Drolshagen/Hohenlimburg. Rassismus- und Gewaltvorwürfe überschatten das Landesliga-Duell zwischen Drolshagen und Hohenlimburg 10. Hintergründe zu einem chaotischen Spiel.
In der Fußball-Landesliga duellierte sich am vergangenen Sonntag der SV Hohenlimburg 1910 auswärts mit dem SC Drolshagen. „Duellieren“ ist hierbei ein Ausdruck, der im Nachgang immer mehr Ausdruck verliehen bekam. Zehner-Chefcoach Nils Langwald erwähnte im Gespräch mit unserer Zeitung nach der Partie bereits, dass es in Drolshagen „hitzig“ zugegangen sei. Dabei war das noch untertrieben.
„Ihr müsstet mit dem Container zurück“
Hitzig war die Atmosphäre, das Sortiment der vorgeworfenen Missetaten war vielfältig. Es reichte von Tätlichkeiten, Beleidigungen, Würgegriffen bis hin zu rassistischen Aussagen. Im Nachgang erhoben die Gäste schwerwiegende Vorwürfe gegen den SC Drolshagen. Murat Kaya, Sportlicher Leiter der Zehner, sagte: „Drolshagen hat sich asozial verhalten. Ein Spieler hat permanent rassistische Aussagen getätigt. Zu zwei von unseren Spielern wurde öfter gesagt: ‘Ihr müsstet mit dem Container zurück’. Nach dem Spiel hat er sich noch mit mir angelegt und sagte zu mir, dass wir ‘hier in Deutschland’ wären. Diese Aussagen haben mich brutal aufgeregt. Das war respektlos und ganz klar rassistisch“, äußerte er im Gespräch mit unserer Redaktion.
Mittlerweile hat der SV Hohenlimburg zum besagten Spiel einen Bericht verfasst und an den Fußball- und Leichtathletik-Verband (FLVW) geschickt. Darin bittet er unter anderem den Verband darum, „eine gründliche Prüfung dieses Vorfalls einzuleiten und angemessene Maßnahmen gegen die Verantwortlichen zu ergreifen“.
Drolshagen weist Vorwürfe zurück
Empört reagierte Patrik Flender, Trainer des SC Drolshagen, als unsere Zeitung ihn mit den Vorwürfen konfrontierte. „Rassismus ist beim SC Drolshagen ein No-Go und würde bei uns gnadenlos sanktioniert. Diese Werte leben wir hier“, versicherte er und verwies unter anderem auf wichtige handelnde Personen des Vereins mit Migrationshintergrund wie Co-Trainer Enes Cimen oder der Sportliche Leiter Domenik Vitale. „In der Regionalliga beim TuS Erndtebrück habe ich mit Spielern vieler Nationen zusammen gespielt – Japanern, Brasilianern, Afrikanern.“ Zudem wehe die Regenbogen-Fahne am Sportplatzeingang hin, die diese Werte auch nach außen hin darstellen solle.
Was den Vorwurf des „asozialen Verhaltens“ angeht, sah Flender gleichwohl Defizite auf der Gegenseite. „So etwas habe ich in meiner ganzen Laufbahn noch nicht erlebt. Hohenlimburg hat sich hier benommen wie die Axt im Walde. Wir sind im Vorfeld schon gewarnt worden. Unser Spieler Christian Rieder wird bespuckt, Eike Pfeiffer vom Torwart in den Schwitzkasten genommen. Davon gibt es Videomaterial. Nur: Der Schiedsrichter sieht nichts, der Linienrichter sieht nichts“, schimpfte er, „der Schiedsrichter war völlig überfordert.“
Dass der Unparteiische einige Dinge nicht geahndet habe, das sieht Murat Kaya genauso: „Die Tätlichkeiten kann Drolshagen gerne vorlegen. Was im Spiel passiert, muss der Schiri sehen. Vielleicht wollte er das auch nicht sehen, weil sich die Drolshagener wie kleine Kinder benommen haben. Die haben auch dem Schiedsrichter zugerufen, dass er ‘eine weiße Brille’ auf hätte. Trotzdem hat niemand das Recht, Ausländer so zu betiteln mit diesen Container-Sprüchen.“
Video zeigt Rangeleien
Unmittelbar nach der Partie, das zeigt ein Videoausschnitt der Zehner, der dieser Redaktion vorliegt, kam es auch zu einer Rangelei zwischen Murat Kaya und einem Drolshagener Spieler, der zunächst verbal Nils Langwald anging. Kaya ging dazwischen, der Drolshagener fuhr seinen Arm in Richtung Kaya aus, der danach zurück schubste. „Er wollte mir in die Wange kneifen, dann habe ich ihn zurückgeschubst“, schildert Kaya.
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Schiedsrichter Vadim Gitlehn (TuS Wengern) hatte das Spiel geleitet. Hat er zu den Geschehnissen etwas in seinen Spielbericht eingetragen? „Nein, hat er nicht“, antwortete Domenik Vitale, Sportlicher Leiter des SC Drolshagen, und fügte etwas verwundert hinzu: „Er stand mit seinen beiden Assistenten da, als die Tumulte losgingen, beobachtete die Situation auch, hat aber definitiv nichts eingetragen.“ Diese Tatsache hielt Vitale für wichtig, denn: „Das war ja eine Situation, der eine sagt so, der andere so. Eine Anschuldigung ist schnell ausgesprochen.“