Hagen/Wetter. Der Läufer Ayman El Arabi ist in Marokko durchgestartet. Dann kan er für seine Ausbildung nach Hagen. Was sich damit änderte.

Wenn er über sein Hobby, seine Leidenschaft spricht, wirkt er einerseits glücklich und motiviert, andererseits unzufrieden. Der Läufer Ayman El Arabi aus Hagen möchte gerne wieder dort hin, wo er mal war. Er will professionell laufen. Der junge Marokkaner ist vor einem halben Jahr nach Deutschland gekommen, um hier eine Ausbildung zur Pflegefachkraft zu absolvieren. In seinem Heimatland, das schon viele Spitzenläufer hervorgebracht hat, war er auf dem Weg an die Spitze. Das höchste Niveau ist nun wieder sein Ziel.

Er hat erst sehr spät mit dem Laufen begonnen. Über einen Bekannten kam er im Alter von 17 Jahren zum Laufen und trainierte einfach mal mit ihm. Das spornte Ayman El Arabi an, denn er merkte, dass er gut mithalten konnte.

So folgte er seinem Sportkollegen in den Verein Association Zegungan Athletisme (AZA). Dort wurde direkt sein Talent erkannt. Also nahm den aus Nador stammenden Läufer ein in Marokko sehr bekannter Trainer unter seine Fittiche: Chakir Boujattaoui. Dieser vertat sein Land auf internationalen Wettkämpfen und lieferte sich etwa Rennen mit den auf Langstrecken weltbekannten Olympiasiegern, Weltmeistern und Ex-Weltrekordhaltern Kenenisa Bekele aus Äthiopien und Eliud Kipchoge aus Kenia.

Trainiert von einem Spitzensportler

Somit brachte der frühere Trainer des Hageners sehr viel Erfahrung mit und bereitete Athleten in seiner Heimat auf die professionelle Ebene vor. Auch El Arabi. Der blickt zurück: „Ich habe Ende 2020 mit dem Laufen angefangen, und er hat sofort Talent bei mir gesehen. Also hat er mir gesagt: Mach weiter. Gleichzeitig hat er mir erklärt, dass es viele Jahre dauert, um ein starkes Level zu erreichen.“

Der mittlerweile 20-Jährige machte schneller Fortschritte, er qualifizierte sich auf nationaler Ebene für die Meisterschaften und lief dort mit. „In Marokko ist die Konkurrenz stärker als in Deutschland, das merke ich. Viele sind dort Läufer und schnell“, weiß der Sportler, der als Mittelstreckler begann und über 800 und 1500 Meter startete.

Den achten Brückenlauf in Wetter nutze der 20-Jährige als intensive Trainingseinheit.
Den achten Brückenlauf in Wetter nutze der 20-Jährige als intensive Trainingseinheit. © Axel Gaiser | Axel Gaiser

Nach und nach hat er sich zudem in Richtung 5000 und 10.000 Meter bewegt. Ihm fällt es aktuell schwer zu sagen, welche Strecke ihm am besten liegt. Er nennt schließlich die 800 Meter, über die seine Bestzeit bei 1:54,80 Minute liegt. „Die Strecke ist aber auch total anstrengend. Es sind nicht einfach nur die zwei Runden, die man um den Sportplatz läuft. Es gehört viel mehr dazu“, sagt El Arabi. Der Marokkaner hatte sich 2024 für die University Crosscountry Championships qualifiziert. Doch er konnte nicht antreten, weil er zu dem Zeitpunkt nach Deutschland zog und im Alltag weniger Zeit für den Wettkampfsport blieb – bis heute. Das stört ihn, er möchte gerne beides parallel meistern: Ausbildung und Leistungssport.

Stressfraktur stoppte El Arabi nicht

„Professionell zu laufen bedeutet, zweimal am Tag zu trainieren, um richtig gut zu werden“, merkt der Läufer an. Er weiß von Bekannten aus seiner Heimat: „Viele haben aufgehört, als sie angefangen haben zu arbeiten oder zu studieren. Bei mir lebt die Hoffnung weiter. Ich sage: Hier bin ich und kämpfe.“ Er gibt sich selbstbewusst und will nicht aufgeben. So wie vor zwei Jahren, als er sich eine Stressfraktur am Schienbein zuzog und sieben Monate nicht richtig trainieren konnte. „Ich musste quasi bei Null anfangen“, so El Arabi, der aktuell aus einer WG in Hagen in eine eigene Wohnung in Wetter umzieht.

Bei kleineren Vereinen mittrainiert

Läufer Ayman El Arabi hat schon mal beim TSV Hagen gefragt, ob jemand ihn gezielt betreuen kann. Aber dort gibt es keine Läufer auf seinem Niveau. Eine starke Laufgruppe wäre gut. Er hatte vereinzelt schon mal mit der Laufgruppe „Die Pacer“ trainiert, die sich aber nur lose zusammensetzt. In Sprockhövel besuchte er den Lauftreff und das Intervalltraining des TV Hasslinghausen. Dort trifft er aber ebenfalls nicht auf professionell orientierte Leistungssportler.

Er pendelt nun zwischen den beiden Städten, da er seine Ausbildung in Hagen bei der Diakonie Mark-Ruhr absolviert. Zudem muss er noch Zeit für seinen fortlaufenden Deutschkurs einplanen. Unterhalten kann er sich in deutscher Sprache relativ gut, wechselt aber auch immer mal ins Englische. „Trotzdem ist nach dem Umzug etwas Stress weg. Ich kann mich selbst entfalten, was in der WG schwierig war“, erzählt er. Nach seiner Ankunft in Deutschland war er nicht gänzlich auf sich allein gestellt, weil Teile seiner Familie in der Bundesrepublik leben. Er hat Verwandte in Frankfurt, dazu eine Schwester in Wiesbaden, wo er Ende März eine Woche lang wohnte, ehe es nach Hagen ging.

Volksläufe als Trainingseinheiten

Er nahm an einigen Volksläufen teil. Ende September startete er zuletzt beim Brückenlauf in Wetter. Er nutzte diesen als Trainingseinheit, wie er sagt. Sogar als Intervalltraining, da er sowohl über fünf, als auch über zehn Kilometer lief – und jeweils Erster wurde. „Ich habe durch die Strecke gleichzeitig gesehen, wo ich in Wetter für mich trainieren kann“, sagt El Arabi. In Hagen ist er häufig in Hohenlimburg unterwegs, anfangs konnte er das Ischelandstadion nutzen. Er ist zusätzlich mal bei FitX auf dem Laufband und absolviert zudem Fitness- und Krafteinheiten. Wichtig sei, dass er neben dem Training ausreichend Zeit zur Erholung einplant.

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Aus der Ferne bekommt er einen groben Trainingsplan, aber nicht mehr von Chakir Boujattaoui. Es sei jedoch nicht vergleichbar, als wenn ein Trainer neben ihm stehe. Er müsse selbst sein Tempo einschätzen und alles steuern. Hierzulande hat er noch einen professionellen Trainer gefunden. Nach dem will er sich nun umschauen. Er brauche Geduld. El Arabi sagt: „Man muss stark im Kopf sein, das habe ich in Marokko gelernt. Damit kann man alles in seinem Leben schaffen. Nun will ich sehen, wie weit ich mich nach oben pushen kann.“