Hagen. Die Lokalsportredaktion blickt zurück auf die vergangene Dekade des Handball-Drittligisten VfL Eintracht Hagen. Das ist das Team des Jahrzehnts.
Die unumstrittene Nummer eins im Hagener Handball ist der VfL Eintracht Hagen seit je her, fast ein halbes Jahrhundert spielt der Traditionsklub nun mindestens in der Regionalliga. Und immer wieder nehmen die Grün-Gelben Anlauf, es in die 2. Bundesliga zu schaffen. Zweimal gelang das in den Zehner Jahren, 2015 und 2017, auf Dauer etablieren konnte sich der VfL Eintracht allerdings dort bisher nicht. Die WP-Lokalsportredaktion blickt zurück auf die Dekade. Und kürt gemeinsam mit dem zum Jahresende ausgeschiedenen Redakteur Rainer Hofeditz als Experten, der den Verein lange Zeit intensiv begleitet hat, das Team und den Trainer des Jahrzehnts.
Sportliche Entwicklung
Das Jahrzehnt begann erfolgreich für die Eintracht-Handballer, die für ihre Heimspiele wegen deren Ausbau von der gewohnten Ischelandhalle in die Sporthalle Helfe umziehen mussten. Als Vizemeister der Saison 2009/10 verabschiedete sich das damals von Michael Wolf und Dirk Maruska gecoachte Team aus der Regionalliga West, zog so in die neu gegründete und vom Deutschen Handball-Bund verwaltete 3. Liga West ein.
Nachholtermin: Stadtderby steigt am 4. April
Das Nachholspiel zwischen den Handball-Drittligisten TuS Volmetal und VfL Eintracht Hagen findet am 4. April (Samstag), um 18.30 Uhr in der Sporthalle Volmetal statt.
Eigentlich sollte das große Stadtderby am kommenden Samstag, 11. Januar, steigen – daraus wurde aber nichts. Der VfL Eintracht hatte den Deutschen Handballbund (DHB) im Dezember um eine Spielverlegung gebeten.
Der Grund: Eintracht-Youngster Tom Bergner wurde für einen DHB-Lehrgang nominiert und ohnehin fehlen den Grün-Gelben mehrere Leistungsträger.
Beim TuS Volmetal hatte das für Unmut gesorgt. „Das ist für uns ein riesiger Aufwand“, ärgerte sich TuS-Marketingleiter Jens Schilling.
Dort allerdings mussten die Hagener zunächst um den Erhalt der Drittklassigkeit kämpfen. Im ersten Jahr wegen der Zusammenlegung der beiden 2. Bundesligen und entsprechend großer Absteigerzahl dort. Erst am letzten Spieltag konnte die nun von Trainer Krzysztof Szargiej betreute Mannschaft mit einem 24:22-Heimsieg gegen den direkten Konkurrenten OHV Aurich Rang acht sichern, Patrick Lütgenau, Jan Wilhelm, Marius Kraus und Co. blieben drittklassig.
Das stand auch eine Saison später lange auf der Kippe. Nur drei der ersten 16 Spiele gewann der VfL Eintracht, Szargiej musste gehen, der neue Trainer Khalid Khan kam zum Jahreswechsel. Und führte die Hagener noch auf Rang 14, in zwei Relegationsrunden gewann sein Team alle vier Spiele und blieb Drittligist. Aber auch Khan blieb nur ein Jahr, wurde zu Jahresbeginn von Lars Hepp abgelöst. Der brachte vom finanziell strauchelnden Tabellenführer TuS Wermelskirchen auch gleich vier Spieler mit und führte den VfL Eintracht langsam nach oben.
Über die Ränge neun und fünf kletterte man zur Vizemeisterschaft hinter Südwestfalen-Rivale TuS Ferndorf, schaffte am 23. Mai 2015 in Dresden durch einen 27:26-Sieg gegen Gastgeber HC Elbflorenz den Aufstieg. „Ich bin im Jahr 2000 zum VfL Eintracht gekommen. Seitdem wurde immer von der Rückkehr in die 2. Liga gesprochen. Jetzt haben wir es geschafft“, freute sich der dienstälteste Eintrachtler Marius Kraus begeistert.
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Die zweithöchste Klasse mussten die Hagener allerdings nach nur einer Saison nach hoch spannendem Abstiegskampf wieder verlassen, beim finalen 28:23-Sieg gegen Ferndorf fehlen nur fünf Tore zum Ligaerhalt. Coach und ein Großteil der Spieler blieben und nahmen einen neuen Anlauf, den dann der im Februar 2017 für den zurückgetretenen Hepp gekommene Trainer Niels Pfannenschmidt vollendete. Wieder wurde der VfL Vizemeister, diesmal hinter dem Neusser HV, wieder schaffte man den Aufstieg in der Relegation.
