Wengern/Hamburg. Nach seiner Karriere als Fußball-Profi orientierte sich Claus Costa nur kurz zur Trainerbank. Dann ging der Ex-Wengeraner einen anderen Weg:
Die heiße Phase sei für ihn eigentlich schon abgeschlossen – und trotzdem steht bei Claus Costa das Telefon während des Familienurlaubs auf Kreta kaum still. Denn: Geht beim Fußball-Zweitligisten Hamburger SV ein Transfer über die Bühne, ist die Meinung des 37-Jährigen, der in Wetter aufgewachsen ist, entscheidend.
Ein ruhiges Leben hat sich Costa da nicht ausgesucht. Als Leiter der Scouting-Abteilung des Traditionsvereins aus Norddeutschland kann es durchaus auch passieren, dass er spät abends oder am frühen Morgen während des Urlaubs an den Laptop muss, um seine Expertise zu einem Spieler abzugeben. „Beschweren will ich mich darüber aber nicht, der Job macht mir riesigen Spaß“, sagt der Familienvater, der seine ersten Schritte auf einem Fußballplatz einst auf dem Wengeraner Brasberg machte.
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Dazu, dass Costa heute den Job macht, von dem viele Fußballbegeisterte nur träumen können, hat derweil vor allem sein Ehrgeiz und Engagement während seiner Zeit als Fußballprofi geführt. 2013 stieg Costa als Praktikant in der Scouting-Abteilung von Bayer Leverkusen ein, nachdem ihn ein Fußballkollege auf die Praktikumsstelle beim Bundesligisten aufmerksam machte. „Ich hatte sofort Interesse an dem Job und habe relativ früh für mich festgestellt, dass die Arbeit im Scouting auch nach der aktiven Laufbahn etwas für mich sein könnte“, erklärt der ehemalige Jugendspieler von Borussia Dortmund und dem VfL Bochum.
Job bei Bayer Leverkusen gelernt
Was folgte, waren viele Tage, Wochen und Monate, in denen Costa parallel zu seinem Engagement bei Regionalligist Viktoria Köln Scouting-Arbeit in Leverkusen leistete – unentgeltlich. „Mir ging es bei dem Job bei Bayer Leverkusen erstmal überhaupt nicht darum, Geld zu verdienen, sondern ich wollte in erster Linie immer weiter dazulernen“, erklärt Costa die Gründe für sein Engagement.
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Der Lohn: Der ehemalige Wengeraner Fußballer profitierte von der Erfahrung seiner Scouting-Kollegen. „Da saß ich dann in Konferenzen mit Leuten am Tisch, die ihren Job extrem gut gemacht haben. Die Scouting-Abteilung von Bayer Leverkusen ist ja nicht zufällig eine der renommiertesten in Deutschland – wenn nicht ganz Europa“, erklärt Costa. Zudem lernte der defensive Mittelfeldspieler zu dieser Zeit auch Jonas Boldt kennen, der von Anfang an große Stücke auf Costa hielt. „Wir hatten von Anfang an einen guten Draht zueinander“, sagt Costa rückblickend über den Mann, mit dem er auch heute noch beim Hamburger SV zusammenarbeitet.
Mit Förderer Boldt nach Hamburg
2013 absolvierte Costa sein erstes Praktikum in Leverkusen, 2016 beendete er seine aktive Spieler-Karriere in der Regionalliga bei Viktoria Köln. Darauf folgte eine weitere Spielzeit als Co-Trainer von Marco Antwerpen in der Domstadt. Parallel arbeitete der Wetteraner weiter für die Scouting-Abteilung des Bundesligisten in Leverkusen. Im Sommer 2017 stellte sich für den damals 33-Jährigen dann die Frage, ob er seine Zukunft im Trainer- oder Scouting-Bereich sieht. „Das Jahr als Co-Trainer hat mir auch extrem viel Spaß gemacht. Im Endeffekt habe ich dann aber für mich entschieden, dass ich mich eher im Management und dem Scouting-Bereich sehe als auf der Trainerbank“, sagt der heute 37-Jährige rückblickend. Wohl auch, weil im Sommer 2017 das Angebot kam, die Koordination der Scouting-Abteilung bei Bayer Leverkusen zu übernehmen. Schon zu diesem Zeitpunkt arbeitete Costa eng mit Jonas Boldt und Sportdirektor Rudi Völler zusammen. „Da war ich im Endeffekt das Bindeglied zwischen der Scouting-Abteilung und der Sportlichen Leitung“, erklärt er.
Als sein Förderer Jonas Boldt im Sommer 2019 dann den Weg zum Hamburger SV nahm, dauerte es nicht lange, bis die Nummer von HSV-Sportdirektor Michael Mutzel auf Costas Handy-Display auftauchte. „Jonas Boldt hat Michael und mich dann im Endeffekt an einen Tisch gebracht. In den Gesprächen wurde dann auch total schnell klar, dass wir auf einer Wellenlänge sind und uns die Zusammenarbeit beim HSV sehr gut vorstellen können.“
Noch Kontakt in Heimat nach Wetter
Seither ist Costa der entscheidende Mann, wenn es beim HSV um die Verpflichtung neuer Spieler geht. Auf die Frage, welche Anforderungen ein Spieler erfüllen muss, um für die Rothosen in Frage zu kommen, antwortet er: „Das kann man so pauschal natürlich nicht sagen. Grundsätzlich halte ich sehr viel von bedarfsorientierter Kaderplanung und erst einmal zu schauen, wo wir im Kader noch Verbesserungspotenzial sehen und etwas tun müssen. Dann kommt hinzu, dass wir grundsätzlich als Verein mit Spielern wachsen möchten und daher Spieler mit viel Entwicklungspotenzial für uns gewinnen wollen“, erklärt der 37-Jährige.
Ob sich der Chefscout des HSV irgendwann auch eine Rückkehr in die alte Heimat vorstellen kann? „Momentan will ich in Hamburg einfach noch viel erreichen, deshalb denke ich überhaupt nicht daran, mich hier zu verabschieden“, stellt er klar. Den Kontakt in die alte Heimat geht bei Costa jedoch trotz seines gut gefüllten Terminkalenders nicht verloren: „Ich telefoniere immer noch regelmäßig mit alten Bekannten und mein bester Freund wohnt in Wetter. Klar, dass ich ab und zu immer mal wieder vorbei schaue.“