Hagen. Hagens Profisportler dürfen mit Auflagen wieder trainieren. Dabei wollen manche nicht mal. Andere Vereine kritisieren die neue Lockerung scharf.

Die Nachricht kam überraschend, zum Teil auch für die betroffenen Vereine. Nach einer Sitzung des Hagener Krisenstabs wurde die Sportstättenschließungs -Verordnung für Profi-Sportvereine gelockert. Die Basketballer von Phoenix Hagen und die Handball-Drittligisten Eintracht Hagen sowie TuS Volmetal dürfen in Kleingruppen wieder trainieren (wir berichteten). „Maximal drei Personen dürfen dabei gleichzeitig in der Halle sein“, erklärt Stadt-Pressesprecherin Clara Berwe. Für Eintracht-Coach Stefan Neff eine überraschende Neuigkeit: „Ich habe es erst an dem Abend aus der Pressemitteilung erfahren. Ein Fortschritt für uns, wenn die Spieler mal wieder auf ein Tor werfen können. Vom richtigen Training kann man aber natürlich noch lange nicht sprechen.“

Auch interessant

Überrascht waren auch Volmetals Handballer, die die Lockerung für den Profisport intern besprochen haben und schnell zum Entschluss gekommen sind: Trainiert wird auch weiterhin, wenn überhaupt, nur alleine zu Hause oder an der frischen Luft. „Der TuS Volmetal wird das Angebot der Stadt nicht nutzen und nicht in Kleingruppen in der Halle trainieren. Das halten wir aktuell für ein falsches Signal“, sagte TuS-Pressesprecher Thomas Lichtenberg, der auch Leiter des Hagener Ordnungsamts ist. Der Verein habe diesen Wunsch zu keiner Zeit Richtung Servicezentrum Sport formuliert. Lichtenberg: „Erst wenn die Vorbereitung im Sommer in Gefahr ist, würde man die Lage neu bewerten.“

Reichlich Kritik am Servicezentrum Sport

Nicht abschließend geklärt ist zudem, welche Sportler bzw. Vereine als professionell gelten. Nach welchen Kriterien das SZS entschieden hat, fragen sich etwa die Zweitliga-Badmintonspieler des BC-Hohenlimburg: „Es ist sehr komisch, dass die Handballer als Drittligist plötzlich in Gruppen trainieren dürfen, wir aber als Zweitliga-Team nicht. Ich verstehe nicht, warum da Unterschiede gemacht werden“, sagte Carina Buchelt, Vorstandsmitglied des BCH. Jede Bundesliga-Mannschaft betreibe ihren Sport schließlich irgendwie professionell. „Auch glaube ich nicht, dass die Handballer in diesem Sinne richtige Profis sind“, bezweifelt Buchelt.

Auch interessant

Karsten-Thilo Raab, Leiter des Servicezentrums Sport (SZS), erklärt: „Die Ausnahme gilt für Vereine, die aus unserer Sicht zu den Profivereinen gehören.“ Ob dafür etwa die Ligazugehörigkeit, der Budgetaufwand oder die Vereinsgröße zählt, vermag er nicht zu sagen. Raab: „Irgendwo müssen nun einmal die Grenzen gezogen werden.“

Die Lockerung des Trainings gilt allerdings auch auf der Kanustrecke in Hohenlimburg. Da sie als Bundesstützpunkt dient, dürfen Athleten des Nationalkaders diese nach Absprache mit dem SZS nutzen. Für alle anderen Kanuten bleibt die Strecke weiterhin gesperrt. Bleibt die Frage, ob sich andere Vereine, wie beispielsweise Outdoor-Sportler Hoffnungen machen können, dass auch sie bald von Ausnahmen profitieren dürfen. Doch da macht Karsten-Thilo Raab wenig Hoffnung: „Anträge stellen kann natürlich jeder. Aber die Verordnung, dass die Sportstätten geschlossen bleiben, bleibt weiter bestehen. Ich sehe da für andere Vereine noch keine andere Option.“

Rot-Weiß Hagen ist enttäuscht

Eine Aussage, mit der manche Sportfunktionäre wie zum Beispiel Dr. Arnold Hodes, Vorstandsmitglied von Rot-Weiß Hagen, ein Problem haben. „Das kann ich nicht mehr nachvollziehen. Als Entscheidungsträger muss man zwischen Mannschaftssportarten wie Handball und jenen Sportarten, wo sich der Kontakt in Grenzen hält, unterscheiden. Da würde ich mir mehr Feingefühl wünschen.“ Es sei einfach, eine generelle Richtlinie herauszugeben, doch das SZS solle sich auch die Mühe machen, individuell auf die Bedürfnisse der Vereine einzugehen. „Ich finde die Aussage von Herrn Raab schade. Es klingt so, als würde man sich damit nicht beschäftigen wollen. So wird man meines Erachtens seinem Anspruch und seiner Aufgabe nicht gerecht“, kritisiert Dr. Arnold Hodes.

Schon vor Wochen haben sich Tennisvereine im Gespräch mit unserer Zeitung dafür stark gemacht, dass Einzel gespielt werden dürften, denn Körperkontakt gebe es hier schließlich nicht. „Aber auch ein Doppel zwischen Ehepaaren beispielsweise wäre doch kein Problem. Es ist problemlos möglich, Abstand zu halten wie das auch im Supermarkt oder im Baumarkt gemacht wird. Und im Golf machen die aktuellen Verbote noch weniger Sinn“, findet Marketingvorstand Hodes.

Sport muss hinten anstehen

Auch Hagens Fußballer würden gerne wieder trainieren. „Sicherlich könnten wir als semiprofessionelle Mannschaft durchgehen. Ein Training unter Auflagen bekämen wir hin“, sagt Stefan Mroß. Aber der Trainer von Fußball-Landesligist Hagen 11 hat auch Verständnis für die Entscheidung des Servicezentrums. „Sport ist letztendlich nur Sport. Wenn wir durch das Aussetzen von Wettbewerb und Training nur ein Menschenleben retten können, dann hat es sich gelohnt.“