Hagen. Valdet Rama ist ein ehemaliger Fußballprofi, der für die SpVg. Hagen 1911 aufläuft. Im Interview erzählt er von seinen zahlreichen Stationen.
Er ist ein Ex-Profi, der seine Heimat nie vergessen hat: Valdet Rama, aktueller Spieler der SpVg. Hagen 1911, hat für viele namhafte Fußballklubs gespielt. Vor allem in der spanischen La Liga und in der deutschen Bundesliga hat der Außenstürmer seine Spuren hinterlassen. Er blickt auf eine bewegte Karriere mit Höhen und Tiefen und hat auch gegen Superstars wie Lionel Messi gespielt.
Seit Sommer spielt er nun für Hagen 11 in der Landesliga und gibt als Führungsspieler seine Erfahrung an jüngere Spieler weiter. In Hagen hat der Weltenbummler seine Zelte bewusst wieder aufgeschlagen. Aber was macht er ab nächstem Sommer? Wird er bei den Elfern bleiben? Wie hat er seine Zeit als Profi im knallharten Fußball-Geschäft erlebt? Und wie kam es zu seinem kurzen Intermezzo in China? Zu diesen Fragen äußert sich Rama im Interview mit der WESTFALENPOST.
Sie kennen den Vergleich: Was unterscheidet die erste spanische Liga von der Bundesliga?
In Spanien ist der Fußball offensiver, während in Deutschland das Spiel etwas körperbetonter ist. Das ist auch heute noch so, obwohl die goldene Zeit der Spanier mit Stars wie Andres Iniesta, Xavi und Sergio Busquets vorbei ist. Der Fußball in Spanien ist auch heute technisch stark, aber Spieler wie Jamal Musiala und Florian Wirtz machen in Deutschland Hoffnung.
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Wer war Ihr größtes Idol, als Sie noch Jugendlicher waren?
Ich würde sagen, Ronaldinho. Was er mit dem Ball anstellen konnte, war einfach außergewöhnlich. Jeder junge Fußballer wollte früher sein wie er. Was aber die wenigsten wirklich verstehen, ist die Tatsache, dass du viele Opfer bringen musst, um Profi-Fußballer zu sein. Mit dem Ball zaubern will jeder, aber du gibst als Fußballer vieles auf und musst Prioritäten setzen, die nicht jedem leicht fallen. Wenn meine Freunde früher am Wochenende ausgegangen sind, musste ich zuhause bleiben, weil ich am Wochenende spielen musste. Man muss lernen, dass man auf vieles verzichten muss.
Wer sind die größten Stars, gegen die Sie jemals gespielt haben?
Insbesondere in der spanischen Liga waren einige Stars dabei. Im Grunde alle Spieler von Real Madrid, FC Barcelona und Atletico Madrid. Atletico war damals nämlich auch sehr stark. Neben Lionel Messi und Cristiano Ronaldo war für mich aber vor allem Sergio Busquets überragend.
Sie haben nach Ihrer Zeit in Europa dann für knapp ein Jahr in China gespielt, wie kam das Engagement zustande?
Ich war damals in Würzburg unter Vertrag und mein Vertrag ist ausgelaufen. Ich wollte noch etwas anderes machen, zumal wir aus der 2. in die 3. Liga abgestiegen sind. Ich hatte einen Vertrag, der nur für die 2. Liga gültig war. Dann habe ich meinem Berater gesagt, dass ich mich mit dem ersten Angebot, das kommen wird, intensiv beschäftigen will. Der Berater hatte sich erkundigt, ob China, Korea oder Japan eine Option wäre und ich habe ihm das Go dafür gegeben. Dann gab es einen Verein, der Interesse an mir hatte. Und es kam zu einer Einigung mit YB Funde.
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
Ist Ihnen diese Entscheidung leicht gefallen?
Ich musste lange überlegen, weil China nicht mal eben um die Ecke ist. Ich war 29 Jahre alt und mir war wichtig, dass ich mal etwas anderes sehe. Es war lukrativ, aber nicht nur wegen des Geldes. Ich wusste, dass einige Spieler aus Europa in dieser Liga spielten. Dazu zählten die Brasilianer Hulk und Oscar. Es war damals ein bisschen so, wie es sich gerade in Saudi Arabien entwickelt.
Wie war das Leben in China?
Ich kannte China nur aus Filmen. Ich habe mich gefreut, das Land kennenzulernen. Man erlebt Sachen, die es nicht überall gibt. Als ich für die Vertragsunterschrift hingeflogen bin, habe ich sofort eine gut ausgestattete Wohnung gekriegt. Ich hatte ab dem ersten Tag Internet und alles, was ich brauchte. Ich musste mich um gar nichts mehr kümmern. So etwas habe ich in der Form sonst nirgendwo erlebt. Man konnte sich direkt auf Fußball konzentrieren, auch wenn ich es die erste Zeit schwer hatte.

Was hat es Ihnen schwer gemacht?
Ich war Familienvater und meine Frau ist mit den Kindern erstmal in Europa geblieben. Meine Familie ist mir sehr wichtig. Das Leben war ohne sie war sehr gewöhnungsbedürftig. Und, wenn ich ehrlich bin, habe ich das Engagement in China auch ein bisschen unterschätzt. Ich habe gedacht, dass ich das alles sofort hinkriege. Aber dann kam ich in ein Land und spielte in einer Mannschaft, in der so gut wie keiner Englisch sprach. Es waren viele Faktoren, die eine Rolle gespielt haben.
Wie gut haben Sie in China verdient?
Über Geld möchte ich nicht sprechen. Es ist eine private Angelegenheit, die die Öffentlichkeit nichts angeht.
Haben Sie als Fußballer denn ausgesorgt? Haben Sie inzwischen neben dem Fußball einen anderen Job?
Ich bin nicht auf den Kopf gefallen und habe mein Geld investiert. Ich bin aktuell nicht berufstätig, würde aber gerne im Fußball-Business bleiben. Ich habe meine B-Lizenz gemacht und möchte auch die A-Lizenz noch machen. Wenn ich einen vollen Kühlschrank habe, meine Familie da ist und alle gesund sind, dann bin ich mit meinem Leben aber sehr zufrieden.
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
Sie sind im Kosovo geboren, aber in Hagen aufgewachsen: Was bedeutet Heimat für Sie?
Seitdem ich acht Jahre alt war, lebe ich in Deutschland. Ich fühle mich wie ein Deutscher, zumindest in vielen Sachen, weil ich hier groß geworden bin und mich sehr wohlfühle. Ich habe meine Familie in Hagen, meine Eltern, meinen Bruder, meine Frau und meine drei wunderschönen Töchter. Es war im Sommer eine bewusste Entscheidung, dass ich zurück zu meinen Wurzeln wollte.
Am Sonntag beginnt mit Hagen 11 die Rückrunde mit einem Derby gegen Dröschede (Anpfiff an der BSA Emst ist um 15 Uhr). Wie zufrieden sind Sie mit Ihrer Leistung im Elfer-Trikot?
Ich habe auf dem Platz eine Rolle, die neu für mich ist. Früher war ich immer Außenstürmer und jetzt spiele ich eher als Achter, also in der Schaltzentrale im Mittelfeld. Auch als Ex-Profi lernt man also noch etwas dazu. Und das ist aus meiner Sicht das Wichtigste, wenn man sich stetig weiterentwickeln will. Man darf nie aufhören zu lernen und man sollte offen für alles sein, was einen weiterbringt.