Herdecke/Wetter. Zu viele wollten kicken, auch auf abgesperrten Plätzen: So musste die Stadt Herdecke den ersten Sportplatz direkt wieder schließen:

Nach drei Monaten zum Teil wieder nutzbare Sportplätze, sonniges Frühlingswetter: Das letzte Februar-Wochenende lockte die Sportler in Herdecke und Wetter in größerer Zahl nach draußen, neben Parks, Harkort- und Hengsteysee oder Fahrradwege nun auch wieder auf die nach geänderter Corona-Schutzverordnung geöffneten Freiluft-Sportanlagen. Doch sie nutzten es nicht nur - wie auf den ausgebuchten Golfplätzen in Gevelsberg/Wetter und Herdecke - zum Individualsport mit reichlich Abstand. Fußballer - offenbar zum Teil von außerhalb angereist - nutzten geöffnete wie nicht geöffnete Plätze indes auch zum untersagten Mannschaftsspiel. Mit Konsequenzen: Zweimal rückte die Polizei an, die Stadt Herdecke hat mit dem Kalkheck den ersten Platz bereits wieder geschlossen.

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„Die Plätze in Herdecke sind voll, es ist eine Katastrophe.“ Anke Meckler beschreibt, wie sich die Öffnung der Freiluft-Sportplätze in Herdecke für den Individualsport am Wochenende ausgewirkt hat. Nicht nur Einzelsportler – Golfer, Läufer, Ruderer oder Kanuten - nutzten in den Sportzentren der Stadt die zurückerlangten Möglichkeiten zur Aktivität, es wurde auch fleißig Fußball gespielt. Und das keineswegs nur – wie die Corona-Schutzverordnung es verlangt – allein, zu zweit oder nur mit Personen des eigenen Hausstandes, sondern zum Teil in Mannschaftsstärke. „Die Leute kamen aus Hagen, Kirchhörde oder Wetter“, hat die Geschäftsführerin des FC Herdecke-Ende beobachtet, „in einem Fall waren es zwölf erwachsene Männer aus Witten.“ Und regelmäßig seien die Kicker über Zäune abgesperrter Anlagen gestiegen.

Die Kunstrasenplätze am Kalkheck waren nie geöffnet, nun hat die Stadt auch die Öffnung des Rasenplatzes (Mitte) zurückgenommen.
Die Kunstrasenplätze am Kalkheck waren nie geöffnet, nun hat die Stadt auch die Öffnung des Rasenplatzes (Mitte) zurückgenommen. © www.blossey.eu | Hans Blossey

Beim FC Herdecke-Ende zog man schnell die Notbremse und verwies in den Sozialen Medien darauf, dass die vereinseigenen Sportstätten auf der Sportanlage am Kalkheck weiter geschlossen seien. Dies betrifft die beiden Kunstrasenplätze, auch das städtische DFB-Minispielfeld war abgesperrt, lediglich auf dem Rasenplatz mit Laufbahn konnten sich die Sportler regulär tummeln. „Auch wenn die Städte ringsherum die Sportstätten für den Einzelsport öffnen, gilt dies für den FC Herdecke-Ende und den Mannschaftssport nicht“, erklärte Anke Meckler im Namen des Vereinsvorstands bereits am Samstagmorgen.

Keine Öffnung in Wetter

Nach der Änderung der Corona-Schutzverordnung NRW hatte die Stadt Herdecke in der letzten Woche die Sportanlagen unter freiem Himmel für den Sport allein, zu zweit oder ausschließlich mit Personen des eigenen Hausstandes bei einem Mindestabstand von fünf Metern wieder freigegeben. Benachbarte Städte mit höheren Infektionszahlen wie Wetter oder Hagen haben dies nicht getan.

Auch die Jugendabteilung des FC schloss sich an. „So sehr wir verstehen können, dass es die Kids lockt auf den beiden Kunstrasenplätzen kicken zu wollen. So wenig können wir jedoch verstehen und nicht akzeptieren, dass sie dafür über die Zäune steigen, Tore verschieben und möglicherweise auch Schaden anrichten“, heißt es: „Bitte tut dies nicht, bis es endlich offiziell wieder erlaubt ist, auf die Plätze zum offiziellen Training zu gehen.“

Kein angeleitetes Training

Beim Beschluss, die eigenen Plätze geschlossen zu halten, verwiesen die Ender ausdrücklich auf die Hinweise des Fußball- und Leichtathletik-Verband Westfalen, der betont hatte: „Die Öffnung für den Freizeitsport darf nicht zu einer kreativen Auslegung für den Vereins- und Mannschaftssport führen.“ Dabei hatte der FLVW sich auf die Definition der neuen Regelungen durch des Landessportbund NRW bezogen. „Wenn ein Fußballverein daraus ableitet, dass Spieler und Spielerinnen in größerer Zahl in nicht untereinander wechselnden Paaren Passtraining o.ä. absolvieren, ohne dabei eine Anleitung durch eine*n Trainer*in zu erhalten und wenn dabei zwischen den Paaren jeweils ein Abstand von 5 Metern eingehalten wird, dann entspricht das zwar noch dem Wortlaut der Verordnung, nicht aber ihrem Geist“, heißt es da: „Ein Sportbetrieb im Sinne eines angeleiteten Trainings ist nach Kenntnisstand des LSB NRW in der Staatskanzlei und im Gesundheitsministerium ausdrücklich nicht gewollt.“

Zweimal rückte die Polizei an

Zudem, das bestätigte Anke Meckler, habe es bereits zuvor mehrmals Fälle gegeben, dass Fúßballer über die Zäune geklettert und auf den gesperrten Plätzen gespielt hätten. Das sei Hausfriedensbruch, man werde in diesem Falle Ordnungsamt oder Polizei informieren, warnte der FC am Samstag, zweimal musste die Polizei am Wochenende anrücken. Einmal sei auch eine Vereinsmannschaft aus Hagen - hier sind die Plätze weiter gesperrt - angerückt, sagt die Geschäftsführerin: „Das geht gar nicht.“ Noch am Wochenende habe man Kontakt zu Bürgermeisterin Katja Strauss-Köster aufgenommen, die sich die Situation vor Ort angesehen habe. Am Montag bestätigte Stadt-Pressesprecherin Lena Siegel: „Die Öffnung von dem Sportplatz am Kalkheck wurde bereits heute zurückgenommen.“

Zu den anderen Herdecker Sportanlagen könne man dagegen aktuell noch nichts sagen. Auch am Bleichstein sind etwa in der letzten Woche Laufbahn, Kunstrasen-Platz und DFB-Minispielfelder geöffnet. Offenbar wurde dort aber - so der Eindruck eines Besuchs am Samstagmittag - nur in den erlaubten Kleingruppen mit Abstand gekickt.