Herdecke. Vom Leicht- zum Schwergewicht, die Olympia-Chance erfordert es. Mehr essen, mehr Kraftraum: Moritz Küpper braucht mehr (Muskel)-Masse

Gewichtszunahme über die Feiertage: Der überschaubar sportliche Zeitgenosse wird sagen, damit hätte er angesichts von Weihnachtsgänsen, Christstollen und Glühwein nun überhaupt keine Probleme, vielmehr sei das Abspecken danach schwierig. Moritz Küpper dagegen muss erheblich zunehmen - und das Gewicht danach auch halten. Allerdings muss der 21-jährige Herdecker in den nächsten Monaten vornehmlich an Muskelmasse kräftig zulegen, nicht an Fett. Aus dem Weltklasse-Leichtgewicht muss ein Schwergewicht werden, wenn er seine Chance auf den Olympia-Traum wahren will. „Auf jeden Fall muss ich mehr essen“, sagt er: „Und das vor allem auch vor dem Wettkampf, wenn ich sonst auf mein Gewicht achten musste.“

Beim 39. Nikolauslauf des RC „Westfalen“ Herdecke gab Moritz Küpper, hier mit Moderator Götz Hohaus, den Startschuss.
Beim 39. Nikolauslauf des RC „Westfalen“ Herdecke gab Moritz Küpper, hier mit Moderator Götz Hohaus, den Startschuss. © Axel Gaiser | Axel Gaiser
Beim 39. Nikolauslauf des RC „Westfalen“ Herdecke gab Moritz Küpper, hier mit Frank Mohrherr von Sponsor Sparkasse, den Startschuss.
Beim 39. Nikolauslauf des RC „Westfalen“ Herdecke gab Moritz Küpper, hier mit Frank Mohrherr von Sponsor Sparkasse, den Startschuss. © Axel Gaiser | Axel Gaiser

Der Modellathlet vom RC „Westfalen“ Herdecke war bisher als Leichtgewichts-Ruderer unterwegs und zählt dort zur Weltspitze, er wurde 2023 U23-Europameister im Doppelzweier und ließ im letzten August Weltmeisterschafts-Bronze im Einer in St. Catherines in Kanada folgen. Kurz zuvor allerdings war in Paris der letzte Olympiasieger in seiner Disziplin gekürt worden, danach wurde das zuletzt immer weiter reduzierte Leichtgewichts-Rudern endgültig aus dem Programm der Olympischen Spiele gestrichen. 2028 in Los Angeles gibt es stattdessen im „Beach Sprint“, einer Disziplin des „Coastal Rowing“ (Küsten-Rudern), Medaillen - unweit der kalifornischen „Baywatch“-Strände nur folgerichtig.

Der Kraftraum ist aktuell der bevorzugte Aufenthaltsort von Moritz Küpper: Der Herdecker will vom Leichtgewichts-Rudern zu den Schwergewichten wechseln und muss kräftig zulegen
Der Kraftraum ist aktuell der bevorzugte Aufenthaltsort von Moritz Küpper: Der Herdecker will vom Leichtgewichts-Rudern zu den Schwergewichten wechseln und muss kräftig zulegen © privat | Privat
Im Leichtgewichts-Rudern sammelte Moritz Küpper vom RC „Westfalen“ Herdecke Medaillen, hier bei der nationalen Rangliste in Hamburg.
Im Leichtgewichts-Rudern sammelte Moritz Küpper vom RC „Westfalen“ Herdecke Medaillen, hier bei der nationalen Rangliste in Hamburg. © Verein | Verein
Im Leichtgewichts-Rudern sammelte Moritz Küpper vom RC „Westfalen“ Herdecke Medaillen, hier bei der nationalen Rangliste in Hamburg.
Im Leichtgewichts-Rudern sammelte Moritz Küpper vom RC „Westfalen“ Herdecke Medaillen, hier bei der nationalen Rangliste in Hamburg. © Verein | Verein

Für Moritz Küpper und seine „leichten“ Ruderkollegen hieß diese Entwicklung, dass sie sich im Hochleistungssport umorientieren müssen hin zur offenen Klasse ihrer Sportart auch jenseits von LA. „Die olympischen Sportarten werden gefördert, die nicht-olympischen nicht“, erklärt der Herdecker, „und die Infrastruktur im Leichtgewichts-Rudern bricht weg, es gibt da kaum noch Rennen.“ Im Winter arbeitet Küpper unter Anleitung seines Heimtrainers Frank Decker nun daran, den Sprung zu den „Schwergewichten“ zu schaffen. „Die Größe habe ich zum Glück, jetzt muss ich noch physisch stärker werden“, weiß der 1,91-Meter-Mann. Bisher musste er sich vor Wettkämpfen unter die erlaubte Gewichtsgrenze von 72,5 Kilogramm herunterhungern, nun muss er mindestens 15 Kilogramm zulegen, um wettbewerbsfähig zu sein.

