Hagen. Der Hagener Stadtsportbund-Chef Reinhard Flormann spricht im Interview über das Warten auf Fördergelder und Lockerungen des Kontaktverbots.

Hagens Sportstätten liegen brach. Es wird dort kein Tennis, kein Fußball und auch sonst nichts gespielt. Eigentlich bietet die Coronazeit die perfekte Gelegenheit, um in die Jahre gekommene Plätze und Hallen mit den Mitteln aus dem Förderprogramm „Moderne Sportstätte 2022“ auf Vordermann zu bringen. Eigentlich. Denn obwohl die Staatskanzlei NRW schon Anträge bewilligt hat, kommt das Geld bei den Sportklubs nicht an. Wir sprachen mit Reinhard Flormann, Vorsitzender des Stadtsportbundes Hagen (SSB) und des TSV Fichte Hagen, über Funktionäre in der Warteschleife, Fördertöpfe für notleidende Vereine und Training für Profisportler.

Herr Flormann, unter anderem wartet der TC Rot-Weiß Hagen auf dringend benötigte Mittel zur Aufbereitung seiner Sportanlage. Wann bekommen die Vereine ihre Förderung?
Reinhard Flormann: Es hakt im Augenblick aus einem einfachen Grund: Bei der Staatskanzlei liegen rund 1000 Anträge aus 60 Sportbünden. Es hat seinen Grund, warum wir in Hagen so vorgeprescht sind. Sie müssen wissen: Wenn die Anträge in Düsseldorf liegen, entscheidet die Staatskanzlei über eine Priorisierung, nachdem die Unterlagen geprüft wurden. Dann gibt Düsseldorf die Projektfreigabe. Daran hakt es gerade für Rot-Weiß Hagen, aber auch für Hagen 11. Aber: Wenn die Freigabe erstmal erteilt wird, kommt die nächste Hürde.

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Und zwar?
Der formale Förderantrag in Form der Geldanfrage an die NRW-Bank in Münster. Mal eben Geld von der Landesregierung kriegen, das geht nicht. Wenn das mit der Soforthilfe für kleine Firmen, Gaststätten und Hotels auch so lange dauert, dann gute Nacht. Aber die Priorisierung für Rot-Weiß und Hagen 11 sollte bald vorliegen. Fairerweise muss man sagen, dass jetzt Ferien waren.

Das Land Nordrhein-Westfalen stellt für das Projekt „Soforthilfe Sport“ zehn Millionen Euro für notleidende Vereine bereit. Zwei Millionen sind bereits an Vereine in NRW ausgeschüttet worden. Ist davon etwas bei Hagener Klubs angekommen?
Ich wüsste nicht, wer da einen Antrag gestellt hat, das geht ja auch nicht über uns. Bei Fichte Hagen ist es so: Die Hagen Mustangs sind bei uns eingegliedert und die BG Hagen zu zwei Dritteln. Wir haben für die Monate März bis Mai ausgerechnet, wie hoch der Verlust ist. Diese Summe reicht nicht, um einen Antrag zu stellen. Und wenn wir es schon nicht können… Ich kann es mir höchstens bei Hagen 11 vorstellen. Der Stadtsportbund ist übrigens auch berechtigt.

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Stellt der SSB einen Antrag?
Wir rechnen noch. Die Zahlen habe ich noch nicht, aber bei uns bricht der ganze Veranstaltungssektor weg. Wir machen Kurse, Übungsleiterfortbildungen, und und und. Wir haben für drei Mitarbeiterinnen Kurzarbeit bewilligt bekommen, für ein halbes Jahr. Und der SSB hat 9000 Euro Soforthilfe bekommen. Aber mal eben etwas von der Landesregierung kriegen, das ist schwierig. Sie müssen alles hinreichend belegen können.

Ein anderes Thema: Hagens Profisportler dürfen wieder trainieren, Amateure nicht. Können Sie das nachvollziehen?
Natürlich. Dass Berufssportler wieder trainieren können ist, ist doch gut so. Aber ich denke, wir müssen in Hagen bald den nächsten Schritt gehen. Klar ist, dass sich die Stadt bzw. das Servicezentrum Sport an die Beschlüsse des Landes hält. Und gerade habe ich die Meldung bekommen, dass die Landesregierung dran ist, das Thema Sport auf der Agenda ganz weit nach oben zu schieben. Da wird kurzfristig etwas kommen müssen, auch wenn es erstmal nur für Sportarten wie Radfahren, Golf, und Tennis ist.

Weil man bei diesen Sportarten keinen Körperkontakt hat?
Eben. Warum sollte man nicht Tennis spielen können? Selbst ein Doppel sollte kein Problem sein. Wenn Keime über einen Tennisball übertragen werden können, dann muss man das so hinnehmen. Aber dann könnte man mit zwei farblich unterschiedlichen Bällen spielen. Wenn so etwas nicht erlaubt wird, dann will ich auch keinen Geldschein mehr anfassen. Das Land NRW muss sich etwas einfallen lassen. Wie will man denn sonst in Sachen Fußball etwas entscheiden können?

Rechnen Sie mit einer baldigen Entscheidung?
Nein. Solange Frau Merkel keine konkreten Zahlen bekommt, hält sie da den Daumen drauf. Dafür wird sie von 70 Prozent der Bevölkerung ein „Bravo“ ernten.