Wetter. Der Aufstieg vom SuS II hat viele Facetten. Welche Vorwürfe man Wengern macht, wer seine Karriere beenden musste und der Torjäger im Fokus.
Im Hin und Her rund um den Aufstieg des Fußball-C-Ligisten SuS Volmarstein II gibt es die nächste Wende: Weil am Sonntag die SG BW Haspe in die Bezirksliga aufgestiegen ist, wurde in der Kreisliga B ein weiterer Platz frei – die Auswirkungen des Hasper Erfolges zogen sich bis in die unterste Liga. Der freie Platz wurde nun der Zweitvertretung aus Wetter zugesprochen.
Eine unerwartete Wendung, die für große Freude bei der SuS-Reserve sorgt. Denn nachdem sie sich zunächst sportlich im Saisonfinale die Meisterschaft sicherten, wurde ihnen diese am grünen Tisch aberkannt, weil sie einen Spieler einsetzten, der nicht spielberechtigt war. Anlässlich des unverhofften Triumphes haben wir fünf Geschichten zusammengetragen, die der Nun-doch-Aufstieg geschrieben hat.
1. Hendrik Göbel
Die emotionalste Achterbahnfahrt von allen Volmarsteiner Kickern hat wohl Spieler Hendrik Göbel durchleben müssen. Das Wort „müssen“ passt hier sehr gut, weil ihn eigentlich keine Schuld trifft. Als die Zweite des SuS vor zwei Wochen das entscheidende Spiel gegen Vatanspor Gevelsberg gewann, feierte der ganze Verein noch den Aufstieg.
Doch einen Tag später wurden die Kicker auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Der A-Jugendliche Göbel, welcher bei den Herren ausgeholfen hat, war nicht spielberechtigt. Sein Einsatz war ein Formfehler, der Volmarstein den Aufstieg kostete. „Ich war extrem traurig und habe mich beim Team entschuldigt“, sagt er selber. In den folgenden Tagen musste er sich auch immer wieder Sprüche von anderen Leuten anhören.
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Die Kehrtwende am Sonntagabend sorgte nun jedoch für großes Aufatmen bei dem Nachwuchskicker. „Die Erleichterung war sehr groß, und ich bin super glücklich“, freut er sich. Zudem ist die neuste Entwicklung auch ein passendes Abschiedsgeschenk. Denn nach dreizehn Jahren verlässt er nun den Verein aus Wetter, um einen neue Herausforderung zu suchen.
2. Alec Konieczny
Auch Göbels Mitspieler Alec Konieczny trug seinen Teil zum Aufstieg in die Kreisliga B bei. Besonders wird er im Gedächtnis bleiben als der Spieler, der die meisten Kilometer für den Erfolg abgespult hat. Denn er absolviert aktuell eine Ausbildung zum Laborassistenten bei der Bundeswehr. Weil er diese in Frankfurt absolviert und sein Wohnort Darmstadt ist, waren die Wege bis zum SuS II weit. Zu den Partien nahm der 23-jährige immer den weiten Weg aus Hessen auf sich, um sich das Trikot der Zweiten überzustreifen. „Den Weg nehme ich für diese tolle Mannschaft gerne in Kauf“, sagt er.
Dumm ist nur, dass er den Aufstieg am Sonntagabend nicht so ausgelassenen genießen konnte, wie seine Mitspieler es vielleicht konnten. Denn die Nachricht trudelte gerade ein, als Konieczny in Bundeswehr-Montur zu seiner Stationierung unterwegs war. Und in seiner Militärkluft, sagt er, dürfe er ja schließlich nichts trinken.
3. Andre Buchholz
Ebenfalls sehr außergewöhnlich war die abgelaufene Spielzeit für Andre Buchholz. Er erlebte in diesem Jahr nämlich gegen Mitaufsteiger Vatanspor Gevelsberg gleich zweimal bittere Momente. Alles fing mit der 0:1-Hinspiel-Pleite an. Denn ohne Fremdeinwirkung riss er sich bei einer Ballannahme die Achillessehne. Die Verletzung ist zwar nun kuriert, doch Probleme hat er weiterhin. „Ich denke, dass es das mit dem Fußball für mich war“, sagt er. Seine 34 Lebensjahre nagen an seinem Körper und zwingen ihn mit Schmerzen an der Ferse zum vorzeitigen Karriereende.
