Leverkusen. 2. Basketball-Bundesliga: Phoenix Hagen gewinnt durch starke Verteidigung mit 84:68 in Leverkusen. Leufroy, Baumann und Octeus ragen heraus.
310 Fans von Phoenix Hagen fanden am Donnerstagabend den Weg in die Ostermann-Arena in Leverkusen, eine Halle, die in dieser Saison als absolute Festung der 2. Basketball-Bundesliga gilt. Seit September haben die Bayer Giants von Trainer Hansi Gnad hier kein Heimspiel mehr verloren. Aber was man braucht, um solch eine Festung einzunehmen, bewies Phoenix zur ungewohnten Spielzeit eindrucksvoll: Mit viel Selbstbewusstsein, Kaltschnäuzigkeit und Kampf besiegte das Team von Coach Chris Harris die Giganten mit 68:84 (31:44). Spannung kam im NRW-Derby kaum auf, denn die Gäste hatten vom Sprungball an alles fest im Griff. „Wir haben an unserer Verteidigung gearbeitet. Es hat zwar noch nicht alles geklappt, aber wir haben clever gestanden, Fastbreaks unterbunden, fokussiert verteidigt und an den Brettern gearbeitet“, resümierte Chris Harris.
Dass ein Basketball-Trainer vier seiner fünf Spieler vom Feld nimmt, kommt in der Regel nur in zwei Situationen vor: Entweder man führt vorentscheidend hoch – oder es läuft einfach nichts zusammen. Letzteres Szenario war bei den Bayer Giants Leverkusen der Fall. Beim Stand von 2:11 (6. Minute) aus Sicht der Gastgeber sah sich Trainer Hansi Gnad zur Auszeit genötigt und verwies fast seine gesamte Startfünf auf die Bank. Aber auch diese Maßnahme konnte Phoenix Hagen im ersten Viertel nicht stoppen. Die Gäste verteidigten überragend und zwangen Leverkusen immer wieder in schwierige Eins-gegen-eins-Situationen. Das Resultat: Fehlwurf nach Fehlwurf nach Fehlwurf.
Starker Javon Baumann
Auf der anderen Seite brachten zwei Korbleger des sehr gut aufgelegten Javon Baumann das Harris-Team mit 2:15 in Front (7.), Kyle Leufroy legte staubtrocken aus der Mitteldistanz nach, ehe Joel Aminu einen Korbleger mit Bonusfreiwurf zum 2:20 (10.) traf. Leverkusens Fans standen leicht unter Schock, der lautstarke Hagener Anhang sang und tobte.
„Die Fans waren der Wahnsinn, es war wie ein Heimspiel für uns“, lobte Harris. Und auch wenn sein Team offensiv nicht wie aus einem Guss spielte: Starke Reboundarbeit und flinke Hände brachten Phoenix viele zweite und dritte Wurfchancen ein. Während das Harris-Team wach und gallig agierte, wirkte Leverkusen müde und ideenlos, traf mehr als acht Minuten lang nicht den Korb.
Im zweiten Viertel spielten sich die Gastgeber allerdings aus der Lethargie. Julian Hornsby tankte sich dreimal erfolgreich über die rechte Seite durch, verkürzte in der zwölften Minute auf 11:25. Harris bat zur Auszeit. Phoenix blieb vom kleinen Lauf der „Giganten“ unbeeindruckt: Kapitän Dominik Spohr schenkte Leverkusen seinen zweiten Dreier ein (11:28/12.) und Baumann versenkte erneut zwei Korbleger zum 15:32 (15.). „Javon hatte wenig Glück in letzter Zeit, aber heute hat er fokussiert und physisch hart gespielt. So muss das sein“, freute sich Harris.
Giants Leverkusen treffen den Korb nicht
Die Gastgeber ließen sich aber nicht mehr so leicht abschütteln und nutzten kleine Phoenix-Patzer in der Verteidigung aus. Kurz vor der Halbzeitsirene versenkte Nino Celebic den bis dahin ersten (!) Giants-Dreier nach zuvor zehn Fahrkarten. Und einen Angriff später netzte der Guard seinen zweiten Distanzwurf zum 31:42 (20.) ein. Leverkusen war kurz davor, den Rückstand einstellig werden zu lassen, ehe Niklas Geske mit all seiner Schnelligkeit zum Korb zog und den 31:44-Pausenstand herstellte.
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So blieb das Momentum bei den Volmestädtern. Und sie sollten beim starken Aufsteigerteam nicht einknicken. Ganz abgezockt antwortete Phoenix, insbesondere durch Kyle Leufroy, auf jeden Versuch der Gastgeber, wieder ins Spiel zu kommen. Chris Harris hob seinen Topscorer hervor: „Er hat mit viel Selbstbewusstsein gespielt, Leverkusen scheint ihm zu liegen. In der Verteidigung hat er sich auch verbessert.“
Am Sonntag gegen Paderborn Baskets
Und selbst als Michael Kuczmann einen Dreier mit anschließendem Bonus-Freiwurf zum 43:58 (28.) traf, antwortete Phoenix kühl. Nach einem verkorksten Angriff rettete Dominik Spohr den Ball, steckte durch auf den athletischen Michael Gilmore, der den Ball spektakulär zum 43:60 durch den Ring stopfte. Dass Leverkusen kein Comeback gelang, war auch der Verdienst von Aufbauspieler Jonathan Octeus, der den Hagener Angriff nicht nur klug lenkte, sondern sich auch zwölf Rebounds schnappte. Harris: „Jon ist so vielseitig, er ist ein großer Rückhalt.“
Viel Zeit zum Feiern hat Phoenix indes nicht: Am Sonntag gastieren die Baskets Paderborn in der Krollmann Arena (17 Uhr).
Statistik
Phoenix Hagen: Octeus (10, 12 Rebounds, 5 Assists), Gilmore (5), Leufroy (25, 5 Assists, 9/14 Feldwürfe), Geske (4), Aminu (7), Zdravevski (2), Lodders, Spohr (16, 5 Rebounds, 4/6 Dreier), Grof, Pechacek (2), Baumann (13, 8 Rebounds, 5 Fouls).
Bayer Giants Leverkusen: Celebic (14, 6 Assists), Kahl (2), Lasher (4), Blass, Eberhardt (6), Winter, Schick (1), Schönborn (6), Edigin (9, 8 Rebounds), Heinzmann (8), Kuczmann (4), Hornsby (14).
Spielviertel: 5:22, 26:22, 16:20, 21:20.
Teamstatistik: 35:51 % Wurfquote, 5/26:7/20 Dreier, 17/22:15/18 Freiwürfe, 29:42 Rebounds, 16:20 Assists, 6:5 Steals, 13:18 Ballverluste, 3:1 Blocks. Zuschauer: 1207.