Herdecke. Erst gelang Melissa der Sprung zur Westfalenauswahl, nun kickt sie für den VfL Bochum. Die TSG Herdecke ist verärgert über Profiklub.
Sieben Jahre war sie alt, die kleine Melissa Giovanna Manduzio, da sah sie zum ersten Mal bewusst ein Fußballspiel im Fernsehen. Und sie war sofort begeistert, trainierte alleine im Garten und bohrte so lange, bis ihre Eltern sie schließlich im Alter von neun Jahren beim FC Wetter anmeldeten. Nach einem halben Jahr wechselte sie zur TSG Herdecke, und steht nun, zweieinhalb Jahre später, vor ihrem ersten großen Karriereschritt.
Mit Doppelspielrecht für TSG Herdecke und VfL Bochum
Mit dem VfL Bochum hat sich nun einer der großen Ruhrgebietsvereine gemeldet und will sie in seine Mädchenmannschaft aufnehmen. Dort war die heute 11-jährige Melissa im Sommer zum Probetraining aufgelaufen und hatte offensichtlich den Trainer überzeugt. Jetzt soll sie sofort nach Bochum wechseln und bat deshalb die TSG um ihre Freigabe. Mit ihrem Zweitspielrecht wird sie demnächst für beide Vereine antreten dürfen.
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Bei der TSG ist derzeit in ihrer Altersklasse keine Mädchenmannschaft aktiv. Deshalb musste Melissa Giovanna Manduzio in einer reinen Jungenmannschaft mitspielen. Sie läuft am liebsten vorne im Sturm auf, wo sie in der letzten Saison fünf Tore erzielte. Ihre Lieblingsposition ist die der Mittelstürmerin. „Ich laufe sehr viel, kann gut dribbeln und bin eine gute Mannschaftsspielerin“, schätzt sie ihre Stärken ein. Aber sie weiß auch um ihre Defizite. „Verteidigen ist noch nicht so mein Ding, und das Kopfballspiel ist ausbaufähig“, urteilt Melissa, die Cristiano Ronaldo („weil er immer alles gibt und alles dem Fußball unterordnet“) und Lamine Yamal („ein starker junger Spieler mit guter Technik“) als ihre Vorbilder angibt.
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Um ihre Schwächen auszumerzen, besuchte Melissa neben dem Training bei den Herdeckern auch die FAG-Fußballschule in Dortmund, die sich neben der individuellen sportlichen Verbesserung ihrer Schützlinge auch die Vermittlung von Werten wie Disziplin und Respekt auf ihre Fahnen geschrieben hat. „Ich habe keine Ahnung, wo sie das Talent her hat, denn ich komme vom Basketball“, glaubt Melissas Vater Luigi, dass der Grund für ihre Veranlagung eher mütterlicherseits zu suchen ist: „Verwandte meiner Frau in Italien spielen Fußball. Ich glaube, das kommt von der Seite.“ Den Ehrgeiz seiner lernwilligen Tochter unterstützt er auf jeden Fall.
Erster Einsatz in der Westfalenauswahl
In der Auswahl des Fußballkreises Hagen/Ennepe-Ruhr hatte Melissa Giovanna Manduzio schon gespielt, und dann kam zu Saisonbeginn ein Brief aus Kaiserau mit der Einladung zu einem Sichtungslehrgang für Nachwuchsspielerinnen. 90 Kickerinnen aus ganz Westfalen wurden in der Sportschule des Fußball- und Leichtathletik-Verbandes Westfalen (FLVW) getestet. Melissa gehörte zu den Auserwählten, die schließlich die Einladung zur Westfalenauswahl bekamen, am vorletzten Sonntag absolvierte sie ihren ersten Lehrgang mit den Verbandstrainern. Der nächste Termin im Oktober ist schon fest eingeplant.
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„Sie konnte sich bei uns gegen gleichaltrige Jungs durchsetzen und hat auch mehrfach in der Mädchenmannschaft, wo die Spielerinnen drei Jahre älter sind, ausgeholfen. Man hat schnell gesehen, dass Melissa ein talentiertes Mädchen ist, das in kurzer Zeit große Fortschritte gemacht hat“, findet Markus Requardt, der 1. Vorsitzende der TSG Herdecke, die „Berufung absolut verdient“.
TSG-Vorsitzender Requardt erbost über Vorgehensweise der Bochumer
Erbost ist Requardt aber über das Gebaren des VfL Bochum. „Dass das Mädchen da hingeht, weil es dort besser gefördert wird, kann ich nachvollziehen. Da bin ich mit allem einverstanden, und wir würden ihr niemals Steine in den Weg legen“, findet er allerdings vor allem den Zeitpunkt des Bochumer Angebots befremdlich. „Es gibt extra Wechselzeiträume, in der Winterpause hätte es auch gereicht. Wir haben auch eine Mannschaft, wo sie eingeplant war. Deshalb finde ich es nicht in Ordnung, was der VfL da macht“, möchte er „Melissa dennoch alle Gute wünschen“.
„Sie konnte sich bei uns gegen gleichaltrige Jungs durchsetzen. Man hat schnell gesehen, dass Melissa ein talentiertes Mädchen ist, das in kurzer Zeit große Fortschritte gemacht hat.“
Melissa Giovanna Manduzio ist der TSG auf jeden Fall sehr dankbar. „Besonders bedanken möchte ich mich bei meinen Trainern Daniel Topp und Kai Elsermann. Die haben mir alles beigebracht“, freut sie sich jetzt aber auf ihrem ersten Einsatz in der U 13-Mädchenmannschaft - ihr erstes Training hatte sie bereits am letzten Dienstag - des VfL. Weil sowohl die Bochumer Mädchen als auch die Herdecker D-Jugend-Jungs samstags spielen, wird sie wohl vornehmlich für den VfL auflaufen: „Aber bei Turnieren, oder wenn ich hier spielfrei bin, würde ich gerne wieder in Herdecke mitmachen.“