Herdecke. Darum konnte die Herdeckerin Patricia de Graat nicht bei der Deutschen Meisterschaft in Berlin an den Start gehen. Hier verrät sie ihre Pläne.

Eigentlich stand die Fahrt nach Berlin fest auf dem Plan von Patricia de Graat. An den Deutschen Leichtathletik-Meisterschaften teilzunehmen, war einer ihrer großen Wünsche für diese Saison. Doch es sollte anders kommen für das Herdecker Lauftalent: im Dezember zog sie sich eine Verletzung in der rechten Ferse zu, ihre Plantarsehne war angerissen. Die ist dafür zuständig, das Fußlängsgewölbe zu stabilisieren und ermöglicht normalerweise das Beugen der Zehen.

Zu der eigentlichen Verletzung hat sich dann auch noch eine Entzündung unter dem Fuß entwickelt, was den Heilungsprozess noch mal verzögert hat. An schmerzfreies Laufen war nicht zu denken und eine Heilung nur durch komplette Ruhestellung möglich.

Fortschritte im Training

Dass sie bei der Deutschen Meisterschaft nicht teilnehmen kann, damit hatte sie sich eigentlich abgefunden. Kurz vor dem Start wurde sie dann doch wehmütig: „Das ist schon sehr deprimierend. Das tut schon weh. Ich war im Winter so fit, wie noch nie. Klar ist das alles nur ‘hätte, wäre, könnte’. Aber ich glaube, da wäre ganz viel möglich gewesen bei den Rennen in dieser Saison. Aber auch wenn es nicht leicht ist, muss ich die Situation aber akzeptieren“, sagt die Herdeckerin.

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Ein halbes Jahr war sie raus aus den Wettkämpfen, die Regeneration hat sich länger hingezogen als gedacht. Doch Patricia de Graat gibt nicht auf: „Seit etwa sechs Wochen versuche ich wieder regelmäßig zu trainieren und mache langsam Fortschritte. Der Einstieg ist nach der langen Pause etwas schwerfällig. Aber ich habe immerhin beim Laufen kaum noch Schmerzen. Ich gucke momentan einfach von Tag zu Tag“, erklärt die Läuferin.

In ihrer Zwangspause vom Sport hat sich die Herdeckerin voll auf ihr Abitur konzentriert. „Teilweise hat mir der Ausgleich schon sehr gefehlt und ich war platt von dem vielen Lernen. Aber für das Abi war die Situation vermutlich gar nicht so schlecht. Ich bin mit dem Ergebnis super zufrieden“, sagt de Graat und richtet den Blick schon auf ihre berufliche Zukunft.

Berufliche Perspektive

„Mit meinem Abischnitt von 1,3 hätte ich auch vieles studieren können. Aber ich habe nichts gefunden, was mich so wirklich interessiert hat. Also habe ich mich für eine Ausbildung zur Industriekauffrau entschieden. Und das Ausbildungsunternehmen wird mich bei meinen sportlichen Ambitionen unterstützen, das ist echt optimal“, sagt die Herdeckerin begeistert. Für ihre Ausbildung ist sie bereits nach Dortmund gezogen.

Fachbegriffe zum Thema Laufen

Läuferknie (auch ractussyndrom oder Iliotibiales Bandsyndrom)

So bezeichnet man starke Schmerzen an der Knie-Außenseite durch eine Über- oder Fehlbelastung. Vorbeugen können Sportler durch richtiges Aufwärmen, Dehnen, passenden Laufschuhen und durch maß­volle Steigerung der Trainingsbelastung.

Aerobe Kapazität

Die Menge an Sauerstoff, die die Muskeln speichern können. Um größere Distanzen laufen zu können, braucht es ein hohes Maß an Konsequenz. Durch kontinuierliches Training verbessert sich die Grundausdauer und die aerobe Kapazität.

Ultra

Ein Lauf, der länger ist als die Marathondistanz von 42,195 Kilometer lang ist. Beim Ultra gibt es keine fest definierte Streckenlänge. Der Herdecker Dr. Michele Ufer ist beispielsweise als erster Deutscher beim Lost Island Ultra auf Fidschi an den Start gegangen.

Fahrtspiel

So bezeichnet man eine Trainingsform im Laufsport, bei der das Lauftempo während eines Dauerlaufes mehrmals gesteigert und verringert wird. Länge und Intensität sind vom Läufer frei wählbar und gehorchen keiner festgelegten Regel.

Intervalltraining

Eine Trainingsmethode, bei der zwischen Belastungs- und Erholungsphase gewechselt wird, ist das Intervalltraining. Intensität, Dauer und Wiederholung der Phasen werden vorher festgelegt und richten sich nach dem Trainingsziel und der aktuellen Fitness des Läufers.

Cool Down

Nach der Trainingseinheit steht eine Abkühlungsphase an, das Cool down. Die Herzfrequenz wird wieder herunter gefahren und der Läufer erholt sich von der Belastung.

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„Das ist durch die Nähe zum Trainingsort super, ich hab nur einen kurzen Fußweg“, sagt die Athletin und betont: „Trotzdem werde ich noch oft zum Laufen nach Herdecke kommen, die Strecken hier vermisse ich schon.“ Patricia de Graat hat neben der beruflichen Perspektive noch einen weiteren Grund zur Freude: Zusammen mit Leon Straub wurde sie zur Athletensprecherin bei der LG Olympia Dortmund gewählt. „Da freue ich mich sehr, das ist echt schön. Ich bin jetzt etwa sieben Jahre bei der LGO, das ist eine lange Zeit. Der Verein hat so viel für mich getan und das ist eine gute Möglichkeit, etwas zurückzugeben.“

Langsame Steigerung

Sportlich lässt es die Herdeckerin noch langsam angehen, will nichts riskieren und den Fuß nicht zu sehr belasten. „Ich hoffe, dass ich in den nächsten Woche noch an ein paar Volksläufen teilnehmen kann. Die Distanzen über fünf oder zehn Kilometer sind auch die, die mir bisher gefehlt haben. Ansonsten steht jetzt der vernünftige Trainingsaufbau im Vordergrund“, betont Patricia de Graat, die schon dem Einstieg auf der Bahn in der Halle im Dezember und Januar entgegenfiebert. Die Chancen stehen also gut, dass bei der nächsten Deutschen Leichtathletik-Meisterschaft wieder mit dem Herdecker Lauftalent zu rechnen ist.