Hohenlimburg. Die Zehner gewinnen in Gerlingen und stürmen auf Platz 1, doch rassistische Beleidigungen von der Tribüne sorgen für Entsetzen. Die Hintergründe.

Ein bedenklicher Vorfall hat das Landesliga-Spiel zwischen dem SV Hohenlimburg 1910 und dem FSV Gerlingen überschattet. Zwei Fußballer des SV seien vonseiten des Publikums des FSV rassistisch beleidigt worden - das gaben im Nachgang Mitglieder beider Vereine zu Protokoll.

Wind und Regen prägten die Partie auf dem Bieberg, die Zehner siegten knapp mit 1:0 und schnappten sich so die Tabellenführung. Doch das sportliche Geschehen wurde überschattet. Vom Balkon des Klubhauses des FSV Gerlingen beleidigten ein oder mehrere Zuschauer die Akteure des SV Hohenlimburg rassistisch, wie unsere Zeitung erfuhr. Für die Zehner war es nicht das erste Mal diese Saison, bereits im Auswärtsspiel beim SC Drolshagen wurde ein Hohenlimburger Fußballer diskriminiert, woraufhin der SC einen seiner Spieler suspendierte.

+++ Rassismus- und Gewaltvorwürfe überschatten das Landesliga-Duell zwischen Drolshagen und Hohenlimburg 10 +++

Hohenlimburgs Trainer Nils Langwald äußerte sich nach dem Spiel tief betroffen: „Ja, es sind wohl während des Spiels Kommentare in Richtung zweier meiner Spieler gefallen, die klar rassistisch zu bewerten sind.“ Langwald, der seine Mannschaft vor der Partie „leider“ auf solche möglichen Vorfälle vorbereitet hatte, zeigte sich erschüttert. Trotz der Vorfälle zogen seine Spieler die 90 Minuten durch und sicherten sich die drei Punkte.

„Es wurde wohl etwas gesagt, was auf keinen Sportplatz dieser Welt gehört.“

Dominik Dapprich,  Trainer des FSV Gerlingen

Dominik Dapprich, Trainer des FSV Gerlingen, äußerte sich zunächst vorsichtig. „Ich stand 60 Meter weit weg“, verwies er darauf, dass sich die Trainerbänke vis à vis des Klubhauses befinden. Doch Spieler beider Teams, ein Vorstandsmitglied und auch seine Freundin hätten rassistische Beleidigungen gehört. Dapprich: „Es wurde wohl etwas gesagt, was auf keinen Sportplatz dieser Welt gehört.“

Auch Vorwürfe von FSV-Trainer Dapprich

Dapprich sagte gegenüber unserer Zeitung ebenfalls, dass sich auch die Hohenlimburger Aktiven nicht mit Ruhm bekleckert hätten. Das Verhalten der Gäste sei „auch teilweise provokativ grenzwertig“ gewesen. „Nicht, was Foulspiel angeht, sondern zum Beispiel mit Gesten, die gegenüber dem Balkon gemacht wurden. Sie haben gewonnen und sich gefreut, aber sie haben sich so gefreut, wie man sich vielleicht nicht freuen sollte“, so drückte es der Coach aus.

Der emotionale Jubel der Mannschaft nach dem Spiel sei, so Nils Langwald, unter diesen Umständen nachvollziehbar. „Klar, wir sind auch eine streitbare Mannschaft mit einer hohen Emotionalität in unserem Spiel. Das ist richtig. Aber das rechtfertigt solche Aussagen definitiv nicht. Es ist extrem schmutzig, dass man sich als Mensch dann so verhält.“

Ernste Konsequenzen

Auch die eigenen FSV-Spieler seien von den Zuschauerrängen aus beleidigt worden, beklagt der Verein aus dem Kreis Olpe. Die Reaktion des Klubs ließ nicht auf sich warten. Kai Müller, 1. Vorsitzender des FSV, kündigte an, den Vorfall an diesem Montagabend zu behandeln. Konsequenzen wie ein Stadionverbot oder ein Vereinsausschluss stünden im Raum. Müller habe bereits mit den betroffenen Spielern gesprochen und entschuldigte sich im Namen des Vereins. „Ich habe alles getan, was in meiner Macht steht, aber ich kann den Leuten kein Pflaster auf den Mund kleben“, sagte Müller, der das Verhalten als „unterste Schublade“ verurteilte.

Was Dapprich bedenklich fand: „Dass keiner rechts und links von diesem Vorfall etwas dazu gesagt hat. Mittlerweile ist es sogar in einem Bundesligastadion so, wenn jemand solche Äußerung macht, dann stehen rechts und links auch mal Leute auf und fragen: ,Hast du sie noch alle?‘“