Garenfeld. Tapetenwechsel für Tim Böckenförde: Den Fußballer aus Hagen zieht es nach Bulgarien.

Wenn der Fußballer Tim Böckenförde am Sonntagmorgen aufwacht, wird er nicht seine Sporttasche packen und zum Waldstadion fahren, um mit seinen Mannschaftskollegen vom SC Berchum/Garenfeld das Bezirksliga-Derby gegen den ETuS/DJK Schwerte zu bestreiten. Nein, der 20-jährige Kicker wird den Tag im bulgarischen Varna verbringen. Denn dort studiert Böckenförde ab Oktober Medizin.

Letzten Sonntag stand er noch gegen den TSK Hohenlimburg auf dem Platz, unter der Woche flog er nach Varna. Dort zieht Böckenförde ab sofort im Stadtzentrum mit zwei anderen Studenten in eine Wohngemeinschaft. Er hätte gerne ein Studium in Deutschland begonnen, doch dafür reichte sein Notenschnitt im Abitur nicht. „Für mich war es nicht möglich, in Deutschland Medizin zu studieren, selbst wenn ich vorher eine Ausbildung gemacht hätte“, erklärt Tim Böckenförde. Medizin sei aber „das einzige, was ich studieren will“. Warum es Varna geworden ist? „Dort habe ich ein komplettes Paket. Das ist eine sehr gute Universität mit hohen Standards. Varna ist eine wunderschöne Stadt direkt am Meer, und es gibt viele internationale Studenten“, schildert Böckenförde.

Sportlicher Verlust für den SC Berchum/Garenfeld

Sportlich und menschlich ein Verlust: Tim Böckenförde studiert künftig in Bulgarien Medizin.
Sportlich und menschlich ein Verlust: Tim Böckenförde studiert künftig in Bulgarien Medizin. © Michael Kleinrensing

Sportlich ist es für den Sportclub ein herber Verlust. Böckenförde stieß im vergangenen Winter zur Bezirksliga-Truppe der Berchumer hinzu und etablierte sich im Handumdrehen als Stammspieler. Unter dem neuen Chefcoach Fabian Kampmann erwischten Böckenförde und Co. einen exzellenten Start, die Truppe steht nach sechs Spieltagen an der Tabellenspitze.

Fabian Kampmann hätte Böckenförde als Spieler natürlich behalten, aber auch als Mensch: „Dass Tim weggeht, ist fußballerisch und menschlich ein riesiger Verlust. Von der Qualität her ist er in dieser Liga ein außergewöhnlicher Spieler und könnte problemlos zwei Ligen höher spielen. Dazu kommt, dass er vom Charakter her ein super Mensch ist. Er hat immer alles für die Mannschaft gegeben, und er liebt den Fußball. Das tut dem Team weh.“

Ein paar Partien in den Semesterferien

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Auch für den Offensivakteur selbst ist es keine einfache Trennung: „Es ist sehr schade, weil ich mich in der Mannschaft sehr wohl gefühlt habe. Die Saison ist zwar noch lang, aber ich traue der Truppe einiges zu.“ Und ganz aus der Welt ist Tim Böckenförde nicht. In den Semesterferien möchte er nach Deutschland kommen und wieder am Trainingsbetrieb teilnehmen. „Dann hoffe ich, dass ich diese Saison noch bei ein paar Partien dabei sein kann.“

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„Das wird uns ganz schön weh tun. Man hat Tim seine gute fußballerische Ausbildung bei Hombruch angemerkt. Was ich an ihm schätze – er hat eine unheimliche Robustheit. Er hat sich einmal den Zeh gebrochen und stand nach zwei Wochen wieder auf dem Platz. Gehirnerschütterung? Egal“, sagt Thomas Wegener, sportlicher Leiter des SC.

1778 Kilometer entfernt von Hagen

Auch wenn der junge Fußballer 1778 Kilometer Luftlinie von seinem Verein entfernt lebt, will Böckenförde nicht auf’s Kicken verzichten. „Ich werde auf jeden Fall weiter Fußball spielen, das ist bestimmt ein guter Ausgleich zum Uni-Alltag. In Varna gibt es eine Universitätsmannschaft, in der einige gute Spieler spielen.“