Hagen/Chemnitz. Basketball-ProA-Ligist Phoenix Hagen tritt am Samstag mit breiter Brust beim Tabellenführer in Chemnitz an. Besonders Spiel für Jannik Lodders.

An einem verregneten Freitagmittag ging es für die Zweitliga-Basketballer von Phoenix Hagen Richtung Osten. Ziel: Chemnitz. Mission: die aktuelle Serie von fünf Siegen in Folge ausbauen und den Tabellenführer schlagen. Das erste Auswärtsspiel im neuen Jahr (Samstag, 19 Uhr) ist für Jannik Lodders (27) ein besonderes. Denn der Flügelspieler trifft auf seinen jüngeren Bruder Robin Lodders (25), der für die Chemnitz 99ers mit durchschnittlich neun Punkten pro Spiel eine ordentliche Saison abliefert. Wir sprachen mit dem treffsicheren Phoenix-Flügelspieler über Brüder-Duelle und Saisonziele.

Herr Lodders, Sie haben mit Phoenix Hagen fünf Siege in Folge eingefahren. Schlottern Ihrem Bruder Robin vor dem Duell am Samstag schon die Knie?
Jannik Lodders: Ich glaube, wenn man zu Hause noch gar nicht verloren und insgesamt erst eine Niederlage kassiert hat, muss man nicht mit den Knien schlottern. Die Niners haben ein gesundes Selbstbewusstsein.

Die Brüder Jannik (rechts) und Robin Lodders (links) treffen am Samstag aufeinander.
Die Brüder Jannik (rechts) und Robin Lodders (links) treffen am Samstag aufeinander. © WP | Jörg Laube

Gibt es zwischen Ihrem Bruder und Ihnen Sticheleien?
Wir haben untereinander eigentlich keinen „Trash Talk“, das ist eine unausgesprochene Vereinbarung unter uns beiden. Sowieso gab es in dieser Saison von Robin wenige Sprüche mir gegenüber, weil es für uns lange nicht gut lief und Chemnitz in einer viel besseren Situation war.


Was bedeutet es für Sie, gegen Ihren Bruder zu spielen?
Es ist immer schön ihn wiederzusehen. Dass Chemnitz an der Tabellenspitze steht, macht das Ganze noch spannender. Es ist aber auch irgendwie komisch, gegen ihn zu spielen. Dennoch ist es immer wieder ein schönes Gefühl.

Wie bewerten Sie ihre letzten Duelle in der ProA?
Das letzte Aufeinandertreffen war am ersten Spieltag, wo wir leider mit der Schlusssirene verloren haben. Davor, also in der letzten Saison, haben wir sie aber überraschend geschlagen. Da war Chemnitz auch Tabellenführer. Das war ein tolles Spiel.

Jannik gegen Robin Lodders im Eins-gegen-eins: wer gewinnt?
Puh, gute Frage, das haben wir lange nicht mehr gespielt. Aber ich glaube schon, dass ich gewinnen würde. Sicherlich würde er wiederum behaupten, dass er besser ist (lacht).

War das in Ihrer Kindheit auch so?
Wir haben viel gegeneinander gespielt, gerade weil er nur zwei Jahre jünger ist und schon früh recht groß war (Robin ist Lodders ist heute 2,05 Meter groß, Jannik 1,97 m; Anm. d. Red.). Er war nicht der typische kleine Bruder, sondern schon fast ebenbürtig. Und da gab es früher, wie das bei Jungs nun mal so ist, die ein oder andere Rauferei. Aber am Ende des Tages haben wir uns immer vertragen (lacht).

Chemnitz spielt eine äußerst dominante Saison und ist Aufstiegskandidat. Was macht sie so stark?
Ich schaue mir regelmäßig ihre Spiele an. Sie haben einen extrem tiefen Kader, jeder kennt seine Rolle genau. Sie haben die individuelle Klasse, aber funktionieren auch als Teamgefüge. Das macht sie so schwer zu schlagen.

Phoenix reist fit und selbstbewusst an

„Unsere Jungs haben den Jahreswechsel gut überstanden und alle zehn Profis werden fit und motiviert nach Chemnitz fahren“, sagt Phoenix-Hagen-Trainer Chris Harris vor dem Auswärtsspiel am Samstagabend beim Zweitliga-Tabellenführer Chemnitz Niners.

In schmerzlicher Erinnerung ist Phoenix der Saisonstart gegen die Sachsen geblieben. Das Harris-Team spielte den Titelfavoriten an den Rand einer Niederlage – bis der Ball in der Schlusssekunde bei US-Amerikaner Chris Carter nahe der Mittellinie landete, der ihn aus der Drehung Richtung Korb schleuderte und zum 88:85-Gästesieg traf. Während Phoenix danach Richtung Tabellenende taumelte, dominierte Chemnitz die Liga eindrucksvoll. Zuletzt verlor man am 6. Oktober in Trier (92:97), der Rest der Saison ist bislang ein einziger Siegeszug.

Chemnitz will auch in diesem Jahr ins Basketball-Oberhaus aufsteigen. Terrell Harris (13,3 Punkte) und Guard-Routinier Malte Ziegenhagen (10,7) führen den ausgeglichenen Kader an. „Chemnitz steht für mich völlig verdient an der Tabellenspitze und ist die beste Mannschaft der Liga. Sie spielen wahnsinnig guten Basketball mit fantastischen Quoten und einer richtig guten Defensive“, zeigt Phoenix-Trainer Chris Harris Respekt. Um eine Chance zu haben, müsse man die Schlüsselspieler Harris, Carter und Ziegenhagen in den Griff bekommen.

Sie erwartet in Chemnitz eine äußerst lautstarke Kulisse.
Das stimmt. 3500 bis 4000 Zuschauer werden wohl da sein und für eine ordentliche Stimmung sorgen. In Rostock war das ähnlich. Aber da freuen wir uns alle drauf, vor solchen Kulissen will man als Basketballer spielen.

Phoenix muss sich angesichts der Serie von fünf Siegen in Folge aber nicht verstecken. Warum läuft es bei Ihrem Team aktuell so gut, nachdem Sie ja schon auf den letzten Tabellenplatz abgerutscht waren?
Mit Jonathan Octeus haben wir ein wichtiges Puzzleteil bekommen. Er sorgt dafür, dass wir unberechenbarer und etwas kompletter sind. Er steuert unser Spiel gut. In den letzten Spielen kamen die Sicherheit und die Leichtigkeit wieder zurück. Davor haben wir, das muss man schon zugeben, teilweise verkrampft gespielt.

Wie schätzen Sie Ihre eigene Saisonleistung bislang ein?
Es ist nicht ganz optimal gelaufen für mich, ich war verletzt und musste erstmal wieder reinkommen. Ich bin froh, dass ich viel spielen und dem Team helfen kann. Aber das Wichtigste ist, dass wir wieder gewinnen. Wir haben ein ausgeglichenes Team und wenn einer mal nicht gut spielt, springt ein anderer ein. Und wenn wir so am Ende der Saison auf eine gute Platzierung kommen, können wir zufrieden sein.

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