Hagen. Faustballer Philipp Müller trägt seine Liebe zum Sport unter der Haut – auch dank Wettschulden. Doch von seinen Teamkameraden wurde er enttäuscht

Wettschulden sind Ehrenschulden. So sieht das auch Philipp Müller, Faustballer im Bundesliga-Team des TSV Hagen 1860. Doch der 31-Jährige wurde hängengelassen – von seinen eigenen Mannschaftskollegen. In einer neuen Folge unserer Serie „Unter meiner Haut“ erzählt uns der Sportler die Geschichte hinter seinen Tattoos, warum er von seinen Mannschaftskollegen eine Reaktion erwartet und wieso Auswärtsfahrten zu neuen Ideen führen.

Den Blick auf den Ball: Faustball spielt im Leben von Philipp Müller eine wichtige Rolle. Der 31-Jährige läuft inzwischen für den TSV Hagen 1860 in der Bundesliga auf und nimmt erfolgreich an den Deutschen Meisterschaften teil. Seine Verbindung zum Sport ist deshalb auch als Tattoo unter der Haut verewigt.
Den Blick auf den Ball: Faustball spielt im Leben von Philipp Müller eine wichtige Rolle. Der 31-Jährige läuft inzwischen für den TSV Hagen 1860 in der Bundesliga auf und nimmt erfolgreich an den Deutschen Meisterschaften teil. Seine Verbindung zum Sport ist deshalb auch als Tattoo unter der Haut verewigt. © DFBL | U. Spille

Die Motive

Wenn man sich den linken Arm von Philipp Müller anschaut, dann merkt man schnell, für welche Sportart das Herz des 31-Jährigen schlägt: Auf der linken Schulter prangt ein schwarzes Faustball-Männchen, das Logo seines Heimatvereins TV Kredenbach-Lohe/TuS Dahlbruch. Den Bizeps des gleichen Arms ziert der Spruch: „Wenn du alles gibst, kannst du dir nichts vorwerfen“, eingerahmt von „why do we fall“ (warum fallen wir). Auf der Rückseite des Armes prangt eine Medaille der Deutschen Faustball-Liga (DFBL). Den rechten Arm ziert an gleicher Stelle eine Espressotasse.

Die Bedeutung

Inzwischen spielt Philipp Müller mit dem TSV Hagen 1860 im Oberhaus der Faustballer, feierte den Gewinn der Silbermedaille bei den Deutschen Meisterschaften und blickt auf die anstehende Heim-DM im Frühjahr. Doch so voller Freude und Euphorie war seine sportliche Laufbahn nicht immer.Zwei schwere Verletzungen warfen ihn zurück: Erst brach er sich das Kahnbein, dann einen Wirbel – beides passierte ihm nicht beim Faustball, sondern bei anderen Sportarten. Sogar ein Karriereende musste er kurzzeitig in Erwägung ziehen. In dieser Zeit fand ein Zitat aus dem Batman-Film Platz auf seinem Arm. Mit dem Schriftzug: „Why do we fall“ wollte sich der Sportler daran erinnern, dass er nach einem Rückschlag auch wieder aufstehen muss.

Passend dazu fand ein Zitat von Dirk Nowitzki auf seiner Haut Platz: „Wenn du alles gibst, kannst du dir nichts vorwerfen.“

Zweimal verpasste Müller mit seinem Team einen möglichen Aufstieg. „Da hadert man dann doch schon“, gibt er offen zu. Aber das Zitat des Basketball-Superstars machte ihm Mut.

Mit seinem Heimatverein, der TV Kredenbach-Lohe/TuS Dahlbruch, verbindet Müller mehr als nur die Liebe zum Faustball. Denn durch ihn kam er zu seinem nächsten Tattoo: Das Wappen ziert seinen rechten Arm. „Es war eine Wette mit meinem Mitspieler André Hahn. Wir haben gesagt, wenn wir es schaffen, uns mal für eine Deutsche Meisterschaft zu qualifizieren, dann verewigen wir das Logo unseres Heimatvereins auf uns, als Erinnerung.“

Wirklich realistisch kam ihm das aber selbst nicht vor: „Wir sind ein kleiner Dorfverein gewesen, die Idee war total außer Reichweite.“ Und doch sollte es dem 31-Jährigen schließlich gelingen.

Und dann mussten wieder neue Ziele her: Sollte er eine Medaille bei Deutschen Meisterschaften gewinnen, würde diese ebenfalls auf seiner Haut verewigt. Gemeinsam mit zwei Mannschaftskollegen des TSV Hagen 1860 ging er diese Wette ein. „Auf den langen Auswärtsfahrten hat man viel Zeit zum Reden und Nachdenken. Da entstehen dann solche Ideen“, gibt Müller mit einem Schmunzeln zu. Im September 2021 war es dann soweit: In Brettorf gewinnen die Hagener die Silbermedaille. Und so ziert nun die abgewandelte Abbildung der Medaille die Rückseite von Müllers Arm, darüber prangt der Schriftzug „hagenfreude“, in Anspielung auf das TSV-Team. Doch pikant: Als einziger löste Müller seine Wettschulden ein, die restlichen Teammitglieder haben sich noch nicht tätowieren lassen. „Sehr schwach“, mahnt der 31-Jährige an.

Die Silbermedaille der Deutschen Meisterschaft 2021 hat Philipp Müller von nun an auch immer unter der Haut dabei.
Die Silbermedaille der Deutschen Meisterschaft 2021 hat Philipp Müller von nun an auch immer unter der Haut dabei. © Unbekannt | Privat

Während der linke Arm vor allem dem Sport gewidmet ist, kam auf dem rechten nun noch etwas anderes hinzu: Eine Espressotasse. „Ich trinke einfach sehr gerne Kaffee“, erzählt Müller.

Die Stelle

Mit seinen Tattoos will der Faustballer nicht hausieren gehen: „Ich habe die Stellen ganz bewusst so gewählt, dass man sie nicht sieht, wenn ich nicht möchte.“ Ein Problem mit ihnen hat er aber auch nicht, im Gegenteil: „Ich finde Tätowierungen schon länger schön und auch ästhetisch. Von daher ist es dann auch nicht schlimm, wenn man sie doch sieht.“

Die Reaktionen

Viele Reaktionen gab es auf seine Körperkunst bisher nicht. „Nur in den Faustball-Kreisen wird man drauf angesprochen“, erklärt Müller, der von dort durchweg positive Resonanzen erhalten habe. Seine Familie sei hingegen vor allem neutral eingestellt gegenüber seiner Körperkunst.

Nächste Idee

Und gibt es schon neue Ideen? Denn ein besonderes Highlight steht in diesem Jahr für die Faustballer auf jeden Fall an: Die Hagener richten Mitte März die Deutsche Meisterschaft aus. Bis zu 2000 Zuschauer werden zu den Endrunden am Ischeland erwartet. Zeit, um weitere Wetten abzuschließen? „Ein, zwei Ideen sind auf jeden Fall da“, gibt Müller mit einem Schmunzeln zu. Erst mal seien allerdings seine Teamkollegen dran. Denn Wettschulden sind bekanntlich Ehrenschulden.

Den Heimatverein immer dabei: Beim TV Kredenbach-Lohe/TuS Dahlbruch fing Philipp Müller an, nun ziert das Vereinslogo seine Schulter
Den Heimatverein immer dabei: Beim TV Kredenbach-Lohe/TuS Dahlbruch fing Philipp Müller an, nun ziert das Vereinslogo seine Schulter © Unbekannt | Privat