Hagen. In der Coronakrise liegt das Geschäft von Benedikt Klenke, Tennislehrer beim TC Schwarz-Gelb Hagen, brach. Warum er dennoch gelassen bleibt.
In seinem Garten hat Benedikt Klenke ein kurioses Fitnessgerät gebaut. Nach ein paar Handgriffen war das schon fertig. Klenke hat zwei Widerstandsbänder aus Gummi um ein Balkongeländer geknotet, und so kann er jetzt an der frischen Luft allerhand Übungen machen. Die Not macht eben erfinderisch.
„Kalt Draußen? Egal Training, ist immer“, schreibt der 52-Jährige auf Facebook. Klenke ist zertifizierter Tennistrainer und Athletikcoach, und diese Zeiten sind besonders schwierig für ihn, denn alle Sportstätten sowie Fitnessstudios sind geschlossen. Die Welt steht still, aber Benedikt Klenke tut das eben nicht. Er muss sich weiter bewegen.
Kontakt zu Menschen ist essenziell
Weil es Klenkes Beruf ist, nicht nur sich, sondern vor allem andere fit zu halten, muss sich er viel einfallen lassen. Normalerweise gibt der gebürtige Wetteraner Training beim TC Schwarz-Gelb Hagen, der Tennisabteilung des TSV 1860.
Auch interessant
Sieben Tage die Woche fährt er zur Sportanlage an der Hoheleye, außerdem ist er seit ein paar Jahren Athletiktrainer beim Handballklub HSG Herdecke/Ende sowie Fitnesscoach in einem mittelständischen Unternehmen in Schwerte. Der Kontakt zu Menschen ist für ihn essenziell. Aber in Zeiten der Corona-Pandemie ist alles anders.
Klenke gibt jetzt digitales Training und das funktioniert so: „Ich drehe mit meinem Smartphone Workout-Videos, die haben zwar nicht die beste Qualität, aber es ist okay. Diese Videos teile ich dann in den entsprechenden Whatsapp-Gruppen und die Sportler machen’s zu Hause nach“, erläutert Benedikt Klenke, den alle nur „Benny“ nennen. Er animiert seine Schützlinge dazu, mit dem eigenen Körpergewicht oder mit Haushaltsgegenständen zu trainieren.
Training mit Besen
Mit nahezu allen Dingen könne man in den eigenen vier Wänden Sport machen, nur mit Klopapierrollen lieber nicht, rät Klenke. „Ich finde diese Challenge in den sozialen Medien ehrlich gesagt geschmacklos“, sagt er. Aber mit Besenstielen oder Wasserflaschen könne man wunderbar arbeiten. Der Tennislehrer gibt auf Wunsch auch individuelle Anweisungen. Die Resonanz sei klasse, sagt Klenke, von allen Seiten bekommt er viel Lob für sein Engagement.
Aber von Lob kann ein selbstständiger Tennis- und Athletiktrainer nicht leben. Was verdient er durch das digitale Coaching? „Wollen Sie es wirklich wissen?“, fragt der 52-Jährige und lacht. „Ich verdiene damit gar nichts, die Videos stelle ich kostenlos zur Verfügung. Auch wenn man mir schon gesagt hat, ich könnte durchaus Geld dafür verlangen. Zur Zeit liegen meine Einnahmen bei Null.“ Umso stolzer ist Klenke darauf, dass er in den vergangenen Jahren stets gut gewirtschaftet und sich ein finanzielles Polster geschaffen hat.
Soforthilfe aus Rettungsschirm
Dennoch hat der Trainer Soforthilfe aus dem von Bund und Länder bereitgestellten Rettungsschirm beantragt. Das dürfen nämlich nicht nur Vereine, sondern auch Trainer beziehungsweise Übungsleiter, die ihre Tätigkeit als Haupterwerb betreiben. „Bislang bin ich persönlich zufrieden mit den Hilfen, die die Politik in der Coronakrise bereitstellt. Es ist ganz wichtig, dass an alle gedacht wird, auch an Soloselbstständige“, findet Klenke, auch wenn er sagt: „Generell bin ich nicht dafür, dass man sofort beim Staat nach Hilfe sucht. Selbstständige suchen sich ja aus, für sich zu arbeiten und für sich verantwortlich zu sein.“
Auch interessant
Nun heißt es für Benedikt Klenke abwarten. Mit seinen Reserven und einer staatlichen Finanzspritze kann er sich erstmal über Wasser halten. Nur wie lange? Klenke atmet tief durch. „Das ist eine gute Frage. So genau kann ich das noch nicht sagen. Ich bleibe optimistisch, dass es bald weitergeht.“ Sich jetzt Schreckensszenarien auszumalen und rumzujammern, das bringe ja sowieso nichts, findet der Trainer. Klenke will die Zeit produktiv nutzen. Zwölf Bücher hat er jetzt gekauft. Sein Ziel ist es, eines pro Woche zu lesen. Außerdem will er in seiner Tennisschule vieles verbessern und über das Smartphone Kontakt zu seinen Athleten halten.
Situation als Chance
Auch wenn diese Zeit die wohl härteste im Berufsleben von Benedikt Klenke ist: Er sieht die Situation als Chance an. „Wenn ich jetzt negativ denke, treffe ich schlechte Entscheidungen“, sagt der Tennislehrer.
Auch interessant
„Ich erwarte ja auch von einem Athleten, dass er selbstständig entscheidet, nicht den Kopf in den Sand steckt, sondern lösungsorientiert denkt und handelt. Da kann ich als Trainer nicht das Gegenteil machen.“