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85 Kilogramm sind für Moritz Küpper die Untergrenze

Ein Teil der Strecke ist seit der Weltmeisterschaft geschafft. „Ich bin jetzt bei 80 Kilogramm“, bekannte Küpper beim Nikolauslauf seines Vereins, zu dem er unter der Herdecker Ruhrbrücke am letzten Samstag den Startschuss gab: „Aber ich bin noch lange nicht da, wo ich sein muss. Bei meiner Größe sind 85 Kilogramm eher die Untergrenze.“ Dabei gehe es nicht nur darum, an „toter“ Masse zuzulegen: „Ich muss nicht nur stärker werden, sondern brauche auch Muskeln, die ausdauernd sind.“

Herdecker absolviert drei bis vier Stunden Training mehr pro Woche

Alleine dreimal wöchentliches Krafttraining sollen dabei helfen, aktuell absolviere er mehr als 20 Trainingsstunden pro Woche - etwa drei bis vier Stunden mehr als zu Leichtgewichts-Zeiten. „Der Fokus liegt gerade mehr auf dem Krafttraining“, sagt er, aktuell arbeite er zudem viel an der Ausdauer auf Fahrrad- und Ruderergometer im Bootshaus des RC „Westfalen“. Doch auch im Winter geht es für den Studenten der Betriebswirtschaften regelmäßig ins Ruderboot. „Bei jedem Wetter wird auf dem Baldeneysee mit meiner Trainingsgruppe in Essen gerudert“, erklärt Moritz Küpper: „Im Februar folgt dann ein Trainingslager, um viele Kilometer zu machen.“

Mit Langstrecke ist Moritz Küpper mega zufrieden

Dem traditionellen Leistungstest der deutschen Ruder-Elite am ersten Adventswochenende bei der Dortmunder Langstrecke hat er sich bereits gestellt. Bei der zentralen Kaderüberprüfung des Deutschen Ruderverbands mussten zunächst 2000 Meter auf dem Ergometer zurückgelegt werden, die Küpper in 6:21,5 absolvierte. „Mein Bestwert, aber das reicht noch lange nicht“, weiß er: „Bei den Leichtgewichten hatte ich mich national auf Platz vier oder fünf vorgekämpft. Jetzt fange ich wieder von vorne an.“ Tags darauf folgten satte 6000 Meter draußen auf dem Dortmund-Ems-Kanal, auf der Langstrecke überzeugte der Herdecker mit 23:19 Minuten und Gesamtrang 14 aller deutschen Ruderer. Küpper: „Damit bin ich mega zufrieden.“

In Paris zum letzten Mal

Die Leichtgewichtsklasse ist die einzige beschränkte Gewichtsklasse im Rudersport. Daneben existiert einzig die offene Klasse, deren Teilnehmer gelegentlich auch als „Schwergewichte“ bezeichnet werden. Gewichtsklassen sind ansonsten nur im Kampfsport und in der Schwerathletik üblich. Seit 1996 wurden drei Leichtgewichts-Bootsklassen bei der olympischen Regatta ausgefahren, dadurch wurde der Ruderleistungssport für einen viel größeren Personenkreis und neue Länder geöffnet. Die Olympischen Spiele in Paris in diesem Jahr waren das das letzte Mal, dass mit dem Doppelzweier Leichtgewichtsrudern auf dem Programm stand, 2028 in Los Angeles wird das nicht mehr so sein.

U23-Weltmeisterschaft in Polen ist das Ziel

In der U23 landete er damit auf Rang vorn, in dieser Altersklasse strebt er im nächsten Sommer seine erste internationale Meisterschaft bei den Schwergewichten an. „Größtes Ziel wäre die U23-Weltmeisterschaft in Polen, darauf liegt der Fokus“, sagt Küpper, „aber die Rhine-Ruhr-Games 2025 stehen auch auf dem Plan.“ Diese World University Games, zweitgrößte Multisport-Veranstaltung der Welt, wären quasi ein Heimspiel, gerudert wird in Duisburg. „Das wäre mega-cool, wie eine kleine Olympiade“, hofft er. Zu richtigen Olympischen Spielen wäre noch ein weiter Weg, die ersten Schritte will er mit seinem Disziplinwechsel machen. „Mein Standing und meinen Namen im Leichtgewichts-Rudern habe ich aufgegeben“, sagt Moritz Küpper: „Jetzt will ich bei den Schwergewichten über den U23-Bereich in Richtung A-Kader. Das nacholympische Jahr bietet immer Chancen für den Nachwuchs.“

„Mein Standing und meinen Namen im Leichtgewichts-Rudern habe ich aufgegeben. Jetzt will ich bei den Schwergewichten über den U23-Bereich in Richtung A-Kader.“

Moritz Küpper
Ruderer des RC „Westfalen“ Herdecke