Hagen. Trotz vieler Ausfälle erkämpft sich Handball-Zweitligist Eintracht Hagen einen Sieg gegen TuSEM Essen. Die Stimmung beeindruckt auch Trainer Neff

Sie hatten nichts zu verlieren. Ersatzgeschwächt gingen die Zweitliga-Handballer des VfL Eintracht Hagen in das Duell gegen den Tabellenvierten und haushohen Favoriten TuSEM Essen. Doch was die Volmestädter zeigten war beeindruckend. Mit einer unglaublichen Willensleistung siegte die Mannschaft von Trainer Stefan Neff mit 32:28 (16:10). Der Mann des Abends war Mats Grzesinski. Mit 17 (!) Paraden brachte er nicht nur die Essener zur Verzweiflung, sondern auch die Krollmann Arena mit ihren über 900 Zuschauern zum Beben.

Mit Theo Bürgin, Niko Bratzke, Julian Athanassoglou und Grzesinski im Tor startete die Eintracht mit einem jungen Team in die Partie, begegnete den Essenern aber gleich auf Augenhöhe. Und auch der zwischenzeitliche Ausfall von Bratzke, der sich am Finger verletzte, konnte den Fluss im Spiel nicht stoppen.

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Denn die Eintracht schaffte es, die Außen der Essener, vor allem TuSEMs Toptorschützen Noah Beyer, aus dem Spiel zu nehmen. Nach einer ausgeglichenen Anfangsphase setzten sich die Hagener Stück für Stück ab. Auch dank elf Paraden von Grzesinski führte das Neff-Team zur Halbzeit mit 16:10. Doch der Eintracht-Coach warnte seine Mannschaft noch in der Kabine – und das mit Recht.

Eintracht verhindert die Wende

Immer weiter kämpfte sich das TuSEM-Team heran, nutzte auch Zeitstrafen gegen die Eintracht klug aus. Dennis Szczesny verkürzte schließlich auf 19:20 (40.) aus Sicht der Gäste. Es hätte die Wende sein können. Doch eine erneute Parade von Grzesinski weckte die Hagener wieder auf. Mit einem 3:0-Lauf verschafften sich die Hausherren wieder etwas Luft und zogen im Anschluss auf 24:20 (45.) davon.

Pouya Norouzi (am Ball) erzielt für die Eintracht zehn Tore.
Pouya Norouzi (am Ball) erzielt für die Eintracht zehn Tore. © Unbekannt | Sebastian Lahmer

Ein entscheidender Punkt, wie auch TuSEM-Trainer Jamal Naji betonte: „Wir hatten das Momentum eigentlich auf unserer Seite. Aber Hagen hat standgehalten.“ Und das auch, weil die Stimmung in der Krollmann Arena aufseiten der Hausherren war. „Ich habe selten so eine Atmosphäre in der Halle erlebt“, freute sich Eintracht-Trainer Neff und ergänzte: „Es hat unfassbar viel Spaß gemacht und wir wollten weiter nachlegen.“

„Seine Leistung war überragend“

Und das taten sie auch auf dem Feld: Als Essens Eloy Morante Maldonado in der 55. Minute zum Siebenmeter antrat und Eintrachts Grzesinski auch diesen mit dem Fuß an die Decke lenkte, hielt der Torwart der Eintracht kurz fassungslos inne und Stütze die Hände in die Hüften. Es war seine 15 Parade im Spiel gegen den Topfavoriten – und die Halle stand Kopf. „Mats Leistung war überragend. Er war der Torwart, den wir in unserer Situation gebraucht haben“, sagte Neff, der neben Valentin Schmidt, Julian Renninger, Luca Klein, Alexander Becker und Damian Toromanovic auch auf Torwart Tobias Mahncke verzichten musste, der krankheitsbedingt ausfiel.

Trotz dieser Ausfälle stand am Ende der verdiente Derbysieg. Und die Hagener Zuschauer honorierten den Einsatz und die Leidenschaft, die das Neff-Team auf dem Feld gezeigt hatte. Sie verließen nicht schnell ihre Plätze, sondern spendeten den Spielern stehend Applaus. Welch ein Zusammenhalt nicht nur in der Mannschaft, sondern auch im Verein herrscht, zeigte die letzte Spielminute. Für einen Siebenmeter ging Grzesinski vom Feld, und überließ Wesley Umejiwgo den Platz zwischen den Pfosten. Und der Torwart aus der Reserve durfte bis zum Abpfiff auf dem Feld bleiben und sich im Anschluss feiern lassen.

Eintracht Hagen: Grzesinski (17 Paraden), Bürgin (3), Norouzi (10/1), Queckenstedt, Pröhl (4), Bratzke, Vorlicek (5), Athanassoglou (2), Gaubatz (5), Kister, Mestrum (2), Andrejew (1).