Hagen. Ein durch das Coronavirus bedingtes Saisonende würde Phoenix Hagen hart treffen. Muss der ProA-Basketballverein um seine Existenz fürchten?
Am Mittwochabend saßen die Phoenix Hagen-Trainer Chris Harris und Alex Nolte noch vor ihren Spielern und erklärten ihnen, wie sie am Sonntag den FC Schalke 04 besiegen sollen. Aber dann kam der Anruf von Patrick Seidel und die obligatorische Videoanalyse konnte beendet werden. Die Nachricht des Geschäftsführers: Das NRW-Derby gegen Schalke wird nicht stattfinden, auch nicht wie zwischenzeitlich geplant ohne Zuschauer, denn die 2. Basketball-Bundesliga hat wegen der Ausbreitung des Coronavirus den 30. Spieltag ausgesetzt. Möglicherweise gilt das auch für alle weiteren Saisonspiele. Ein finanzielles Desaster droht Phoenix Hagen und allen anderen Vereinen der 2. Liga.
Die aktuelle Lage
„Nach einem harten Saisonanfang waren wir sportlich und emotional auf dem Weg in die Play-offs. Das ist für uns jetzt ein herber Rückschlag“, sagt Seidel. Ungefähr 2350 Zuschauer besuchen jedes Heimspiel von Phoenix Hagen, es ist eine wichtige Einnahme, die jetzt wahrscheinlich wegfällt.
Die Liga wird gemeinsam mit den 41 Klubvertretern am kommenden Montag in Frankfurt in einer außerordentlichen Mitgliederversammlung über den weiteren Saisonverlauf beraten und abstimmen. „Es herrscht Chaos ohne Ende. Mal unabhängig davon, wie und ob es überhaupt weitergeht in der Liga – ganz klar: Für uns ist das existenzbedrohend“, sagte Achim Schmitz, Geschäftsführer der Gladiators Trier dem „Volksfreund“.
Ganz so drastische Worte wählt Phoenix-Manager Seidel nicht. Auch wenn die akute Lage bedrohlich wirke, mahnt er zu Geduld. „Als Nicht-Jurist maße ich mir nicht an, von dieser Gemengelage ein umfassendes Bild zu haben. Es ist definitiv eine Situation, für die wir jetzt mit unserem Vereinsanwalt akribisch mehrere Pläne aufstellen werden“, sagte Seidel. Am Sonntag hält Phoenix zudem eine ordentliche Aufsichtsratssitzung, auf der man juristische Schritte besprechen werde.
Der Spielplan
Die 2. Basketball-Bundesliga hat erstmal nur den 30. Spieltag ausgesetzt. Am Montag wird in Frankfurt darüber entschieden, ob die Liga es wie etwa die Deutsche Eishockey Liga (DEL) handhabt und die ganze Saison für beendet erklärt. Gunnar Wöbke, Geschäftsführer der Fraport Skyliners Frankfurt, sprach sich für eine Aussetzung der Basketball-Bundesliga für vier Wochen aus.
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Denkbar auch für das Basketball-Unterhaus? „Das würde bedeuten, dass wir erstmal keine Einnahmen haben, dafür aber Gehälter laufen lassen – ein wirtschaftlicher Widerspruch. Für einen gesunden Erstligaverein sicherlich machbar, aber nicht für uns“, kommentierte Seidel. Der Phoenix-Geschäftsführer befürwortet eine zweiwöchige Spielpause, also bis Ende März. Danach könne man die Lage neu bewerten.
Die Haftungsfrage
Bei Absage einer oder gar aller drei restlicher Saisonheimpartien – Play-offs nicht einberechnet – ist für Phoenix Hagen die Frage der Haftung von enormer Wichtigkeit. Für einen Schaden, der durch eine behördliche Anordnung auftritt, zahlen die Versicherungen nicht. Muss der Basketball-Verein also selbst für den Betriebsausfall aufkommen? Oder haften Bund und/oder Land, weil die Spielausfälle staatlich angeordnet worden sind? Die Antworten werden Juristen ausfechten müssen.
Die Ticketfrage
Ob die Zuschauer bzw. Dauerkarteninhaber ihr Geld bei Spielabsagen zurückbekommen, steht ebenfalls in den Sternen. Auch hier herrscht laut Geschäftsführer Seidel noch keine rechtliche Klarheit.
BBL pausiert Spielbetrieb bis auf Weiteres
Die Basketball-Bundesliga (BBL) setzt ihren Spielbetrieb wegen der Coronavirus-Pandemie bis auf Weiteres aus. Auf einer außerordentlichen Versammlung der Clubs am Donnerstag in Stuttgart stimmten die Verantwortlichen der Vereine einstimmig für eine Unterbrechung der Saison. Innerhalb der nächsten 14 Tage werde man die Lage neu evaluieren, teilt die BBL mit.
Mittlerweile hat Phoenix Hagen den Ticketverkauf für alle drei verbleibenden Heimspiele am Ischeland ausgesetzt.
Die Mannschaft
Die Phoenix-Basketballer trainieren aktuell nur auf freiwilliger Basis. Das Team von Trainer Chris Harris ist ohnehin von verletzungs- und krankheitsbedingten Ausfällen – hier spielt das Coronavirus aber keine Rolle – geplagt. „Die Jungs nutzen die Zeit gerade eher, um sich auszuruhen und zu regenerieren“, erklärt Patrick Seidel. Die vier Importspieler stehen auch weiterhin im Phoenix-Kader und befinden sich in der Volmestadt.