Tokio/Herdecke. Ein Rennen im Deutschland-Achter steht noch aus für Johannes Weißenfeld, es wird sein wichtigstes. Was Herdecker vor Olympia-Finale Mut macht:

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Bei seinem ersten Rennen bei Olympischen Spielen überquerte Johannes Weißenfeld mit Rücken vorneweg als Erster die Ziellinie - und ballte die Faust. Klappt das auch beim zweiten Auftritt am Freitag, kehrt der Herdecker Bugmann im Deutschland-Achter mit der Goldmedaille aus Tokio zurück. Beim Vorlauf-Sieg gegen die USA lieferten Weißenfeld und das deutsche Ruder-Flaggschiff eine ganz starke Performance ab, die Mut und Selbstvertrauen gibt für das große Finale zu nachtschlafender deutscher Zeit. Aber der Herdecker warnt auch davor, den ersten Olympia-Auftritt überzubewerten: „Wir müssen konzentriert weiterarbeiten.“

In seine entscheidende - und wohl letzte - Woche in dieser Besetzung startete der Deutschland-Achter bei strahlendem Sonnenschein. Auf dem „Sea Forest Waterway“ in Tokio konnte trainiert werden. „Vom Taifun ist (noch) nichts zu sehen“, berichteten Deutschlands Top-Ruderer. Denn wegen Unwetterwarnungen - der Sturm „Nepartak“ soll starke Regenfälle, Windböen und hohen Wellengang in Japans Hauptstadt bringen - sind die Olympia-Ruderwettbewerbe unterbrochen und sollen erst ab Mittwoch fortgesetzt werden. Dann steht auch ein Achter-Rennen an, aber ohne die Deutschen.

Entspannt beim Hoffnungslauf

Mit ihrem furiosen Vorlaufsieg am Samstag, bei dem sie im Endspurt auf den letzten 250 Metern das lange führende Boot der USA überholt hatten, qualifizierten sich Weißenfeld und Co. direkt für das Finale am Freitag. Den Hoffnungslauf mit Europameister Großbritannien, der den Deutschland-Achter im April bei der EM in Varese empfindlich geschlagen hatte, können sie sich ganz entspannt ansehen. Und wie der andere Vorlaufsieger Niederlande auf die Gegner im Finale warten.

Das Selbstvertrauen der Deutschen ist nach dem ersten Olympia-Auftritt gewachsen. „Dass wir so eine gute Performance abgeliefert haben, gibt einem Mut“, bestätigt Weißenfeld, mahnt aber auch zur Vorsicht: „Die Briten, die sich noch nicht direkt fürs Finale qualifiziert haben und in den Hoffnungslauf müssen, hatten offensichtlich einen schlechten Tag“, sagt er, „trotzdem schätze ich sie aber als noch gefährlicher ein fürs Finale.“ Und ob es ein Vorteil sei, angesichts der bisherigen Tropenhitze in Tokio den Hoffnungslauf nicht fahren zu müssen, bezweifele er: „Es kann ja auch vorteilhaft sein, wenn man sich mehr in die Regatta reinrudern kann.“

Das gelang den Ruderern des Deutschland-Achters, die angesichts fehlender Wettkämpfe nicht wussten, wo sie leistungsmäßig standen, im Vorlauf sehr gut. „Der Schlüssel zum Sieg war, dass wir uns nicht aus der Ruhe haben bringen lassen und die Nerven behalten haben, auch wenn die Amerikaner ein paar Meter weggefahren sind“, sagt Weißenfeld, der „weniger aufgeregt“ als vor anderen Rennen gewesen sei, nach dem „bisher wichtigsten Wettkampf in meinem Leben“.

Regeneration und Gesellschaftsspiele

Rennen Nummer 130 der Olympischen Spiele in Tokio am Freitag (3.25 Uhr nachts deutscher Zeit) dürfte noch etwas wichtiger werden. Bis zum Showdown um die Goldmedaille stehen Regeneration, etwas Training, wenn der Taifun es zulässt, und nur wenig Abwechslung in der abgeschirmten Blase des Olympischen Dorfs an. „„Man kommt nicht so richtig raus“, beklagte Weißenfelds Zimmerpartner Torben Johannesen. Beide hätten viele Gesellschaftsspiele dabei: „Unsere Favoriten sind Siedler von Catan und Skyjo.“ So fällt der Fokus auf das große Finale womöglich einfacher als bei Olympia-Partys. Zumal Weißenfeld weiß: „Solche Rennen werden nicht nur durch Kraft und Technik entschieden, sondern auch im Kopf.“ Aus seiner Sicht sei man auf den Vorlauf gut vorbereitet und eingestellt: „Ich hoffe, dass wir das über die ganze Regatta bringen können.“