Hagen. Eintracht-Zugang Philipp Vorlicek bringt einiges an Zweitligaerfahrung mit. Im Interview spricht er darüber, wieso er die HSG Nordhorn verließ.
Seine ersten sportlichen Schritte machtePhilipp Vorlicek nicht in der Halle, sondern im Schwimmbecken. Und das obwohl der heute 26-Jährige aus einer Handballer-Familie kommt. Mit sechs Jahren begann er dann aber doch mit dem Mannschaftssport, „und so schlecht war ich dann wohl nicht mit dem Ball“, schmunzelt der Rückraum-Rechte.
88 Spiele in der ersten und zweiten Bundesliga absolvierte er seitdem und erzielte dabei 241 Tore. Ab Samstag will er mit dem VfL Eintracht Hagen in der zweiten Liga für Erfolge sorgen. Im Interview spricht der Rückraum-Rechte über seine erste Zeit in Hagen, seine Ausbildung und wieso er sich Sorgen macht, wenn er nicht nervös ist.
Philipp Vorlicek, beim letzten Testspiel trafen Sie mit der Eintracht auf die HSG Nordhorn-Lingen, bei denen Sie bis zu dieser Vorbereitung noch unter Vertrag standen. Wieso sind Sie gewechselt?
Philipp Vorlicek: Es war schon im November des vergangenen Jahres klar, dass ich wechseln würde. Erst gab es die Überlegung, ob ich etwas zurücktrete, aber dann kam Eintracht auf mich zu, und das Konzept überzeugte mich.
Haben Sie sich dazu entschieden, die Niedersachsen zu verlassen?
Nein, das ging von Vereinsseite aus. Das ist natürlich schade, aber grundsätzlich verstehe ich es, es ist immer noch ein Business. Ich habe dann auch nicht weiter nachgefragt, sondern es akzeptiert.
Aber in der Rückrunde haben Sie für die HSG ja noch einmal sehr gute Spiele gezeigt...
Ja, bessere als davor. Der Druck war dann aber auch weg, weil ich wusste, dass ich sowieso wechseln würde. Ich konnte befreit aufspielen, und das hat meiner Leistung gut getan.
Mit Eintracht spielen Sie nun, wie mit der HSG auch, in der 2. Bundesliga. Wären Sie auch gekommen, wenn es mit dem Aufstieg nicht geklappt hätte?
Ja, ich habe den Vertrag unterschrieben, bevor überhaupt klar war, dass es eine Aufstiegsrunde geben wird. Also wäre ich auch in der dritten Liga dabei gewesen. Aber so ist es natürlich für alle noch einmal besser gelaufen.
Sehen Sie sich bei der Eintracht in einer ähnlichen Rollen wie in Niedersachsen?
Nein, gar nicht. Ich will nun mehr Verantwortung übernehmen und der Mannschaft und dem Verein helfen, dass wir eine gute Rolle in der neuen Liga spielen.
Was ist dabei Ihr Anspruch an Sie selbst?
Ich habe immer den Anspruch, dass ich eine gute Leistung bringen will. Die Erwartung, die ich an mich selbst habe, ist auch immer noch höher als die, die der Verein an mich heranträgt. Ich muss darauf achten, dass ich mich selbst nicht zu sehr unter Druck setze. Aber ich freue mich auf die neuen Herausforderungen.
Samstag starten Sie mit Ihrer neuen Mannschaft in die Meisterschaftssaison. Und das ausgerechnet gegen den TuS Ferndorf, gegen den Sie in der Vorbereitung und im DHB-Pokal schon antraten. Was sind Ihre Ziele für die Saison?
In aller erster Linie der Klassenerhalt, alles was darüber hinausgeht wäre ein Bonus. Es wird sehr schwer, da machen wir uns gar nichts vor. Die Liga ist superstark, jeder kann jeden schlagen. Durch die vier Absteiger aus der ersten Liga hat sich das Niveau noch einmal angehoben. Da werden wir uns behaupten müssen.
Wie ist denn Ihr Eindruck von Ihrem Team?
Sehr gut, da kann ich nicht klagen. Ich bin überzeugt, dass wir in der Lage sind, einige Spiele zu gewinnen.
Nach so vielen Spielen, wie Sie sie in der ersten und zweiten Bundesliga absolviert haben, ist man dann noch nervös vor dem Saisonstart?
Absolut, aber ich bin auch wirklich bei jedem Spiel nervös. Ich halte diese Nervosität aber auch für ein gutes Zeichen und würde mir eher Sorgen oder Gedanken machen, wenn es irgendwann mal so wäre, dass ich nicht mehr nervös bin. Aber es ist auch viel Vorfreude dabei, dass es endlich wieder losgeht. Das ist ja das, wofür man die ganze Zeit trainiert, um Spiele zu absolvieren.
Im vergangenen Jahr war Eintracht Hagen es vor allem gewöhnt zu gewinnen. Nun sprachen Sie selbst die Stärke der zweiten Liga an. Wird es schwer, sich dann auch mal auf Niederlage einstellen zu müssen?
Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass es mehr Spaß macht zu gewinnen als zu verlieren (lacht). Nein, aber im Ernst, ich habe auch lange Zeit mitbekommen, wie es ist, wenn man mehr Spiele verliert als man gewinnt. Dann feiert man zwar die Erfolge noch euphorischer, aber entspannter ist es auf jeden Fall, wenn man zwischendurch gewinnt. Und dafür werden wir auch hart arbeiten.
Neben dem Handball haben Sie eine Berufsausbildung abgeschlossen. Was genau machen Sie dabei und wie soll es nun weitergehen?
Genau, wobei es die Berufsbezeichnung inzwischen gar nicht mehr so gibt. Ich habe quasi die Vorarbeit für die Saatzucht bearbeitet. Mein Wunsch war es, beruflich etwas in Richtung Biologie zu machen, aber auch einen praktischen Teil dabei zu haben. Im Idealfall möchte ich nun noch ein Studium draufsetzen.
Das müssten Sie sich dann auch in der Nähe von Hagen suchen, Ihr Vertrag läuft bis 2023.
Ja, genau. Ich bleibe gerne länger bei den Vereinen, die mich unter Vertrag nehmen. Ständig zu wechseln, passt nicht zu mir. Deshalb hoffe ich auch auf eine langfristige Zusammenarbeit mit Eintracht.