Hagen. Beim Lauftreff in Hagen-Emst wird Gemeinschaft groß geschrieben. Beim Besuch wird klar, warum die Gruppe oft gut besucht ist.

Ich steige auf dem Emster Marktplatz aus dem Auto aus. Auf dem Fahrersitz habe ich ein Handtuch ausgebreitet. Denn auf der Rückfahrt werde ich wohl schweißtriefend da sitzen. Ausgelaugt, aber auch zufrieden steige ich eine Stunde später wieder in meinen Wagen. Was in der Zwischenzeit passiert ist? Ich war joggen. Aber nicht alleine, sondern beim Lauftreff in Hagen-Emst.

Zu meinem Besuch der Laufgruppe bin ich nicht gerade übermäßig fit, habe Sport die letzten Monate zu stark vernachlässigt und möchte langsam wieder reinfinden. Nett und herzlich werde ich begrüßt, ehe das Programm dann auch schnell startet.

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Laufen in Gemeinschaft kann gerade für Menschen, die sich im Alltag alleine nicht so gut aufraffen können, eine gute Alternative sein. Der Emster Lauftreff, der vom TSV 1860 Hagen organisiert wird, versteht sich als lockere Gruppe, die sich gemeinsam fit halten möchte. Die Einheiten, die mehrmals in der Woche stattfinden, kann man je nach Zeit und Interesse einmal, aber auch mehrfach in der Woche besuchen.

Routen führen meist über Haßley

Jede Laufeinheit beginnt mit einem Warmlaufen, konkret geht es vom Emster Marktplatz aus meist eine kurze Runde durch den Fritz-Steinhoff-Park, ehe dann wieder auf dem Marktplatz Dehnübungen in der großen Gruppe anstehen. Danach geht es richtig los. In zwei bis drei Gruppen, die unterschiedlich schnell unterwegs sind und verschiedene Routen ablaufen, führen die Strecken meist Richtung Haßley, Staplack und Umgebung.

Aufwärmen und Dehnen sind ein Muss: Beim Lauftreff des TSV 1860 Hagen steht bei allem die Gemeinschaft im Vordergrund.
Aufwärmen und Dehnen sind ein Muss: Beim Lauftreff des TSV 1860 Hagen steht bei allem die Gemeinschaft im Vordergrund. © Carlo Czichowski | Unbekannt

Das Wichtigste ist jederzeit: Die Laufgruppe bleibt immer zusammen, jeder nimmt Rücksicht aufeinander. Zudem wird das Tempo immer mal wieder angepasst, wenn es jemandem zu schnell oder zu langsam ist. Kurzum: Man achtet aufeinander. Das merkt man ab der ersten Minute.

Gerade losgelaufen, kommen manche ins Gespräch, zumindest wer beim Laufen überhaupt reden möchte - und wer die Luft dafür hat. Geredet wird über das, was man den Tag oder in der Woche so erlebt hat, vor allem über private Dinge. Man tauscht sich aus, zeigt Interesse aneinander und nebenbei tut man eben etwas für seine Gesundheit.

Anfangs rede ich noch ein bisschen mit. Danach eher weniger. Während ich in der langsamsten Gruppe unterwegs bin, vergesse ich dann aber für einen Moment alles um mich herum, höre nicht mehr bei jedem Gespräch aktiv zu, sondern lausche den Worten der Mitläufer eher unterbewusst - und konzentriere mich nach rund vier Kilometern nur noch auf meine Atmung und auf den Boden vor mir.

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Berufliche oder private Termine, Dinge, die ich erledigen muss, Ärger und Frust und andere schlechte Gedanken sind in dieser Zeit wie weggeblasen.

Ich laufe, schaue immer mal wieder auf meine digitale Uhr, um meinen Puls zu überprüfen. „Geht´ dir gut“, fragt der Übungsleiter des Lauftreffs, Andreas Kurz, der alle Teilnehmer auch gerne mal motiviert, wenn es besonders anstrengend wird und die Route etwa über einen Hügel führt.

Gedanken kommen zurück

Und plötzlich sitze ich nach knapp einer Stunde wieder in meinem Auto, schwitze noch ein bisschen aus und dann fahre ich los. Kurz darauf sind sie wieder da. Die Gedanken, die Termine, die Pflichten - und alles andere, was im Alltag viel Energie kostet. Es ist gut, dass sie wieder da sind. Denn ich will ja nicht, dass mir etwas durchgeht. Aber es war auch schön, als es das alles für eine Stunde nicht gab. Sondern nur mich, die Laufstrecke - und eben all die anderen Läufer, denen es wahrscheinlich genauso ging wie mir.