Die negativen Erinnerungen an die Gevelsberger wurden dann im Rückspiel vor zwei Wochen mit dem nachträglich aberkannten Sieg noch einmal erneuert. Auch wenn Vatanspor nichts verbrochen hat: Der Verein aus dem Stefansbachtal bleibt für Buchholz ein Unglückspflaster.
4. SC Wengern
Nicht nur Personen haben eine besondere Geschichte rund um den Aufstieg der Volmarsteiner Reserve geschrieben. Auch der SC Wengern II wird für immer einen Part rund um den SuS-Erfolg einnehmen. Denn gut auf den direkten Nachbarn sind die Kicker des SuS II nicht zu sprechen. Jeder aus dem Team fängt bei Gesprächen über den Aufstieg schnell ungefragt an, sich über den Lokalrivalen aufzuregen.
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Im Mittelpunkt dessen steht die gemeinsame Aufstiegsfeier der Wengeraner mit Vatanspor Gevelsberg. Wegen einer Klubfreundschaft haben die beiden Vereine zusammen den Gang in die B-Liga bejubelt. Eine Zusammengehörigkeit, die Volmarstein in Frage stellt – und die für ordentlich Verstimmungen gesorgt hat.
„Sportlich ist Wengern aufgestiegen, menschlich sind sie vier Ligen abgestiegen“, sagt beispielsweise Torjäger Markus Pielot. „Ich bin enttäuscht über ihr Verhalten“, schiebt Trainer Heinz Off hinterher. Als „unterste Schublade“ kritisiert Buchholz das Verhalten des Nachbarn. Nicht förderlich war zudem, dass Wengern II bei dem letzten Saisonspiel des Lokalrivalen mit Aufstiegs-T-Shirts vor Ort war.
Da kommt es gelegen, dass es mit dem unverhofften Aufstieg in der kommenden Spielzeit zum direkten Aufeinandertreffen kommen wird. Eine Möglichkeit, sich auf dem Platz und sportlich für die Fete des Gegner zu revanchieren. Bis dahin muss sich Volmarstein allerdings in Geduld üben. In der Zwischenzeit könnten sie ja mit Vogelsang II, die ebenfalls nachträglich aufgestiegen sind, auch eine Fete feiern, wie die Wengeraner es traten – das sagt zumindest Pielot mit einem Augenzwinkern in Hinblick auf eine spontane Klubfreundschaft.
5. Markus Pielot
Nicht nur wenn es um Wengern geht, hat Markus Pielot mit seiner Meinung sich einen Platz unter den fünf Geschichten, die der Aufstieg schrieb, ergattert. Auf dem Feld selber sorgte er mit einer Glanzleistung nach der anderen für mächtig Torgefahr. Der Angreifer wurde mit 42 Treffern zum wichtigsten Offensivakteur der Volmarsteiner in dieser Saison.
Und das trotz seines vergleichsweise hohen Alters. „Mit fast 37 Jahren ist es nicht mehr so einfach wie früher“, erzählt der beste Torschütze der vergangenen C-Liga-Spielzeit. Doch Pielot wollte sich noch einmal selber beweisen, was er noch auf dem Kasten hat. „Die ganzen Tore waren mir deswegen enorm wichtig.“, sagt er.
Mit seinen Buden ist er dabei in Bereiche vorgestoßen, in denen er vorher noch nie unterwegs war. Bisher lag sein Bestwert bei 25 Treffern, doch das ist schon fast zehn Jahre her. Jetzt, eine gefühlte Ewigkeit später, war Markus Pielot eben zur richtigen Zeit in der Form seines Lebens. Damit ist er Teil einer Mannschaft, die auf viele verschiedene Wege ein kleines Stück Vereinsgeschichte geschrieben hat – und wenn es gut läuft, können die Volmarsteiner in der nächsten Saison ein weiteres geschichtsträchtiges Kapitel folgen lassen.