Diesmal in heimischer Arena, mit einem 31:25-Erfolg gegen die HSG Nord HU. Und Pfannenschmidt schaffte es dann auch, die Hagener um Routinier Sebastian Schneider im ersten Zweitliga-Jahr auf Platz zwölf in der Klasse zu halten. Danach sah es auch in der zweiten Saison lange aus, ehe vor allem eine eklatante Heimschwäche die Eintrachtler auf Abstiegsrang 19 zurückfallen ließ. Auch Pfannenschmidt musste im Sommer gehen, den nächsten Zweitliga-Anlauf sollte Ulli Kriebel als Coach mit einem jungen Team nehmen. Nach einer Heimschlappe gegen Schlusslicht Menden warf dieser aber schon im November das Handtuch, seitdem hat Ur-Eintrachtler Stefan Neff auf der Eintracht-Bank das Sagen. Der Zweitliga-Aufstieg, wenn auch vielleicht nicht mehr in der laufenden Saison, bleibt das Ziel.
Sieben des Jahrzehnts
Tor: Der Hamburger Tobias Mahncke, seit 2014 ein Grün-Gelber, ist hier klar die Nummer eins. Vor Evergreen Björn Minzlaff, der seine größte Eintracht-Zeit im Jahrzehnt davor hatte, aber 2015 und 2017, nachdem er mehrmals reaktiviert wurde, noch jeweils mit in die 2. Liga aufgestiegen ist.
Kreisläufer: Trotz zwei Kreuzbandrissen fällt die Wahl auf Julian Renninger, der Anfang 2013 zum VfL kam. „Er ist auch als Mensch und Führungsfigur enorm wichtig fürs Mannschaftsgefüge“, sagt Rainer Hofeditz. Als Ersatz kommen Renningers Vertreter Tilman Pröhl und Fabian Schulte-Berthold, der bis 2012 Leistungsträger war, infrage.
Rückraum links: 2014 kam der gebürtige Hagener Sebastian Schneider nach etlichen Bundesliga-Jahren zum VfL Eintracht zurück, trug als unbestrittene Identifikationsfigur zu zwei Aufstiegen bei. Mit dem damaligen Juniorennationalspieler Arthur Giela und dem erfahrenen Abwehrspezialisten Maciej Dmytruszynski setzten zwei Akteure mit polnischen Wurzeln in jeweils zwei Spielzeiten unterschiedliche Akzente.
Rückraum Mitte: Auf dieser Position hatte der VfL Eintracht relativ wenig Konstanz, Simon Ciupinski ist da eine Ausnahme. Er spielte von 2013 bis 2017 beim VfL und war an zwei Aufstiegen maßgeblich beteiligt. Gegen Anfang des Jahrzehnts war Marc Oberste der Regisseur bei Regionalliga-Vizemeisterschaft 2010, Drittliga-Quali 2011 und Klassenerhalt 2012.
Rückraum rechts: Bis 2015 gehörte Patrick Lütgenau, der wie Minzlaff und Jan Wilhelm seine beste Zeit im Jahrzehnt davor hatte und zweimal Regionalliga-Torschützenkönig wurde, der VfL-Ersten an. Er war der prägende Linkshänder über 15 Jahre, wurde mit einem Abschiedsspiel geehrt. In drei Jahren beim VfL wurde auch Jan von Boenigk zu einem Publikumsliebling, ehe er zum ASV Hamm wechselte.
Linksaußen: Hier fällt die Wahl - wie bei Lütgenau - mit Jan Wilhelm ebenfalls auf einen „Dauerbrenner“, der zuletzt nochmal ein Comeback im Drittliga-Team feierte. Knapp dahinter rangiert Jens Peter Reinarz, der in seinen drei VfL-Jahren zweimal aufstieg, Kapitän und Toptorschütze war.
Rechtsaußen: Was für Minzlaff, Wilhelm und Lütgenau gilt, trifft auch auf Marius Kraus zu, der im Jahr 2000 kam und auch noch in den Aufstiegsteams von 2015 und 2017 stand. Knapp dahinter rangiert der ehemalige serbische Nationalspieler Dragan Tubic, der vier Spielzeiten lang (2015-19) Leistungsträger war.
Ersatzbank: Björn Minzlaff (TW), Fabian Schulte-Bertold (KL), Arthur Giela (RL), Marc Oberste (RM), Jan von Boenigk (RR), Jens Peter Reinarz (LA), Dragan Tubic (RA).
Trainer: Keine leichte Wahl: Hier hat aus unserer Sicht Niels Pfannenschmidt, der einen Zweitliga-Aufstieg und einen Klassenerhalt dort als Erfolge zu verzeichnen hat, knapp vor dem vier Jahre tätigen Lars Hepp (Aufstieg 2015) die Nase vorn. „,Pfanne, der sich während seiner Eintracht-Zeit zum EHF-Master-Coach fortbilden ließ, hat beim letzten Abstieg in der entscheidenden Phase viel Verletzungspech verwalten müssen“, blickt Rainer Hofeditz zurück.