Hagen. Ein Abstieg sei keine Schande, nur Aufgeben, sagt Trainer Martin Wasielewski im Interview. Dem SV Haspe 70 droht der Abstieg zum 50. Geburtstag.
Zwölf Niederlagen in Serie, acht Punkte Rückstand auf die Nichtabstiegsplätze: Nach der 78:91-Schlappe im Derby bei der BG Hagen verabschiedet sich Basketball-Erstregionalligist SV Haspe 70 in Tristesse in die kurze Weihnachtspause. Ausgerechnet im Jubiläums-Jahr – am 24. Oktober 2020 feiert man den 50. Geburtstag – droht den Blau-Gelben der Sturz aus der vierthöchsten Spielklasse. Die WP sprach mit Cheftrainer und Basketball-Abteilungsleiter Martin Wasielewski über Ist-Zustand, Ursachen und Perspektiven.
Vier Siege Rückstand auf Nichtabstiegs-Plätze
Nach 16 von 26 Spieltagen in der 1. Basketball-Regionalliga ist der SV Haspe 70 mit nur zwei Siegen auf Abstiegsrang 14 (4:28). Dahinter rangiert nur noch das noch sieglose Team der ETB Wohnbau Miners aus Essen. Vier Siege trennen Haspe von BSV Münsterland Baskets Wulfen und BG Dorsten (12:20) auf den Plätzen elf und zwölf. Davor rangiert Ligarivale BG Hagen (14:18)
Hallo Herr Wasielewski, beim Derby haben Sie sehr emotional gecoacht und in den Auszeiten deutliche Ansagen gemacht. Waren Sie sehr unzufrieden mit dem Auftritt Ihrer Mannschaft?
Martin Wasielewski In der Tat war das sehr unbefriedigend für mich. Es hat mich sehr geärgert, dass wir zwar die ganze Woche vorher sehr intensiv trainiert haben, aber dann nicht einmal ansatzweise etwas davon im Derby umsetzen konnten. Sehr frustriert war ich vor allem über die Defensiv-Leistung meiner Guards. Die ganze Woche haben wir daran gearbeitet, Sören Fritze und Yannick Opitz aus dem Spiel zu nehmen. Und dann spielen wir von Anfang an solch einen Luschi-Basketball, nehmen die Intensität vom Training nicht mit. Wir haben Nullkommanull umgesetzt von dem, was wir uns vorgenommen haben. Umso ärgerlicher, weil wir vorher gegen Recklinghausen und Herten hätten gewinnen können, es aber aus der Hand gegeben haben.
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Woran liegt es, dass die Mannschaft erst zwei Spiele gewonnen hat?
Die Mannschaft ist noch einmal einen Tick jünger. Und bis auf zwei, nämlich Oscar Luchterhandt und Luca Bambullis, ist für alle die 1. Regionalliga Neuland. Selbst Jordan Rose ist zwar vom Pass her Kanadier, aber schon sieben Jahre in Deutschland und hat noch nie auf diesem Niveau gespielt. Der Rest sind Frischlinge, die ja Potenzial haben, aber das nicht immer erfolgreich ausschöpfen können und zu wenig Selbstvertrauen haben. Acht, neun Spiele haben wir mit weniger als zehn Punkten Differenz verloren, das sind ja keine hohen Niederlagen. Außerdem ist die Liga viel ausgeglichener geworden, es gibt nicht mehr so ein Gefälle zwischen Top-Teams und den unteren Mannschaften.
Jetzt ist die Lage mit acht Punkten Rückstand bei nur noch zehn Spielen prekär. Nach zwölf Niederlagen in Folge steht anderswo der Trainer in der Kritik. Ist das in Haspe, wo der Trainer auch Vorstandsmitglied ist, anders?
Ich bin selbst sicher mein größter Kritiker. Mir kam schon der Gedanke, mich zu feuern, es scheitert an den mangelnden Alternativen (schmunzelt). Ich habe das Traineramt ja übernommen, weil Gespräche mit externen Kandidaten ergaben, sie bräuchten drei Voll-Profis im Team. Das ist aber nicht unser Weg.
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Ist es denn noch realistisch, den Klassenerhalt noch zu schaffen?
Theoretisch ist noch alles drin. Praktisch wird es sehr schwer umzusetzen sein. Sechs oder sieben Siege wären dazu schon notwendig, im nächsten Spiel am 4. Januar gegen Schlusslicht Essen geht es schon um Alles oder Nichts. Mit der Verpflichtung des Franzosen Silvio Mendes Mateus haben wir der Mannschaft ein Zeichen gegeben, dass wir nicht aufgeben. Wir hätten uns ja auch von beiden Ausländern trennen und noch ein bisschen Geld sparen können. Aber wir haben auch eine Verantwortung gegenüber den jungen Spielern, die sich entwickeln sollen, das ist auch der Stand des Kooperations-Vertrags mit Phoenix. Ein Emil Loch etwa macht sich mit seinen 17 Jahren sehr gut. Ein Abstieg ist keine Schande, nur Aufgeben ist eine Schande. Und wir werden alles geben, noch Spiele zu gewinnen.
BG Hagen gewinnt das Lokalderby gegen Haspe 70
Wenn das reicht, muss man nach fünf Jahren in der 1. Basketball-Regionalliga ausgerechnet zum 50. Vereins-Geburtstag eine Klasse tiefer. Keine schöne Aussicht – oder?
Wenn es ganz dumm läuft, müssen wir eben einen Schritt zurück und in die 2. Regionalliga. Und dort müssen unsere Talente dann zeigen, dass sie das Zeug zur 1. Regionalliga haben. Natürlich ist die erste Mannschaft das Aushängeschild des Vereins, aber wir haben aktuell 20 Mannschaften, für so einen kleinen Verein ist das eine starke Bilanz. Tolle Jugendteams und Senioren-Mannschaften, die um die deutsche Meisterschaft kämpfen. Außerdem: Die 50-Jahrfeier findet am 24. Oktober statt, da sind Herbstferien und die 2. Regionalliga hat spielfrei, da können dann alle feiern. Andererseits, auch in der 1. Regionalliga könnte man ja ein Spiel verschieben . . .