Herdecke. Vier Asse im Deutschland-Achter haben ihre Karriere beendet, das tut Johannes Weißenfeld nicht. Warum der Herdecker aber eine Pause einlegen will:
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Ehrungen in seiner Heimatstadt Herdecke und Studienort Bochum, der (Rekord)-Eintrag ins Goldene Buch, Empfänge und PR-Termine. Und zuletzt eine Woche im „Club der Besten“ mit Deutschlands Olympia-Assen an der Costa del Sol. Über Langeweile konnte Johannes Weißenfeld auch nach dem Gewinn der Olympia-Silbermedaille Ende Juli mit dem Deutschland-Achter in Tokio nicht klagen. Aber steigt der Herdecker demnächst auch wieder ins Ruder-Boot? Eine Entscheidung über eine Fortsetzung seiner Karriere – vier seiner Teamkollegen haben ihre nun beendet - wollte Weißenfeld in diesen Wochen treffen. Darüber sprach die WP-Lokalsportredaktion mit dem 27-Jährigen vom RC „Westfalen“ Herdecke:
Hallo Herr Weißenfeld, beim SH Netz Cup in Rendsburg über die 12,7-Kilometer-Marathon-Strecke – das letzte Rennen des Deutschland-Achters in der bisherigen Besetzung – waren Sie nicht dabei. Ein Zeichen dafür, dass Sie Ihre Karriere beenden?
Johannes Weißenfeld: Nein, ich wäre sehr gerne beim letzten Rennen dieses Teams dabei gewesen. Aber ich war als Trauzeuge bei der Hochzeit eines Freundes, das ging in diesem Fall einfach vor.
Aber eine Entscheidung, ob Sie im Deutschland-Achter nach vier Jahren dort weitermachen, ist gefallen? Immerhin dürfte dort demnächst der Start der Winter-Vorbereitung anstehen. . .
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Ja, die ist gefallen. Und ich bin noch nicht weg vom Fenster. Aber ich werde eine einjährige Pause machen. Im nächsten Jahr werde ich vollwertiger Medizin-Student sein und keine Trainingslager oder Wettkämpfe mit dem Deutschland-Achter bestreiten. Und nicht am Leistungsstützpunkt in Dortmund mit dem Team trainieren, sondern dort für mich allein. Ich wohne ja weiter in Stützpunktnähe und kann mich dort individuell fit halten, das ist auch mit dem Bundestrainer abgesprochen. Im nächsten Jahr nach der Weltmeisterschaft in Racice in Tschechien will ich dann – so ist der Plan – wieder voll einsteigen.
Was sind die Gründe für diese Entscheidung?
Zum einen will ich mein Medizin-Studium schnell abschließen. Und wenn ich etwa den ganzen Tag am Krankenhaus arbeite oder an der Uni viel um die Ohren habe, könnte ich nicht zweimal am Tag trainieren und mich auf Rudern konzentrieren. Ich wäre dem Team keine Hilfe und will ja keine Extrawurst. Außerdem brauche ich etwas Abstand vom Rudern, die letzten Monate und das letzte Jahr nach der Verschiebung der Olympischen Spiele waren doch ziemlich hart. Da habe ich ein bisschen den Spaß verloren, die Verzögerung durch die Corona-Pandemie war sehr belastend.
Ist es denn realistisch, nach einer solchen Pause wieder auf Hochleistungssport-Niveau zurückzukehren?
Sechs im Team Deutschland-Achter hören auf
Während Johannes Weißenfeld nur für ein Jahr pausieren will, haben insgesamt sechs Akteure des Teams Deutschland-Achter ihre Karriere nach den Olympischen Spielen in Tokio beendet. Aus der Bootsbesetzung, die in Tokio die Silbermedaille hinter Olympiasieger Neuseeland gewonnen hat, sind dies Steuermann Martin Sauer (38) und Richard Schmidt (34), die beide jeweils 13 Jahre im Deutschland-Achter saßen, Malte Jakschik (28) und Jakob Schneider (27). Zudem haben die Ersatz-Ruderer Felix Wimberger und Max Planer aufgehört.
Der Plan ist ja nicht, ein Jahr nichts zu machen, dann würde man das natürlich nicht schaffen. Ich werde schon versuchen, jeden Tag zu trainieren und auf einem gewissen Leistungsniveau zu bleiben, schon mit Blick auf die Olympischen Spiele 2024 in Paris, die mein Ziel bleiben. Aber eben ohne Verpflichtungen der Mannschaft gegenüber, sondern ich will für ein Jahr den Sport hinter das Studium zu stellen. Bisher war das ja umgekehrt. Es ist eine Zwischenlösung, um zu sehen, ob ich nach einer Pause wieder voll motiviert einsteige. Aber vielleicht sage ich ja auch schon nach drei Monaten: Mir fehlt das Rudern.