Hagen. Sollte die Fußball-Saison im Mai fortgesetzt werden? Hagener Fußballtrainer kritisieren die Entscheidung als „falsches Zeichen“

Diese Mitteilung sorgt für Irritationen an der Basis: Wenn es nach dem Fußball- und Leichtathletik-Verband Westfalen (FLVW) geht, soll am 5. April der Trainingsbetrieb starten und vier Wochen später, am 2. Mai, stehen die ersten Pflichtspiele des neuen Jahres an. Die Message ist klar: Die Saison 2020/21, die im Oktober wegen der Corona-Pandemie unterbrochen wurde, soll zu Ende gespielt werden.

Doch diese Meldung kommt zu einer Zeit, in der die Vereine noch immer vor verschlossenen Sportstätten stehen. Was sagen die Trainer Hagens klassenhöchster Fußballmannschaften? Drängen auch sie auf eine Fortführung oder halten sie sich zurück?

SpVg. Hagen 11

„Haben wir überhaupt eine Chance uns dagegen zu wehren?“ In der Stimme von Stefan Mroß schwingt der Unmut mit. Der Trainer des Westfalenligisten SpVg. Hagen 11 ist nicht begeistert von dem Vorstoß des FLVW: „Könnten wir jetzt mit dem normalen Mannschaftstraining starten und in sechs Wochen ginge es mit der Saison weiter, hätte ich kein Problem damit.“ Im Moment ist allerdings nicht mal das kontaktlose Training möglich. „Es ist schon Wahnsinn. Die Jungs können auf seiner Wiese oder einem Bolzplatz Eins-gegen-Eins spielen, aber die Plätze bleiben zu. Das verstehe ich nicht. Wenn wir wenigstens Passübungen auf Abstand durchführen könnten, aber selbst das ist ja nicht gewollt“, übt der Elfer-Coach auch Kritik an der Schließung der Sportstätten.

Stattdessen müssten sich die Spieler weiter mit Online-Training und Laufeinheiten fit halten. „Im Sommer haben wir normalerweise drei Wochen frei und im Anschluss sechs Wochen Vorbereitung. Da kann man ja leicht rechnen, was man nach fünf Monaten Pause braucht. Aus sportphysiologischer Sicht ist das nicht vertretbar“, versteht Mroß nicht, weshalb die Saison so dringend fortgesetzt werden soll: „Das ist auf Biegen und Brechen. Der Verband will sich nicht angreifbar machen, aber das geht zu Lasten der Mannschaften.“

SV Hohenlimburg 10

Die zweite Spielzeit in der Westfalenliga hatte sich der SV Hohenlimburg 10 anders vorgestellt. Ambitioniert sprach die Mannschaft von Trainer Michael Erzen von der oberen Tabellenhälfte. Nun stehen die Zehner auf dem ersten Abstiegsrang. Ein Grund, um sich einen Saisonabbruch zu wünschen? „Nein, damit hat das nichts zu tun. Es liegt viel mehr daran, wann wir endlich wieder trainieren können“, so der Coach.

Denn eine Vorbereitung von sechs Wochen sei aus seiner Sicht das Minimum. „Da muss man dann Zweikämpfe und am besten auch Testspiele bei haben.“ An einen Saisonstart glauben kann Erzen nicht: „Dennoch haben die Jungs ab nächster Woche wieder einen intensiveren Plan, sollte es doch losgehen.“ Auch, wenn das für den Trainer nicht einfach sei: „Ich will den Leuten ja auch nicht auf den Sack gehen. Eigentlich glaubt keiner daran, dass wir die Saison noch mal aufleben lassen.“ Umsetzbar sei eine Fortführung nur, wenn es „keine Einschränkungen für irgendeine Mannschaft gibt. Sonst wäre es Wettbewerbsverzerrung.“

SC Berchum/Garenfeld

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„Es ist wirklich ein Hin und Her“, findet Fabian Kampmann, Trainer des Landesligisten SC Berchum/Garenfeld klare Worte. Und er hält den Vorstoß des Fußball-und Leichtathletik-Verbandes Westfalen für das falsche Zeichen: „Es wird doch etwas vollkommen Falsches vermittelt und den Kommunen wird nur Druck gemacht“, spielt er darauf an, dass im Lüdenscheider Raum trotz eines hohen Inzidenzwertes das Kinder- und Jugendtraining wieder aufgenommen werde.

Dadurch würde eine Wettbewerbsverzerrung erfolgen. Aus Sicht von Kampmann sollte der Verband besser einen anderen Weg einschlagen: „Ich sehe meine Jungs gerne spielen. Aber man sollte nicht mit der Gesundheit der Sportler spielen. Es wäre besser, man bricht die Saison jetzt ab und schaut, dass man bald wieder mit Testspielen anfängt, wenn es möglich ist.“ Wann das allerdings sein könnte, vermag auch er nicht zu sagen: „Es bleibt weiter spannend.“