Hagen. Kim Gottwald hat auf seinem Weg von Stuttgart nach Dortmund einen Stopp in Hagen eingelegt. Er erzählt von seiner etwas verrückten Reise.

Es ist eine verrückte Aktion. Aber es ist auch eine Aktion, die großen Respekt verdient. Kim Gottwald joggt täglich etwa 50 Kilometer zu den Spielen der DFB-Elf. Seine Reise teilt er in seinem Videotagebuch bei Instagram und seine Fangemeinde wird von Tag zu Tag größer. Gestartet ist der 20-Jährige Jura-Student aus Köln zum Eröffnungsspiel gegen Schottland in München am 19 Juni. „Ich bin dann weiter Richtung Stuttgart, das waren ungefähr 250 Kilometer in fünf Tagen“, berichtet er.

200 Kilometer weiter verfolgt Kim Gottwald dann das Spiel in Frankfurt gegen die Schweiz. Über das Tor von Niclas Füllkrug jubelte er vermutlich noch ein bisschen mehr als alle andere Deutschen. Denn das Tor zum 1:1 Ausgleich bedeutet für Kim Gottwald gleichzeitig, dass das nächste Spiel in Dortmund und nicht in Berlin stattfinden würde. Ziel für diesen Samstag also: das Dortmunder Stadion. Auf seinem Weg dorthin legt er noch einen kurzen Zwischenstopp in Hagen ein, wo er nicht nur von seiner Aktion berichtet, sondern auch gleich drei motivierte Hagener Läufer trifft, die ihn auf seinem Weg bis in die Hansestadt begleiten.

„Das war eine sehr spontane Idee. Ich laufe gerne, bin aber noch nie einen offiziellen Marathon gelaufen. Allerdings schon mal einen 100-Kilometer-Lauf. Außerdem produziere ich gerne Content für Social Media. Ich wollte einfach irgendeine coole Aktion zur EM in Deutschland machen.“

Kim Gotwald,
über seine EM-Aktion

Bis zu diesem Zeitpunkt hat Gottwald knapp 680 Kilometer in 15 Tagen hinter sich. „Das war eine sehr spontane Idee. Ich laufe gerne, bin aber noch nie einen offiziellen Marathon gelaufen. Allerdings schon mal einen 100-Kilometer-Lauf. Außerdem produziere ich gerne Content für Social Media. Ich wollte einfach irgendeine coole Aktion zur EM in Deutschland machen“, sagt der 20-Jährige. Beim Betrachten der Spielstätten der deutschen Mannschaft war ihm schnell klar, dass diese Entfernungen alle noch machbar sind: „Die Unterkünfte habe ich immer ungefähr im Abstand von 50 Kilometer gebucht. Mal waren es 40, mal 60 Kilometer.“ Seine verrückte Aktion kommt gut: Mittlerweile hat der Student bei Instagram innerhalb weniger Tage 17.000 Follower erreicht: „Ich kann das gar nicht richtig realisieren. Aber ich freue mich über die Zusprüche und Unterstützung von der Community.“

Unbezahlbares Gefühl

Vor allem die Höhenmeter rund um Frankfurt und Siegen, aber auch die hohen Temperaturen der vergangenen Tage hätten ihm das Laufen erschwert. „Und auch wenn der Kopf morgens total dagegen ist, sobald ich laufe und das Ortsschild der nächsten Stadt sehe, ist das Gefühl einfach unbezahlbar.“

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Sein Team bestehe aus genau zwei Menschen: seinen Eltern. „Den ersten Teil der Strecke hat mich meine Mutter auf dem Fahrrad begleitet, den zweiten Teil hat jetzt mein Vater mit dem Auto übernommen. Diese Unterstützung löst einige logistische Probleme, denn sie transportieren mein Gepäck von Unterkunft zu Unterkunft. Ich bin sehr dankbar, dass sie hinter dieser verrückten Aktion stehen und mich begleiten.“

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Eine Kaffeemühle, dahinter Sportartikel: Mehr gibt es zum Konzept vom Clubhouse Pacepresso nicht zu sagen. Ausdauersport- und Kaffee-Junkies finden hier Gleichgesinnte. © Carlo Czichowski | Carlo Czichowski

Sieben Kilogramm habe er seit Beginn seines Projektes abgenommen, außerdem habe er anfangs Probleme mit den Fußknöcheln durch die hohe Belastung gehabt: „Ich habe die Knöchel dann schnell bandagiert und seitdem habe ich keine Probleme mehr. Ich werde die Bandagen aber auch genauso weitertragen, vielleicht wäre es ein schlechtes Omen, wenn ich sie jetzt nicht mehr trage. Ich will da nichts riskieren“, sagt der Student und lacht.

Bei seinen Routen achtet er stets auf die schnellste Strecke: „Ich will keinen Meter zu viel machen, ich habe bereits einige Kilometer Bundesstraße gekloppt. Nicht immer die schönsten, aber auf jeden Fall die kürzesten Strecken.“ Bisher hat er allerdings noch für keines der Spiele der deutschen Mannschaft ein Ticket, erst für Dortmund am vergangenen Samstag hat es schließlich geklappt: „Das ist natürlich nochmal ein ganz anderes Gefühl, wenn man nach so einer Route dann auch tatsächlich live beim Spiel im Stadion sein kann.“ Seine Regeneration bezeichnet Kim Gottwald selbst „als etwas amateurhaft. Sie besteht aus viel Magnesium, Wechselduschen und Pferdesalbe und ist damit bestimmt noch ausbaufähig.“ Aber er fühle sich gut. Mit dem Sieg der deutschen Mannschaft am Samstagabend heißt es für den Jura-

Studenten ab sofort täglich nicht mehr 50, sondern 70 Kilometer zu absolvieren. „Ich werde 35 Kilometer morgens und 35 Kilometer abends laufen, ich habe Zeit genug und es fällt mir leichter, wenn ich die Strecke in zwei Routen am Tag teile.“ Für den Fall, dass die Nationalelf ins Finale kommt und dementsprechend in Berlin spiele, würde Gottwald allerdings einen Teil der Route mit dem Fahrrad zurücklegen: „Immer noch besser als aufzugeben.“