Hagen/Kirchheim. ProA-Ligist Phoenix Hagen hat gegen Kirchheim alles in der Hand und verliert am Ende noch. Wie es nun um einen Platz für die Playoffs aussieht.
19 Punkte Führung kurz nach der Halbzeit, mehrere Ausfälle beim Gegner, der dazu noch mit Foulbelastung kämpfte: Phoenix Hagen hatte am Mittwochabend alle Trümpfe in der Hand, um die Kirchheim Knights zu besiegen und somit den Einzug in die Playoffs der 2. Basketball-Bundesliga ProA fast sicher zu haben. Doch irgendwie schafften es die Gäste, das Spiel noch herzuschenken. Phoenix lieferte eine völlig verunsicherte Leistung in der zweiten Halbzeit ab, was vor allem der überragende Knights-Guard Rohndell Goodwin (36 Punkte) ausnutzte. Mit 86:79 (35:51) ging die Nachholpartie des 25. Spieltags an die Knights.
Phoenix Hagen vorerst nicht im Playoff-Ranking
Phoenix verharrt somit auf dem neunten Tabellenplatz. Die Nürnberg Falcons, die kurz zuvor gegen Paderborn unterlagen, sind auf Rang zehn abgerutscht, während die Eisbären Bremerhaven sich auf Platz acht schoben, der zur Playoff-Teilnahme berechtigt. Mit einem Sieg am Samstag in Quakenbrück kann Phoenix den Endrunden-Einzug noch klar machen, ist aber auch von den Ergebnissen der Konkurrenten abhängig.
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„Unsere Enttäuschung über die vertane Chance ist riesig“, ärgerte sich Hagens Trainer Chris Harris nach Spielschluss. „So gut unsere erste Hälfte war, so tough ist die zweite Halbzeit gegen uns gelaufen.“
Der Start gehörte den Baden-Württembergern, die auf drei Leistungsträger verzichten mussten. 8:2 hieß es bereits in der zweiten Minute, nachdem Goodwin aus der Distanz verwandelte. In der siebten Minute war es erneut der US-Guard, der per Korbleger auf 17:10 erhöhte. Phoenix, diesmal ohne Shawn Occeus (Reizung im Knie), war noch nicht ganz auf der Höhe, doch das änderte sich im zweiten Viertel. Mit mehr Engagement in der Verteidigung sowie beim Zug zum Korb übernahmen die Gäste die Kontrolle.
Hagener spielen grandioses zweites Viertel
Marquise Moore schloss trotz Fouls zum 28:28-Ausgleich ab (12.), ehe Karrington Ward per Dreier die erste Hagener Führung besorgte (28:31/13.). Auch Marcel Keßen und Dominik Spohr waren bestens aufgelegt, erzielten in Halbzeit eins gemeinsam 29 Punkte. Zudem riss CJ Walker viele Lücken in die Kirchheimer Verteidigung, während die eigene Defensive bissig agierte und die Knights zu Fehlern zwang.
Phoenix zog bis zum Ende des zweiten Viertels auf 35:51 davon und profitierte auch noch davon, dass Knights-Guard Karlo Miksic wegen zu viel Meckerei an einer Schiedsrichterentscheidung des Feldes verwiesen wurde. Nach der Halbzeitpause erhöhte Paul Giese direkt auf 35:54, aber das ließ Kirchheim keineswegs resignieren.
Goodwin nimmt Phoenix-Defense auseinander
Phoenix bekam Goodwin einfach nicht in den Griff, ließ dem US-Amerikaner zu viel Platz. In der 26. Minute traf er seinen zweiten Dreier hintereinander und zwang Hagens Coach Chris Harris zur Auszeit (54:64). Auch den bulligen Yasin Kolo (insgesamt 22 Punkte), der Phoenix schon zu Beginn der Saison viele Probleme unterm Korb bereitete, konnten die Westfalen nicht bremsen. Mit zwei Freiwürfen des Centers war der Kirchheimer Rückstand einstellig (58:66/28.). Nun waren auch die Knights-Fans zurück im Spiel, und das erst recht, als Goodwin zu Beginn des vierten Viertels auf 65:68 verkürzte.
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Bei den Hagenern machte sich Verunsicherung breit. Ein Führungsspieler, der das Heft nun in die Hand nehmen konnte, suchte man vergeblich. Immerhin Ward traf noch zwei Dreier in Folge zum 68:76 (35.) – Kirchheim nahm eine Auszeit. Aber anstatt die lange Schwächephase nun endgültig zu beenden, waren die Hagener völlig von der Rolle. Die Knights beendeten das Spiel unter großem Jubel mit einem 18:3-Lauf, in welchem Goodwin ein weiteres Dutzend Zähler erzielte. Phoenix ballerte weiter munter aus der Distanz (Spohr 2/11 Dreier), anstatt foulbelastete Kirchheimer am Korb zu attackieren und müde zu spielen. So gewannen die Knights noch – allen Widrigkeiten zum Trotz.
„Wir haben offensiv kaum mehr einen ordentlichen Rhythmus gefunden und unsere teils freien Dreier nicht mehr getroffen. Auf der anderen Seite ist Rohndell Goodwin dermaßen schnell heiß gelaufen, dass wir nur noch zusehen konnten, wie das Momentum auf die Seite der Knights kippte“, erkannte Chris Harris.
+++ Punkteverteilung +++
Phoenix: Giese (7), Keßen (18), Walker (12), Daubner, Ward (16), Penteker, Spohr (20), Moore (6), Moreaux, Baumann.
Beste Kirchheimer Scorer: Goodwin (36, 10 Rebounds), Kolo (22).