Herdecke/St. Catherines. Athlet des Ruderclubs Herdecke zeigt sich gegenüber dem Vorjahr deutlich stärker. Public Viewing im heimischen Vereinsheim beim Endlauf

Moritz Küpper vom Ruderclub „Westfalen“ Herdecke konnte seine Leistung noch einmal steigern. Letztes Jahr war er bei der Ruder-U23-WM im bulgarischen Plovdiv noch als Fünfter ins Ziel gekommen. Bei der diesjährigen Austragung in St. Catherines in Kanada sicherte er sich den dritten Platz im Leichtgewichts-Einer und verpasste den Silberrang nur um eine knappe Sekunde. „Mit dem dritten Platz und damit der Bronzemedaille bin völlig zufrieden“, freute sich Küpper.

Die Weltmeisterschaft begann für Küpper gleich am ersten Tag der Veranstaltung mit einem Vorlauf. Der 20-jährige Student der Betriebswirtschaften musste sich mit dem zweiten Platz begnügen und verpasste damit den direkten Einzug ins Finale. Den machte er dann mit dem souveränen Sieg im Hoffnungslauf klar.

Public Viewing im Herdecker Vereinsheim

Trainingskollegen von Küpper hatten Public Viewing im heimischen Vereinshaus organisiert. „Auf der Strecke in Kanada gibt es offensichtlich wohl sehr drehende Winde. Man konnte sich anhand der Laufzeiten überhaupt keinen Eindruck von der Stärke jedes Einzelnen machte“, war sich Nadine Schmutzler, Pressewartin des RC, ebenso unsicher über die aktuelle Verfassung Küppers wie die anderen rund 40 Vereinskameraden. Schmutzler weiß, wovon sie spricht, nahm sie doch schließlich selbst mehrfach an Ruder-Weltmeisterschaften teil. „Wir hatten kein Bild, was am Ende herauskommt“, waren alle gespannt.

Im Finale gingen dann sechs Ruderer an den Start. „Dieses Jahr war klar, dass ich bei diesem Feld das Podium angreifen wollte“, verspürte Küpper eine ganz andere Anspannung vor dem Start als noch letztes Jahr in Bulgarien. „Da hatte ich mit dem Erreichen des Endlaufs schon mein damaliges Ziel erreicht.“ Betreut wurde er in Kanada von Heiner Schwarz, dem Leichtgewichts-Bundestrainer der Männer. „Vor dem Start hatte ich mir vorgenommen, so zu fahren, wie ich es mit meinem Coach besprochen hatte.“

Die Vereinskameraden von Moritz Küpper beim Rudelgucken im Vereinsheim
Die Vereinskameraden von Moritz Küpper beim Rudelgucken im Vereinsheim © WP | RC Herdecke

„Moritz explodiert nicht beim Start, das wissen wir“, sah Schmutzler ihre Ahnung bestätigt. Das hohe Anfangstempo konnte Küpper nicht mitgehen und war nach 500 Metern Vorletzter. „Ich bin ein langsamer Starter, aber ich habe eine hohe Geschwindigkeit“, weiß Küpper sich richtig einzuschätzen.

„Wie immer kommt Moritz über die Strecke“, hofften, nein, wussten Schmutzler und die anderen Anhänger, fieberten beim Rudelgucken mit und sahen, wie sich Küpper immer weiter nach vorne schob. Ab der 1000-Meter-Marke begann die Aufholjagd. Zwei Boote überholte Küpper noch und sicherte sich mit 3,5 Sekunden Vorsprung den Bronzeplatz. Entsprechend groß war der Jubel im Herdecker Vereinsheim. „Das war ein ganz starker langer Spurt, er hat sich super durchgekämpft“, lobte Schmutzler.

Moritz Küpper (re.) und der Zweite Giovanni Borgonova aus Italien lassen bei der Siegerehrung den souveränen spanischen Sieger Caetano Xose Horta Pombo hochleben.
Moritz Küpper (re.) und der Zweite Giovanni Borgonova aus Italien lassen bei der Siegerehrung den souveränen spanischen Sieger Caetano Xose Horta Pombo hochleben. © WP | RC Herdecke

Auf den Italiener Borgonova, der in den letzten zwei Jahren in dieser Bootsklasse alles gewonnen hatte und letztes Jahr in Bulgarien Weltmeister geworden war, fehlten nur 1,1 Sekunden. Souveräner Sieger wurde der Spanier Caetano Xose Horta Pombo. „Aber der war in Tokio und Paris schon bei Olympischen Spielen dabei und haushoher Favorit“, hatte sich Küpper auf den Platz ganz vorne „eher weniger Hoffnungen gemacht“.

„Ich war noch nie so nah am Italiener dran“, glaubt Küpper, dass das viele Training über den Winter und die ausgiebige Vorbereitung in Deutschland zum Erfolg wesentlich beigetragen haben. Die Schritte, die wir gemacht haben, und die Maßnahmen haben funktioniert. Auch die Anfeuerung zu Hause hat er mitbekommen. „Ich habe viele Videos vom Public Viewing gesehen und mich sehr über die Unterstützung gefreut“, war Küpper dankbar.

„ „Ich werde es dann in der schweren Bootsklasse versuchen. Nächstes Jahr nach den ersten nationalen Prüfungen schauen wir mal, wo wir stehen und wie es dann geht.““

Moritz Küpper
Der Ruderer des RC Herdecke sieht für sich keine Perspektive im Leichtgewichts-Einer

„Es war alles aufregend, und so ganz anders als letztes Jahr“, resümierte Küpper. Weil in St. Catherines gleichzeitig noch die U19-WM und die A-WM der nichtolympischen Bootsklassen ausgetragen wurden, war die Gesamtveranstaltung deutlich größer als in Plovdiv. Untergebracht waren alle Teilnehmer wie bei olympischen Spielen in einer Art Dorf mit vielen kleinen Häusern auf einem Universitätsgelände. „Das tat der Stimmung gut, sowohl im Team als auch im allgemeinen Miteinander“, urteilte Küpper. Er fährt auch nicht sofort noch Hause zurück. Vor Ort wurde er von seinen mitgereisten Eltern und seinem Bruder unterstützt. Die Familie will noch zwei Wochen Kanada erkunden, bevor es wieder in die Heimat geht.

Küpper will zu den Schwergewichten wechseln

Für die Zukunft sieht Küpper im Leichtgewicht-Rudern keine Perspektive mehr. Eigentlich dürfte er noch ein weiteres Jahr antreten, aber diese Ruderform wurde aus dem Programm der olympischen Sommerspiele gestrichen. Deshalb will er im nächsten Jahr zu den Schwergewichten wechseln. „Die Größe habe ich zum Glück, jetzt muss ich noch physisch stärker werden“, weiß Küpper. Gemeinsam mit seinem Heimtrainer Frank Decker will er im Winter weiter im Einer fahren und trainieren. „Ich werde es dann in der schweren Bootsklasse versuchen. Nächstes Jahr nach den ersten nationalen Prüfungen schauen wir mal, wo wir stehen und wie es dann geht.“