das ist ja auch richtig so“, unterstützt Per Günther das Konzept.

Auch interessant

Komische Voraussetzungen

Wie eine Fortsetzung der Saison fühlt es sich für den früheren Spieler von Phoenix Hagen allerdings nicht an. „Es sind komische Voraussetzungen. Man hat das Gefühl, dass es eine ganz neue Saison ist, durch die lange Pause. Eigentlich hätte es eine Vorbereitung geben müssen und Testspiele. Vor dem Spiel gegen Bayern München haben wir vielleicht zehnmal trainiert.“ Trotzdem fanden die Ulmer, die unterstützt wurden von ihren beiden Zugängen Thomas Klepeisz und Dylan Osetkowski, schnell in die Partie und konnten sich gegen die physisch überlegenen Bayern durchsetzen.

„Wir haben den Ball gut bewegt und sind gut in den Tritt gekommen“, ist Günther zufrieden mit der ersten Leistung im Turnier. Dass der Druck auf sein Team nun steigen wird, glaubt er indes nicht. „Wir befinden uns immer noch in der Gruppenphase. Vier Mannschaften kommen weiter. Ob wir als Zweiter, Dritter oder Vierter in die nächste Runde einziehen, ist uns dabei egal. Es geht nur um das Weiterkommen.“ Günthers Vertrag beim Bundesligisten Ulm läuft noch bis zum Saisonende. Wohin des den Hagener im Anschluss verschlägt, ist noch offen.