Herdecke. Der Kanuslalom-Nachwuchs beim MFC Auf dem Schnee fährt nun bei Rennen auf einem E-Kart. Wie der Umstieg bei den Motorsportlern ankommt.

Beim ersten Test des neuen Fahrzeugs musste am Ende geschoben werden. Als der Kartslalom-Nachwuchs des MFC Auf dem Schnee die aufregende Gelegenheit hatte, das erste Elektrokart des Motorsport-Vereins aus Herdecke zu inspizieren und anschließend Probe zu fahren, waren die Kinder durchweg begeistert. Doch zum Abschluss des Trainings war der Akku leer, zwei Personen mussten das Kart über die Ziellinie bugsieren.

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Ein Start mit Hindernissen in ein neues Kapitel in der 95-jährigen Geschichte des „Motorfahrerclubs“. Denn der MFC Auf dem Schnee, genauer gesagt dessen Jugendgruppe, hat den Schritt in die Elektromobilität gewagt. „Um nicht nur die Zukunft des Motorsports zu gestalten, sondern auch einen Beitrag zum Umweltschutz zu leisten“, so erklärte das der MFC bei seinen ersten Bemühungen im Frühjahr um Sponsoren, die den Erwerb eines E-Kart - und damit die Ausübung des Sports auf nachhaltige Weise - ermöglichen wollten. Denn ein erheblicher Teil des fünfstelligen Kaufpreises wurde zwar durch die Unterstützung des ADAC Westfalen abgedeckt, den Restbetrag konnte der Verein aber alleine nicht stemmen.

Der MFC Auf dem Schnee aus Herdecke schafft ein erstes E-Kart an und setzt es im Kartslalom ein.
Der MFC Auf dem Schnee aus Herdecke schafft ein erstes E-Kart an und setzt es im Kartslalom ein. © Verein | Verein
Der Nachwuchs beim MFC Auf dem Schnee aus Herdecke inspiziert das erste E-Kart, das der Verein für den Kartslalom angeschafft hat.
Der Nachwuchs beim MFC Auf dem Schnee aus Herdecke inspiziert das erste E-Kart, das der Verein für den Kartslalom angeschafft hat. © Verein | Verein

„Wir machen ja auch Kartslalom und so wie ich das sehe, ist das die Zukunft“, sagte Marco Jeuschede, der nicht nur MFC-Vorsitzender ist, sondern auch Vorstand für Finanzen im ADAC Westfalen, als er vor einem Jahr die Elektro-Karts in Olpe erstmals testete. Mittlerweile ist man im Herdecker Verein über das Teststadium hinaus, im Juni konnte man das erste E-Kart beim ADAC in Dortmund abholen. Und der MFC-Nachwuchs trainiert nicht nur mit ihm, sondern hat bei den aktuell absolvierten drei Westfalenmeisterschaft-Endläufen des ADAC Kartslalom Cup auch schon Rennen elektrisch bestritten. Nur die Vorläufe wurden noch auf Benziner-Karts gefahren.

Im nächsten Jahr wird nur noch auf E-Karts gefahren

Denn der Umstieg muss jetzt geschafft werden. „Der ADAC in München hat vorgegeben, dass im nächsten Jahr im Kartslalom nur noch auf E-Karts gefahren wird“, erklärt Marco Jeuschede, „einige Regionalverbände haben schon umgestellt.“ In Westfalen wird das, nachdem jetzt schon die drei Endläufe in E-Karts absolviert wurden, durchgängig in der nächsten Saison der Fall sein. Jeuschede: „Man muss ja jetzt schon damit fahren, wenn man dann bei den Bundesendläufen wettbewerbsfähig sein will.“

So sieht das neue E-Kart des MFC Auf dem Schnee aus Herdecke aus.
So sieht das neue E-Kart des MFC Auf dem Schnee aus Herdecke aus. © Verein | Verein

Seitdem fahren die Herdecker Motorsport-Talente auf Knopfdruck mit leisem Surren los. Ohne Motorengeräusche, Benzingeruch und Abgase. Dafür elektrisch, mit austauschbarer Batterie.  „Es stinkt nicht und macht keinen Lärm, aber es hat auch Spaß gemacht“, beschreibt Marco Jeuschede seine Eindrücke vom E-Kart: „Das Fahrverhalten ist ein bisschen anders, daran muss man sich gewöhnen.“ Das Kart mit Elektroantrieb hat durch die schwere Batterie einen tieferen Schwerpunkt, so können Kurven besser gefahren werden. Und schneller. Jeuschede: „Bei voller Leistung beschleunigt ein E-Kart viel besser als ein Benziner-Kart.“

Jüngster Nachwuchs des MFC Auf dem Schnee findet E-Karts toll

Die Resonanz im Verein auf die E-Mobilität ist zwiegespalten, hat Jeuschede beobachtet. „Die, die gerade mit dem Kartslalom angefangen haben, finden es toll“, sagt er: „Die, die schon länger Kart fahren, sind da zurückhaltender.“ Einige Akzeptanzprobleme gebe es eher bei Erwachsenen und Trainern: „Es steht in der Kritik bei denjenigen, die mit dem Benziner groß geworden sind.“

„Das Fahrverhalten ist ein bisschen anders, daran muss man sich gewöhnen. Bei voller Leistung beschleunigt ein E-Kart viel besser als ein Benziner-Kart.“

Marco Jeuschede
1. Vorsitzender des MFC Auf dem Schnee

Ein E-Kart mit Ladestation und zwei Akkus - jeder einzelne hat eine Laufzeit von etwa einer Stunde - hat der MFC Auf dem Schnee angeschafft. „Wenn ein Akku im Betrieb ist, muss das andere geladen werden“, erklärt der Klubchef, im Kartslalom-Training werden deshalb weiter auch Verbrenner-Karts eingesetzt: „Wir brauchen ein drittes und viertes Akku und ein zweites E-Kart.“ Damit die Jugendgruppe wettbewerbsfähig bleibt, wenn in der nächsten Saison Rennen nur noch auf E-Karts stattfinden.

Automobislalom bleibt Benzinern vorbehalten

Anders ist das beim Saisonabschluss des MFC Auf dem Schnee am Wochenende: Am Sonntag lädt der Verein die Automobilslalom-Piloten auf den Verkehrsübungsplatz Recklinghausen zum 56. ADAC/MFC Slalom. Es wird mit Benzinern gefahren - und das dürfte auch vorerst so bleiben. „E-Autos wären zu teuer und man müsste sie umprogrammieren“, erklärt Marco Jeuschede: „Sie bremsen automatisch, wenn man zu schnell in die Kurve geht.“